Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe A. O. Heinlein
Vom Netzwerk:
versucht, dieses Mißgeschick zu vertuschen. Vielleicht hat Kossoff versucht, Blunstone zu erpressen.«
    »Hm«, machte Lundquist. »Findet sich dafür ein Hinweis in Kossoffs Buch?«
    Green schüttelte den Kopf. »Nicht direkt. Aber ich denke, wenn wir genau wüßten, was da schiefgegangen ist, könnten wir sicher genauer abschätzen, ob an dieser Erpressertheorie was dran ist oder nicht.«
    »Kann ich mal einen Blick in das Buch werfen?«
    Green nickte. »Ich bitte dich sogar darum, Stan. Allerdings geht das erst heute nachmittag. Da ich dich wegen deines Engagements hier in Limerick nicht so einfach aufsuchen wollte, habe ich das Buch einem alten Freund von mir gegeben, Sam O'Brien. Er wollte sich eine fachliche Meinung zum Inhalt der Aufzeichnungen bilden. Er kommt heute nach Dublin. Wir werden ihn kurz nach Mittag vom Flugplatz abholen.«
    »Sam O'Brien? Der Glykosylierungsfritze?« fragte Lundquist erstaunt.
    »Kennst du ihn etwa auch?«
    »Kennen ist das falsche Wort. Ich hab ihn mal auf einem Kongreß gesehen, als er einen Vortrag hielt, und natürlich ein paar Papers von ihm gelesen. Ich wußte nicht, daß er ein Freund von dir ist.«
    »Wir haben zusammen promoviert. Ist schon lange her!«
    »Na komm, übertreib nicht!« lachte Lundquist. »So alt ist der Herr ja nun doch noch nicht!«
    Green schmunzelte leicht. Dann fiel ihm noch etwas ein. »Sag mal, Stan, weißt du denn nun, warum man deinen Freund Stephen Montgomery beseitigt hat?«
    Ein Schatten glitt über das Gesicht des Australiers. Er schüttelte langsam den Kopf. »Nein, bisher noch nicht. Alles, was ich weiß, ist, daß er hinter Blunstone her war. Du mußt wissen, daß dieser Kerl in Australien einschlägig bekannt ist. Er war dort auch mal Geschäftsführer einer ähnlichen Firma wie Interclone und hat sich durch Politikerbestechung und Umgehung störender Sicherheitsbestimmungen einen zweifelhaften Namen gemacht. Kay hat ihn nur laufen lassen, weil der Ruf der australischen Regierung auf dem Spiel stand.«
    »Tja«, nickte Green, »im Schatten der Politiker laufen viele halbdunkle Sachen ab.«
    »Das kann man wohl sagen! Immerhin, mehr weiß ich noch nicht! Montgomery hat leider keine weiterführenden Aufzeichnungen hinterlassen.«
    »Hm, was wäre denn, wenn Blunstone hier dieselbe Nummer abgezockt hätte?« fragte Green grübelnd.
    »Was, du meinst … Politikerbestechung? Hier, in Irland?«
    »Nein, nicht hier in Irland, Stan. In England, in London, Whitehall, St. James' Square, wenn du weißt, was ich meine!«
    Lundquist sah Green verblüfft an. »Ich denke, du meinst die Royal Army. Aber was spricht dafür?«
    Green schürzte die Lippen. »Nun, erstens fehlen die entsprechenden Unterlagen in Blunstones Schrank. Hast du gesagt!«
    »Sag ich auch weiter. Was noch?«
    »Nun, die Leute, die dich entführt haben!«
    »Wieso, was ist mit denen?«
    »Hast du dich noch nicht gefragt, was ich vorhin getrieben habe, während du mit meinem Auto abgehauen bist?«
    »Doch«, meinte Lundquist, »aber ich bin noch nicht dazu gekommen, dich danach zu fragen.«
    »Nun, ich habe mir deine Entführer einmal genauer angesehen!« erläuterte der Engländer.
    Lundquist lächelte. »Und, wie sahen sie aus? Gefährlich?«
    »Nein, Stan, nicht gefährlich, bekannt! Sie sahen bekannt aus!«
    »Nämlich? Nun mach's nicht so spannend!«
    »Verdammt, es ist spannend! Es waren Leute vom Abwehrdienst der Army!«
    Lundquist brauchte einige Sekunden, um diese Nachricht zu verdauen. »Oho!« kommentierte er dann verblüfft. »Der britische Geheimdienst? Das ist ja ein Ding!« Er blickte seinen Freund an. »Was sagt eigentlich der britische Geheimdienst, wenn ein eigener Agent den Kollegen in die Parade fährt?«
    Green zuckte die Achseln. »Ich vermute, sie reagieren sauer. Aber dazu müssen sie erst wissen, daß ich bei dieser Sache mitspiele.«
    »Du glaubst wirklich, die wüßten das nicht? Wenn du dich da mal nicht täuschst! Sir Ronald ist doch bestimmt informiert darüber, was du zur Zeit treibst, oder nicht?«
    Green wiegte den Kopf. »Nicht ganz präzise, möchte ich mal sagen. Außerdem habe ich das merkwürdige Gefühl, daß Sir Ronald nichts von der ganzen Angelegenheit weiß. Er hat mir anfangs zwar nahegelegt, mich nicht weiter mit dem Fall Kossoff zu befassen, dann seinen Widerstand aber aufgegeben. Ich glaube, seine Ressentiments beruhten einzig und allein auf der unerledigten Affäre in Wien. Danach hat er kein Wort mehr über meine Eskapaden verloren. Er

Weitere Kostenlose Bücher