Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe A. O. Heinlein
Vom Netzwerk:
herum, bevor er antwortete. »Ich … Mensch … so ein Dreck … Jeanne … liegt in Dublin im Krankenhaus, Idwood.«
    »In Dublin? Was ist mit ihr, Kevin, verdammt?«
    »Es hat sie schwer erwischt! Sie wollte vom Shannon Airport nach London zurückfliegen. Vor dem Flughafengebäude gab es einen Verkehrsunfall, in den auch ihr Taxi verwickelt wurde.« Kevins Stimme war die Verzweiflung deutlich anzuhören.
    Idwood fuhr sich mit der Hand übers Gesicht.
    Jeanne, o Jeanne!
    »Was heißt das, es hat sie schwer erwischt?« fauchte er in die Sprechmuschel. »Ist sie bei Bewußtsein?«
    »In der Hinsicht kann ich dich beruhigen. Sie ist nicht mehr in Lebensgefahr, wenn du das meinst. Brüche, Prellungen, Gehirnerschütterung. Was man so davonträgt, wenn man von einem Auto erwischt wird.«
    »Moment mal, Kevin. Du hast doch eben erst gesagt, ihr Taxi sei in einen Unfall verwickelt worden. Was redest du denn jetzt von Auto?«
    »Sie ist aus dem Taxi ausgestiegen und dabei von einem Auto angefahren worden, das zuvor mit einem anderen Fahrzeug zusammengestoßen war. Aber ich kann mich auch nur auf die Schilderungen des Dubliner Oberarztes verlassen, der mich angerufen hat. Du warst ja nicht zu Hause«, fügte Micheals in einer Mischung aus Vorwurf und Entschuldigung hinzu.
    Idwood runzelte die Stirn. Die Unfälle häuften sich in letzter Zeit doch beträchtlich. Irgendwie gefiel ihm das alles überhaupt nicht.
    »In welchem Krankenhaus liegt sie?«
    »Im St. Patrick's Hospital in Dublin. Wahrscheinlich ist sie inzwischen aus der Intensivstation raus. Aber die genaue Zimmernummer kenne ich nicht.«
    »Alles klar, und danke, Kevin. Ich rufe dich aus Dublin an, wenn ich Jeanne gesehen habe.«
    »Das wär nett, Idwood, wirklich. Richte ihr bitte Grüße aus, ja?«
    »Das ist doch klar!« beruhigte ihn Green und legte den Hörer auf. Dann erhob er sich kopfschüttelnd und ging in die Küche, um sich ein Glas Drambuie einzuschenken. In Situationen wie dieser wirkte der schottische Likör Wunder. Er putzte zuerst den Rachen und dann das Hirn frei.
    Mit dem Glas in der Hand kehrte er auf die Couch zurück und versuchte, die neuen Erkenntnisse zu strukturieren und Fragen zu formulieren, die er zur Zeit nicht beantworten konnte.
    Was hatte dieser Efrem Blunstone, den Stan im Visier hatte, mit Charles Kossoff zu tun?
    Was hatte Jeanne herausgefunden?
    Wo war Angela MacRae?
    Wieder ging er zum Telefon. Aber auch dieses Mal nahm in Jeannes Wohnung niemand den Hörer ab.
    Vielleicht war sie inzwischen wieder in ihre eigene Wohnung zurückgekehrt? Green warf einen Blick in sein Notizbüchlein und wählte dann Angela MacRaes Nummer. Fehlanzeige!
    Green sprang von der Couch auf und begann sich anzuziehen. Er hatte ein äußerst ungutes Gefühl in der Magengegend. Die Mädels waren da in etwas hineingeschlittert, das offensichtlich höchst gefährlich war.
    Im Eiltempo raste er zu Jeannes Wohnung, die er mit seinem Reserveschlüssel aufschloß. Drinnen sah es aus, als hätte ein Tornado gewütet.
    Der Fernseher machte einen implodierten Eindruck, die Vitrinenscheiben der beiden antiken Schränke waren zerstört, und auf dem Teppich blinkten die zerborstenen Überreste einiger Trinkgläser.
    Hm, dachte Green, wieso ist denn das ganze Glaszeug kaputt? Durchsucht hat man die Wohnung nicht! Vielleicht waren das Kampfspuren?
    »Angela? Bist du da?«
    Nichts. Niemand da.
    Wo war das Mädel bloß?
    Idwood verließ beunruhigt die Wohnung und kehrte zu seinem Wagen zurück. Vielleicht hatte Angela ja tatsächlich Heimweh bekommen und wieder ihre eigenen vier Wände aufgesucht, überlegte er. Nachsehen kostete ja nichts.
    Wenig später erreichte er das dreistöckige Haus in Kensington, in dem Angela MacRae normalerweise wohnte. Nach mehrmaligem Klingeln und Klopfen an ihrer Wohnungstür gab er es auf. So ging's nicht.
    Er warf einen prüfenden Blick auf das Türschloß. Nur zugezogen, nicht abgeschlossen, dachte er befriedigt und fischte eine Scheckkarte aus dem Portemonnaie. Vorsichtig blickte er sich nach allen Seiten um und drückte dann die Plastikkarte in den Türschlitz. Zwei Sekunden später war die Tür offen. Er schlüpfte in die Wohnung und zog die Tür hinter sich zu.
    Erschrocken blieb er stehen. Die Wohnung war ein einziges Chaos. Hier hatte jemand etwas gesucht, das war klar. Angelas Apartment sah aus wie das ihres Bruders in New Haven. Alles war durcheinandergeworfen, die Sitzmöbel waren aufgeschlitzt, alle Schränke

Weitere Kostenlose Bücher