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Der Jade-Pavillon

Der Jade-Pavillon

Titel: Der Jade-Pavillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sie ihm entgegen und blickte ihn fragend an. Aber Tong schwieg, setzte sich im Wohnraum auf das Sofa und schloß die Augen, als könne er seine Frau nicht ansehen.
    »Willst du mir nichts sagen?« fragte sie, als er noch immer stumm blieb.
    Er holte tief Atem und öffnete die Augen. Große Müdigkeit lag in seinem Blick, aber auch eine tiefe Zufriedenheit. »Wu wird uns mit seinem Dienstwagen nach Huili fahren«, sagte er.
    »Uns?« Meizhu erkannte sofort, was Tong damit meinte. »Fährt Fengxia auch mit?«
    »Ja. Sie will es. Sie meint, sie könne mit dem Bauernmädchen besser sprechen als ich. Mit dem Vater werde ich verhandeln. Es wird keine schwere Aufgabe sein, das meint auch Wu. Für einen Bauern gibt es nichts Schlechteres, als mit seiner Einheit einen Streit zu haben. Er wäre ein Verrückter, wenn er das nicht einsehen wollte.« Tong gähnte, die Müdigkeit ergriff ihn jetzt stärker. »Ist Jian zurückgekommen?«
    »Ja.«
    »Hat er etwas gesagt?«
    »Nichts. Er hat gebadet und gegessen und ist auf sein Zimmer gegangen. Er hat noch nicht einmal nach dir gefragt.« Meizhus Stimme begann zu flattern. »Shijun, ich bekomme Angst.«
    »Es gibt keinen Grund, daß du dich ängstigst.«
    »Unsere Familie wird auseinanderbrechen.«
    »Sie wird in eine Krise kommen, das ist sicher. Aber was tausend Jahre Bestand hatte, kann ein Bauernmädchen nicht zerstören.«
    »Du könntest deinen Sohn verlieren, Shijun.«
    »Auch er wird zur Besinnung kommen und zur Familie zurückkehren. Auch wenn er sich wie ein Revolutionär benimmt – Jian ist ein Tong, und diese Eigenschaft kann er nicht ablegen wie ein schmutziges Hemd. Ich liebe meinen Sohn über alles, und einmal wird er mir dafür dankbar sein, daß ich ihn zu dem für ihn Guten genötigt habe.« Tong erhob sich vom Sofa und gähnte wieder. »Ich werde meinen Sohn nicht verlieren, ich werde nur seinen Verstand stärken. Er ist wie alle jungen Männer seines Alters: Ein schöner Mädchenkörper lähmt seinen Verstand. Aber die Realität wird ihn wieder zur Vernunft bringen.«
    »Und wann fahrt ihr nach Huili?«
    »Ich hoffe, in der nächsten Woche. Ich will der Sache so schnell wie möglich ein Ende machen.« Tong reckte sich, legte den Arm um Meizhus Schultern, und gemeinsam gingen sie in das Schlafzimmer. Aber jedes hatte seine eigenen Gedanken, die es für sich behielt. Nur Meizhu sagte noch einmal: »Ich habe Angst!«, und Tong küßte sie auf die Stirn und schüttelte mit einem beruhigenden Lächeln den Kopf.
    Es war ein trüber Herbsttag, und der Erhai-See lag grau unter der verhangenen Sonne, als vor Zhang Shufangs Haus ein Auto hielt, ein Santana aus der VW-Fabrik in Shanghai, und Tong, Fengxia und Wu ausstiegen. Zhang, der in seinem Atelier vor einem großen Bild saß und beim Malen der Musik aus dem Transistorradio lauschte, bemerkte den Besuch erst, als es laut an seine Tür klopfte. Er legte den Pinsel weg, drehte die Musik leiser und wartete voll Erstaunen auf ein neuerliches Klopfen. Besuch war eine Seltenheit, und wenn einer der Fischer zu ihm kam, klopfte er nicht an die Tür, sondern kam um das Haus herum, winkte ihm durch das große Fenster zu und trat durch die Gartentür in den Raum.
    Das herrische Klopfen erklang wieder, und Zhang fragte sich, welche Behörde etwas von ihm wollte; denn so klopfte nur ein Beamter in dienstlichem Auftrag.
    Zhang ging zur Tür, öffnete sie mit einem Ruck und sah entgeistert in Tongs Gesicht. Hinter ihm funkelten ihn Fengxias Augen an, und Wus Antlitz drückte so etwas wie eine Bitte um Verzeihung aus, daß man einen alten Mann so einfach überfiel.
    »Shijun, Fengxia und Junghou, ist das eine Überraschung!« rief Zhang aus, aber gleichzeitig suchte er nach einem Grund dieses unverhofften Besuchs. »Willkommen! Willkommen! Tretet ein. Was führt euch nach Dali? Gibt die Partei ein Fest? Ist heute irgendein Gedenktag?« Er trat zur Seite, ließ die Besucher in sein Haus und schloß hinter ihnen die Tür.
    Es war Fengxia, welche die peinliche Stille brach. »Wir sind gekommen, um mit dir über Jian zu reden«, sagte sie ohne Umschweife.
    In Zhang läutete eine Alarmglocke, aber äußerlich blieb er ruhig und höflich und bat die Besucher, Platz zu nehmen. Er holte Tassen, Teeblätter und heißes Wasser und goß den Begrüßungstrunk auf, so wie es der Anstand erforderte. »Kommt ihr direkt aus Kunming?« fragte er.
    »Ja, wir sind jetzt fast neun Stunden unterwegs«, sagte Wu und reckte die Glieder. »Eine Qual ist

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