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Der italienische Geliebte (German Edition)

Der italienische Geliebte (German Edition)

Titel: Der italienische Geliebte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Skizzenblock besorgen und wieder zu zeichnen anfangen anstatt Trübsal zu blasen. Sie würde über Tobys Vorschlag nachdenken, eine Wohnung zu mieten statt im Hotel zu leben; aber das Gefühl von Dauerhaftigkeit, das in dieser Vorstellung steckte, war abschreckend. Sie würde sich streng an ihren Plan halten, denn die Alternative, die Lethargie, die sie den ganzen Tag über im Bett festgehalten hatte, machte ihr Angst. Sie spürte, dass sie krampfhaft versuchte, an irgendetwas festzuhalten, aber sie war nicht sicher, was es war.  
    Eines Nachmittags wartete ein Brief auf sie, als sie ins Hotel zurückkam. Er war von Harrison Grey, der anfragte, ob sie Lust habe, mit ihm zu essen. Sie rief ihn an und sie vereinbarten, dass er sie am Freitagabend um acht im Hotel abholen würde.  
    Auf dem Weg vom Hotel zur U-Bahnstation sagte Harrison: »Ich habe von Toby gehört, dass Sie das Hotel gewechselt haben. Ich dachte schon, Sie hätten mich vergessen. Die verdammte Firma hat mich einen ganzen verdammten Monat lang nach Birmingham geschickt.«  
    An der Haltestelle kauften sie Fahrscheine. Als er hinter ihr auf der Rolltreppe stand, bemerkte er: »Immer wenn ich in Birmingham bin, kommt’s mir vor, als wäre ich gestorben und in der Hölle gelandet. Ich bin überzeugt, die tun mir das nur an, um mich zu bestrafen.«  
    »Wer sind ›die‹?«, fragte sie. »Und warum sollten sie Sie bestrafen wollen?«  
    »Die Chefs. Sie zweifeln daran, dass ich mich mit ganzer Seele den Interessen der Firma Saxby und Clarke verschrieben habe.«  
    Sie lachte. »Und – haben Sie?«  
    »Ganz bestimmt nicht.«  
    Auf dem Bahnsteig hielt gerade ein Zug. Sie rannten, um ihn noch zu erwischen, und blieben bei der Tür stehen, als sie sahen, dass es keine freien Plätze gab.  
    »Ist Ihnen London lieber als Birmingham?«, fragte sie.  
    »Eigentlich hasse ich alle Städte.«  
    »Wo würden Sie denn gern leben?«  
    »Ich sehe mich gern an einem sonnigen Strand… ab und zu würde ich ins Meer springen oder mich in ein Café setzen und etwas essen. Ich könnte auch auf dem Land leben. Ich hab’s mir immer toll vorgestellt, von dem zu leben, was ich selbst produziere. Es wäre so viel echter , so viel ehrlicher .«  
    Ihr Leben mit Milo, dachte Rebecca, war weder echt noch ehrlich davon geworden, dass sie in der Alten Mühle ihr eigenes Gemüse gezogen hatte.  
    »Am letzten Sonntag habe ich Toby und Artemis nach Suffolk ans Meer mitgenommen«, bemerkte sie.  
    »Heißt das, Sie haben ein Auto?«  
    »Ja, einen Riley. Ich lasse ihn immer in einer Seitenstraße um die Ecke vom Hotel stehen.«  
    In King’s Cross stiegen sie um zum Piccadilly, wo glitzernde Lichter und großstädtische Betriebsamkeit sie empfingen. Rebeccas Stimmung hob sich, sie begann sich wieder lebendig zu fühlen, beschwingt von der erregenden Atmosphäre der abendlichen Stadt. In einem Restaurant in einer schmalen Seitenstraße beim Haymarket bekamen sie noch einen Tisch.  
    Als die Vorspeisen serviert waren – Garnelencocktail für sie, junge Heringe für ihn –, fragte er: »Wo ist eigentlich Mr. Rebecca Rycroft?«  
    »Zu Hause in Oxfordshire, nehme ich an.« Sie spürte nichts, als sie es sagte. Sie war dabei, Milo zu vergessen, dachte sie stolz. Sie war dabei, sich ein eigenes interessantes Leben aufzubauen.  
    »Und Sie sind hier in London.«  
    »Wie Sie sehen.«  
    Er gestikulierte mit seiner Gabel, auf die er ein halbes Dutzend winziger Fischchen gespießt hatte. »Was hat er angestellt?«  
    »Er hat mich betrogen.« Sie verzog abfällig den Mund. »Es ist chronisch bei ihm. Ich glaube, er würde selbst Greta Garbo betrügen, wenn er mit ihr verheiratet wäre.«  
    »Und da haben Sie ihn verlassen. Bravo. Vermissen Sie ihn?«  
    »Nein.« Sie hob ihr Glas, stieß mit ihm an.  
    Sie erwartete weitere Fragen: nach Einzelheiten über Milos Untreue, nach ihren Zukunftsplänen, aber stattdessen sagte er: »Jedes Mal, wenn ich junge Heringe bestelle, tut’s mir hinterher leid. Es klingt immer so verlockend, aber dann finde ich sie auf einmal irgendwie unappetitlich.«  
    »Wir können tauschen, wenn Sie wollen.«  
    »Wirklich? Es würde Ihnen nichts ausmachen?«  
    »Überhaupt nichts.« Sie tauschten die Teller. »Sind Sie jetzt länger in London?«, fragte sie. »Oder müssen Sie wieder nach Birmingham?«  
    » Lieber Gott, das will ich nicht hoffen.« Er sah sie mit seinen hellen Augen an und lächelte. »Das will ich wirklich

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