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Der italienische Geliebte (German Edition)

Der italienische Geliebte (German Edition)

Titel: Der italienische Geliebte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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zurückzufinden.«  
    Sie warf ihm einen Blick zu. »Ihnen etwa auch nicht, Jack?«  
    »Man kann es natürlich so drehen, dass es gut klingt. Man geht ein paar Jahre in den diplomatischen Dienst, schreibt ein paar Bücher, macht ein bisschen in Journalismus und vertuscht damit, dass man manchmal ziemlich ins Schwimmen geraten ist.«  
    »Sie ins Schwimmen geraten? Das kann ich mir nicht vorstellen. Sie haben doch immer für alles eine Lösung parat.«  
    »Wirklich? Na, da muss ich ja ein richtiger Tausendsassa sein. Kein Wunder, dass ich Ihnen auf die Nerven gehe.«  
    »Sie gehen mir nicht auf die Nerven –«  
    »Nein, ich bin nur nutzlos. So haben Sie mich genannt.« Er lächelte. »Und bei unserer ersten Begegnung sind Sie mir kräftig auf den Fuß getreten.«  
    Bei ihrer ersten Begegnung hatte er sie geküsst. Es schien ihr gefährlich, ihn in diesem Moment, da sie nebeneinander auf der Buhne saßen und ihre Körper sich ab und zu berührten, daran zu erinnern.  
    Er erzählte ihr von seinen Kriegserlebnissen in Italien. Er hatte als Verbindungsmann zu den Partisanengruppen gearbeitet, die sich in den Bergen und Wäldern versteckt hielten. Er hatte ihnen Kleidung und Ausrüstung geliefert und sie im Gebrauch ihrer Waffen geschult. Er war einmal verwundet worden, zweimal wurde er gefangen genommen und konnte entkommen, entging mit knapper Not der Erschießung wegen Spionage. Er hatte Dinge gesehen, von denen er wusste, dass er das Grauen darüber niemals vergessen würde – einmal war er in ein Dorf gekommen, wo Frauen und Kinder getötet und ihre Leichen auf den Straßen liegen gelassen worden waren, weil sie Partisanen Unterschlupf gewährt hatten –, aber auch andere Dinge, die seinen Glauben an das Gute im Menschen wiederhergestellt hatten. Er erzählte ihr von der Großherzigkeit der Italiener, die selbst so wenig besessen hatten.  
    Er fragte sie nach Tessa. Von Faustina wisse sie, sagte sie, dass Tessa während des Krieges die meiste Zeit auf Olivia Zanettis Landgut im Chianti gelebt hatte, wo sie zuerst die einheimischen Kinder und später auch Flüchtlingskinder an der Gutsschule unterrichtet hatte. Sie war bewundert und geliebt worden und ums Leben gekommen, als sie eine Gruppe Kinder in Sicherheit bringen wollte. Das Landgut war völlig zerstört worden, aber Faustina Zanetti, ihre Mutter und ihre beiden Brüder, Guido und Sandro, hatten den Krieg überlebt. Sandro allerdings hatte fast die ganzen letzten Kriegsjahre in einem Kriegsgefangenenlager zugebracht; Guido, der in Freiheit geblieben war, hatte sich bis zur Ankunft der Alliierten in der Toskana in den Bergen versteckt gehalten.  
    »Waren Sie inzwischen wieder einmal dort?«, fragte er.  
    »In Italien? Nein.«  
    »Warum nicht?«  
    »Weil wir es uns gar nicht leisten konnten.« Sie beschloss, ihm die Wahrheit zu sagen. »Und weil ich nicht sicher bin, dass ich es ertragen könnte.«  
    »Aber vielleicht würde es helfen«, sagte er behutsam. »Denken Sie darüber nach. Falls Sie sich entschließen sollten, können Sie immer bei mir in Rom wohnen, ich habe ein Gästezimmer.«  
    »Danke, Jack.«  
    »Lewis ist natürlich auch jederzeit willkommen.«  
    »Natürlich.« Sie versuchte, sich eine Reise mit Lewis nach Rom vorzustellen, die Wiederbegegnung mit einst vertrauten Orten, aber es gelang ihr nicht.  
    Dann sagte er: »Was ist da eigentlich zwischen Ihnen und Lewis?«  
    »Nichts.« Sie blickte zum Meer hinaus. »Nichts ist da.«  
    »Freddie, ich habe gehört, wie er heute Morgen mit Ihnen geredet hat. Und bei Marcelle hat er Sie einfach sitzen gelassen.«  
    Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Lewis macht sich nur Sorgen. Wegen der Werft.«  
    »Hat er denn Grund, sich Sorgen zu machen?«  
    »Nein, nein, überhaupt nicht. Er hasst nur die ewigen Verzögerungen, den Papierkrieg.«  
    »Ich bin hergekommen, weil ich um Sie besorgt war, Freddie. Ich wollte sehen, ob es Ihnen wirklich gut geht.«  
    Die winzigsten Steinchen, fiel ihr auf, glitzerten wie Edelsteine, wenn die kleinen Wellen sich zurückzogen. »Und wie Sie sehen, geht es mir prächtig, Jack.«  
    »Nein, das ist nicht wahr, Freddie. Etwas habe ich immer an Ihnen bewundert – Ihren Mut, Ihre Entschlossenheit, allen Schwierigkeiten ins Auge zu sehen –, und das ist jetzt weg. Oder Sie haben es zumindest irgendwo versteckt.« Sie zwang sich zur Ruhe. »Das ist doch Quatsch, Jack. Lewis und ich bekommen das schon hin. Und eigentlich

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