Der Ire
geschafft!«
Fletcher stieß den Postsack vor sich an. »Wieviel haben wir schätzungsweise erwischt?«
»Das kann ich dir genau sagen«, antwortete Morgan. »Ich habe nur noch nicht nachsehen können.« Er holte das Quittungsbuch aus der Brusttasche seiner Uniform. »Hier steht ›Sendung wird eingestampft‹«
»Also lauter alte Scheine«, stellte Fletcher fest. »Genau was wir brauchen.«
»Sack Rs3, fünfundvierzigtausend in Einpfundscheinen, fünfundzwanzigtausend in Fünfern. Sack Rs4, fünfzigtausend in Einpfundscheinen, zwanzigtausend in Fünfern.«
»Donnerwetter!« meinte Fletcher ehrfürchtig. »Hundertvierzigtausend Pfund in alten Scheinen!«
»Nicht übel«, stimmte Morgan zu. »Das wären über fünfundvierzig Mille pro Mann, wenn man zu dritt teilt.« Er grinste. »Ein interessanter Gedanke.«
»Komm, wir sehen einmal hinein!« sagte Fletcher aufgeregt und griff nach dem Sack. Aber Rogans Stiefel traf seine Hand.
Fletcher knurrte wütend, warf sich herum und sah in eine Pistolenmündung. »Colum O'More öffnet die Säcke, sonst niemand.« Rogans Waffe blieb auf Fletchers Stirn gerichtet. »Noch einen Versuch dieser Art, dann knallt's. Darauf kannst du dich verlassen!«
15
Auf dem Parkplatz vor Rigg Station standen mehr Autos als je zuvor, und als Vanbrugh an die Rampe trat, sah er einen weiteren Streifenwagen heranrollen.
Zwei Sanitäter kamen aus dem Gepäckraum. Sie trugen den Fahrer des Geldtransportwagens auf einer Bahre. Zwei weitere folgten ihnen mit dem Beifahrer. Vanbrugh stopfte sich eine Pfeife, während er beobachtete, wie die beiden in den Krankenwagen geladen und abtransportiert wurden.
Vanbrugh und Dwyer waren zufällig in Kendal bei Inspektor Gregory gewesen, um mit ihm über ihren vergeblichen Besuch auf dem Postamt zu sprechen, als aus Rigg Station angerufen wurde. Vanbrugh hatte seinen Kollegen Gregory nicht nur aus beruflichem Interesse begleitet.
Als er sich jetzt seine Pfeife anzündete, kam Dwyer aus dem Gepäckraum. »Eine kaltblütige Bande. Das muß man ihnen lassen. Diese Frechheit, vom Zug aus die Übergabe des Geldes melden zu lassen!«
»Dahinter steckt ein kluger Kopf«, gab Vanbrugh zu.
Dwyer zögerte, bevor er hinzufügte: »Kommt Ihnen diese Arbeitsweise nicht auch bekannt vor, Sir?«
Vanbrugh seufzte schwer. »Eigentlich merkwürdig, daß ich Ihnen erst neulich von meinem Erlebnis in Frankreich erzählt habe. Dieser ganze Überfall trägt deutlich die gleiche Handschrift.«
Gregory trat zu ihnen. Der Inspektor war groß und hager und trug eine maßgeschneiderte Uniform. »Ich habe mir die Sache durch den Kopf gehen lassen, Sir«, sagte er zu Vanbrugh. »Das waren Fachleute aus der Stadt. Glauben Sie, daß Ihr Sean Rogan etwas damit zu tun hat?«
»Ich nehme es an«, erwiderte der Chefinspektor. »Kann ich einen Augenblick mit dem Bahnhofsvorsteher sprechen?«
»Bitte sehr.«
Sie gingen ins Dienstzimmer, wo der alte Briggs mit einer Tasse Tee an seinem Schreibtisch saß. Ein Polizeibeamter stand an der Tür. Ein Sergeant saß Briggs gegenüber und protokollierte seine Aussage. Er stand auf und trat zur Seite.
»Na, geht's wieder besser, Mr. Briggs?« erkundigte Gregory sich.
»Mir fehlt nichts, was sich nicht mit einem Schluck aus der Flasche kurieren ließe«, antwortete der Alte.
»Dies hier ist Chefinspektor Vanbrugh von Scotland Yard. Er möchte Ihnen einige Fragen stellen.«
Vanbrugh hatte einen Blick in das Notizbuch des Sergeanten geworfen. Jetzt hob er den Kopf. »Sie haben das Gesicht des Mannes mit der Pistole also nicht gesehen?«
»Nein. Er hatte sich ein Tuch umgebunden.«
»War er groß und kräftig?«
»Ein wahrer Riese, Sir.«
Vanbrugh nickte. »Wie hat er gesprochen?«
»Wie soll er gesprochen haben?« fragte Briggs verwundert. »Ganz normal und keineswegs ungebildet.«
»Hatte er einen leichten irischen Akzent?«
»Möglich«, gab Briggs zu. »Irisch oder schottisch, das kann ich nicht sagen. Er war kein schlechter Kerl, wenn Sie mich fragen.«
»Wie kommen Sie darauf?« wollte Vanbrugh wissen.
Der Alte zuckte mit den Schultern. »Er hat sich nach dem Überfall noch die Zeit genommen, zu mir in den Waschraum zu kommen und mich vom Heftpflaster zu befreien. Ich hätte sonst fast keine Luft mehr bekommen.«
Vanbrugh nickte langsam und wandte sich an Gregory, der interessiert zugehört
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