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Der Insulaner

Der Insulaner

Titel: Der Insulaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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in Omia seinen Unterhalt durch seine Kriegskunst bestreiten zu können.
    Er hatte sich gefragt, wovon sie sich unterwegs ernähren sollten, denn das grobe Schrotmehl und die Trockenfrüchte, die sie mitgenommen hatten, erschienen ihm mehr als dürftig bei einer so anstrengenden Reise. Er hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen. Bei jeder Rast strömten Bauern und Dorfbewohner herbei, um ihre Waren anzubieten, so dass immer genügend frische Milch, Fleisch, Käse, Obst und Gemüse vorhanden waren. Sogar Fische aus den umliegenden Bächen und Flüssen wurden ihnen angeboten. Gab es gar eine Taverne in der Nähe, tauchte früher oder später ein von Nusks gezogener Karren auf, auf dem sich Wein- und Bierkrüge befanden.
    »Es gefällt mir bedeutend besser, als ich zu hoffen wagte«, erklärte Hael, während er an einer knusprigen Kaggarippe nagte.
    Shong grinste. »Bis jetzt sicherlich. Wir befinden uns in einem reichen Land, und um diese Jahreszeit gibt es Speisen in Hülle und Fülle. Warte, bis wir das Gebirge erreichen, wo die Männer blutige Fußspuren im Schnee hinterlassen und du Eis schmelzen musst, um Trinkwasser zu bekommen. Am schlimmsten aber wird es, wenn wir die Wüste durchqueren müssen. Dann wirst du froh sein, wenn dich eine Handvoll Schrotmehl und ein paar getrocknete Beeren vor dem Tod retten.«
    »Das hört sich wie eine harte Prüfung an«, meinte Hael. »Als ich noch ein Kind war, regnete es ein ganzes Jahr lang nicht. Im nächsten Jahr wurden die Kaggas von blutigem Ausfluss befallen. Sie waren durch die Trockenzeit sehr geschwächt und starben wie die Fliegen. Dieses Los teilten unzählige meiner Stammesangehörigen.«
    »Gut«, grunzte Shong. »Ich meine nicht, dass es gut ist, dass dein Volk starb, sondern dass du weißt, was Hunger bedeutet. Manche dieser Stadtleute kennen die Welt außerhalb der sicheren Mauern überhaupt nicht. Sie verzehren ihre Rationen und beschweren sich unablässig. Mit solchen Burschen hatte ich schon mehr Ärger als mit Wegelagerern.«
    »Kannst du sie nicht einfach fortschicken?« fragte Hael.
    »Wenn ich das nur könnte!« rief Shong und streckte die Hände gen Himmel, als wolle er die Götter um Beistand bitten. »Wenn es sich um einen Viehtreiber handelt, kann ich ihn auspeitschen oder vertreiben lassen. In ganz üblen Fällen greife ich sogar zum Schwert. Aber meistens sind die größten Jammerlappen jene, die in Kasin viel Einfluss haben.« Er warf den leicht angetrunkenen Händlern und Regierungsbeamten, die auf der anderen Seite des Feuers saßen, einen bösen Blick zu. Choula, der Kartograph war dabei, Gilipas, der Priester und Botschafter und ein Arzt namens Tuvas.
    »Denkst du, Choula wird dir Schwierigkeiten bereiten?« Hael hoffte, Shong würde die Frage verneinen, da ihm der Mann gut gefiel.
    »Nein.« Shong wischte mit der Hand die Krümel von seinem langen Gewand. »Ich bin schon vorher mit ihm auf Reisen gewesen. Er bereitet nur Umstände, wenn er so in seine Arbeit vertieft ist, dass er vergisst zu essen oder ihm die Zehen abfrieren, während er eine Landkarte zeichnet. Nein, die üblichen Unruhestifter sind Leute wie Gilipas, der sein Leben lang verwöhnt wurde und wirklich dämlich ist. Ein paar der Händler sind auch nicht besser, denn ihre Handelserfahrung erstreckte sich bisher auf die Lagerhäuser der Stadt und nicht auf ferne Länder, in denen man neue Waren und Märkte auftun muss.«
    Doch jetzt, zu Beginn der Reise, gab es kaum Probleme, und jeder Tag war höchst interessant. Hael gewöhnte sich so sehr ans Reiten, dass er bezweifelte, ob er jemals wieder freiwillig zu Fuß reisen würde. Nachdem sie die Felder hinter sich gelassen hatten, wurde die Landschaft rauer und schöner, und in der Ferne erblickten sie das Gebirge. Die Berggipfel, die teilweise mit Schnee bedeckt waren, kamen Hael unglaublich hoch vor, aber seine Gefährten versicherten ihm, dass die Berge, die mehrere Reisewochen weiter östlich lagen, das vor ihnen liegende Gebirge hoch überragten und es wie eine Hügellandschaft aussehen lassen würden.
    Auf der Hochebene spürte Hael die Anwesenheit der Geister aller Lebewesen deutlich – welch eine Erleichterung nach den innerhalb der Stadtmauern erstickten Gefühlen. Doch kam es ihm vor, als sei die übersinnliche Aura nicht so stark wie auf Gale, sondern ein wenig mehr verteilt. Außerdem war er ein Fremder in diesem Land. Wohin er den Blick auch wandte, überall entdeckte er Wildtiere wie Krummhörner, Gabelhörner,

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