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Der italienische Geliebte (German Edition)

Der italienische Geliebte (German Edition)

Titel: Der italienische Geliebte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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setzte er sich träge in Bewegung und warf zwei Päckchen auf die Theke. Dann fiel ihr ein, dass sie noch Aspirin, das zum Glück auf Italienisch nicht viel anders hieß, und ein Desinfektionsmittel brauchte. Als sie eine Flasche entdeckte, von der sie vermutete, sie könne das Gesuchte enthalten, begann sie von Neuem zu gestikulieren, und der Apotheker füllte ihr schließlich ein kleines Fläschchen ab. Dann machte er eine Bemerkung, von der Freddie nur das Wort ›dottore‹ verstand, und sie schüttelte lachend den Kopf. Nein, nein, sie brauche keinen Arzt, wirklich nicht.  
    Der Apotheker machte die Rechnung. Sie fühlte seinen unfreundlichen Blick auf sich, als sie in ihrer Geldbörse nach Münzen suchte. » Inglese ?«, fragte er plötzlich, und sie legte hastig das Geld auf die Theke, raffte ihre Einkäufe zusammen und verließ den Laden. Auf dem Weg über die Piazza zum Wagen sah sie sich um. Er stand an der offenen Tür und schaute ihr nach. Dann spuckte er aufs Pflaster. Sie blickte wieder nach vorn und ging weiter, bemüht, keine Eile zu zeigen.  
    Jack erwachte, als sie in den Wagen stieg und die Tür zuschlug. Sie zitterte am ganzen Körper.  
    »Ich glaube, ich habe eben einen Fehler gemacht«, sagte sie.  
    Er war sofort hellwach. »Was denn?«  
    »Ich war in einer Apotheke, um Verbandzeug für Ihr Bein zu besorgen. Ich glaube, der Apotheker war misstrauisch. Ich weiß es nicht genau, ich bin mir nicht sicher. Er hat mich so komisch angesehen und dann gefragt, ob ich Engländerin bin. Tut mir leid.«  
    »Da können Sie doch nichts dafür.« Er richtete sich auf. »Es ist wahrscheinlich nichts, aber fahren wir lieber weiter.« Er sah sie mit einem aufmunternden Lächeln an. »Wenn wir aus der Stadt hinaus sind, verbinde ich mein Bein, und dann übernehme ich das Steuer. Mir geht es nach dem Nickerchen viel besser.«  
    Als sie Montecatini einige Kilometer hinter sich gelassen hatten, bogen sie wieder auf einen Feldweg ab. Jack stieg aus, um die Wunde zu desinfizieren und neu zu verbinden, Freddie blieb sitzen.  
    Sie fühlte sich wie ausgelaugt, der kleine Zwischenfall in der Apotheke schien ihr die letzten Reserven geraubt zu haben. Jedes Geräusch – das ferne Aufheulen eines Motors, das Bellen eines Hundes – ließ sie auffahren.  
    Jack kam zum Wagen zurück. »So, jetzt ist es besser. Danke, dass Sie mir das Zeug von der Apotheke geholt haben. Rutschen Sie rüber, jetzt fahre ich.«  
    Sie tauschten die Plätze, Jack ließ den Motor an, und sie waren wieder unterwegs. Freddie versuchte zu schlafen.  
    Als sie später aufwachte, rieb sie sich die Augen. »Wie spät ist es?«  
    »So gegen sieben.«  
    »Und wo sind wir?«  
    »Die Küste kann nicht mehr weit sein.«  
    Der Gedanke munterte sie auf. Sie stellte sich vor, dass sie sich ein kleines Hotel suchen und dort übernachten würden. Sie stellte sich ein richtiges Abendessen vor, ein Bad, ein Bett. Normalität eben.  
    Er warf ihr einen kurzen Blick zu. »Ich sollte mich dafür entschuldigen, dass ich Sie einfach so mitgeschleppt habe.«  
    »Ich hatte mich auf eine schöne, ruhige Zugfahrt nach Hause gefreut, ja. Ich fahre gern Zug. Man kann sich so angenehm beschäftigen.«  
    »Waren Sie bei Ihrer Schwester zu Besuch?«  
    »Ja.« Sie schaute zum Seitenfenster hinaus. Das Licht begann zu schwinden. Das tiefe Himmelsblau des Nachmittags war den Aprikosen- und Lavendeltönen der Abenddämmerung gewichen. Es schien ihr unendlich lange her, dass sie Tessa das letzte Mal gesehen hatte. Sie seufzte. »Ich bin nach Italien gekommen, weil ich Tessa überreden wollte, mit mir nach Hause zu fahren.«  
    »Und sie wollte nicht?«  
    Freddie schüttelte den Kopf. »Aber ich musste es versuchen. Was glauben denn Ihre Freunde im Außenministerium, was passieren wird, wenn es Krieg gibt?«  
    Er schaltete geschickt einen Gang herunter. »Sie glauben – sie hoffen –, dass Mussolini wenigstens neutral bleiben wird.«  
    »Hoffentlich behalten sie recht.«  
    »Wenn ja, können Sie wegen Ihrer Schwester ganz beruhigt sein.«  
    Sie war ihm dankbar, obwohl sie den Verdacht hatte, dass er sich nicht ganz an die Wahrheit hielt und sie nur trösten wollte.  
    »Ich werde jetzt wohl eine Weile nicht nach Italien zurückkönnen«, sagte er nachdenklich.  
    »Was haben Sie vor? Wieder nach Norfolk?«  
    »Um Gottes willen, nein. Lebendig begraben. Nein, ich gehe vielleicht zum Militär. Bruder George wird aus allen Wolken

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