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Der italienische Geliebte (German Edition)

Der italienische Geliebte (German Edition)

Titel: Der italienische Geliebte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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fand. Das konnte nur eine sehr vorübergehende Verirrung sein, den bizarren Umständen ihrer Reise geschuldet. Als sie sah, dass er wach wurde, nahm sie eilig ihren Koffer und ging an den Bach, um sich im eiskalten Wasser das Gesicht zu waschen.  
    Bald danach fuhren sie weiter. In einem kleinen staubigen Dorf fanden sie einen Laden, wo sie zu essen und zu trinken einkauften. Jack sprach mit dem Inhaber, der ihnen daraufhin in kleinen angeschlagenen Tassen heißen Kaffee anbot, der bitter schmeckte und so stark war, dass es sie schüttelte. Obwohl sie den Kaffee dringend gebraucht hatte, war ihr unbehaglich. Das Dorf lag so abgeschieden am Fuß der Apenninen, dass hier gewiss nur selten Fremde gesehen wurden. Sie passten nicht in diese festgefügte bäuerliche Gemeinde, und sie fürchtete, dass ihr ungepflegtes Aussehen und das Fehlen aller Requisiten, die Touristen oder Wanderer auszeichneten – Fotoapparate, Rucksäcke, Wanderstiefel –, sie umso auffälliger machten.  
    Und dann ging es wieder weiter. Freddie fuhr, Jack gab Anweisungen. Er hatte keine Karte, aber er schien beinahe instinktiv zu wissen, wie sie fahren mussten. Freddie taten die Schultern weh vom steifen Sitzen am Lenkrad, und es kam ihr vor, als hätte sie Sand in den Augen. Sie kamen jetzt langsamer voran, die Straßen waren hier kurvenreicher und schmaler, manche ungeteert. Sie konzentrierte sich krampfhaft, trotzdem überfiel sie immer wieder ein Gefühl von Unwirklichkeit. Jetzt müsste sie eigentlich in Paris sein, mit der Métro auf dem Weg zur Gare du Nord, zum Fährzug und nach Hause. Stattdessen gondelte sie hier auf wildfremden Straßen herum, von denen eine aussah wie die andere, im Schatten von Bergen, die ihr alle gleich hoch und durch Täler, die ihr alle gleich grün und saftig vorkamen.  
    Am frühen Nachmittag mussten sie wieder in Richtung Küste fahren, weil sie eine Tankstelle brauchten. Unter den kleinen Häusern, die vereinzelt die Straße säumten, stießen sie schließlich auf eine Schmiede, vor der zwischen Haufen alter Autoreifen und vor sich hin rostender landwirtschaftlicher Geräte eine Zapfsäule stand. Ein Holzstoß lehnte an einem Steinhaus, in dessen dunklen Tiefen Feuerschein und orangefarbene Funken glommen.  
    Freddie stieg aus, während Jack sich auf die Suche nach dem Betreiber der Zapfsäule machte. Sein Hinken hatte sich verschlimmert, und er bewegte sich steifgliedrig und unbeholfen. Die Tür des Hauses öffnete sich, ein Mann in einem schmutzigen Arbeitsanzug trat heraus. Jack sprach ihn an, der Schmied erwiderte etwas und warf dann einen stirnrunzelnden Blick auf den Wagen. Freddie ging auf und ab, um sich die Füße zu vertreten. Ein kleines Mädchen kam aus einem der Häuser gelaufen und starrte sie mit dem Daumen im Mund einen Moment an, bevor sie ins Haus zurückrannte. Kein Wunder, dachte Freddie – sie sah wahrscheinlich zum Fürchten aus.  
    Jetzt ist es nicht mehr weit, tröstete sie sich. Jacks Schätzung nach mussten sie nur wenige Kilometer landeinwärts von La Spezia sein. Mit etwas Glück würden sie Rapallo am Abend erreichen. Nur noch ein paar Stunden, dann würde dieser Albtraum vorbei sein. Sie sah, dass Jack und der Schmied sich immer noch unterhielten. Jetzt war es Jack, der die Stirn runzelte, während der Schmied eifrig gestikulierte. Freddie trat näher, um zu hören, worum es ging, aber sie sprachen beide so schnell, dass sie kein Wort verstand.  
    Dann hängte der Schmied den Schlauch wieder an die Zapfsäule und ging zurück in seine Werkstatt.  
    Jack trat zu ihr. »Anscheinend war heute Morgen die Polizei hier.«  
    »Die Polizei?«, fragte Freddie erschrocken. »Was wollten sie?«  
    »Uns, wie es scheint. Sie haben alle möglichen Fragen gestellt – ob ihm ein schwarzer Fiat aufgefallen sei, ob Ausländer bei ihm vorbeigekommen seien.« Jack senkte die Stimme. »Aber der Mann ist Kommunist. Er hat weder für die Regierung noch für die Polizei viel übrig. Machen Sie sich keine Sorgen, es ist schon mehrere Stunden her.«  
    »Mr. Ransome «, rief sie wutentbrannt. »Sie wissen von dem Auto. Sie suchen uns.«  
    Er lächelte, wahrscheinlich sollte es beruhigend wirken. »In Italien gibt es Hunderte von schwarzen Fiats. Wir müssen nur vorsichtig sein, schön aufpassen. Es ist nicht mehr weit, ehrlich. Es ist alles in Ordnung, das verspreche ich Ihnen.«  
    »In Ordnung?« Freddies Stimme überschlug sich beinahe. Sie blickte an sich hinunter. Ihre Sandalen

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