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Der Jade-Pavillon

Der Jade-Pavillon

Titel: Der Jade-Pavillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zwingen, daß es Jian nicht liebt? Sie werden mich für verrückt halten. Wir müssen uns einen triftigen Grund ausdenken, sonst bekommen wir den Wagen nicht.«
    »Ich werde einen Schulungskurs in Dukou abhalten«, sagte Fengxia. »Und du wirst die medizinischen Einrichtungen inspizieren.«
    »Das wären zwei Gründe.« Wu schüttelte indessen den Kopf. »Nur wird man sie nicht anerkennen.«
    »Was spricht dagegen?«
    »Dukou gehört nicht zu unserem Kontrollgebiet. Es hat seine eigenen Kommissionen.«
    »Dann werden wir die Genossen bitten, uns einzuladen.« Fengxia sah ihren Mann ein wenig mitleidig an. Er ist ein lieber Mensch, sagte dieser Blick, aber seine Trägheit strengt meine Nerven an. Aus allen Situationen gibt es einen Ausweg, man muß nur beweglich sein im Geist und schnelle Entscheidungen treffen können. »Ich werde morgen früh mit der Sektion Dukou sprechen.« Sie wandte sich an ihren Vater und nickte ihm zu. »Wir werden nächste Woche sicherlich nach Huili fahren können.«
    »Können wir einen Umweg nach Dali machen?« fragte Tong.
    »Du willst zuerst zu Onkel Zhang?«
    »Er wußte von Anfang an von Jians Verfehlungen. Er hat sie sogar unterstützt. Er hat unsere Familie verraten. Unsere Ehre verlangt, ihn dafür zur Rechenschaft zu ziehen.«
    »Willst du ihn töten?« fragte Wu atemlos. Er war der Sohn eines biederen Postbeamten und hatte, bis er Fengxia lieben lernte, nicht gewußt, in welchen Traditionen die großen alten Familien auch trotz Maos Revolution lebten. Daß er in die Familie Tong aufgenommen worden war, verdankte er der Partei, auf deren Versammlungen er Fengxia kennenlernte. Sie war überzeugt, daß Chinas Zukunft nur in der Verwirklichung der kommunistischen Idee lag, und als sie ihrem Vater zum ersten Mal von Wu Junghou erzählte und ihm gestand, daß sie ihn liebe, und Tong ihr diese Liebe empört verbieten wollte, sagte sie kalt, daß die Partei stärker sei als er, der Herr Professor, und das war eine Mahnung, die Tong sofort verstand. Er gab sein Einverständnis, und er hatte es nie bereut, denn durch Wu erhielt das Krankenhaus Kunming die neuesten Geräte aus dem Westen und gehörte zu den modernst eingerichteten Kliniken des Landes. Durch Fengxia aber lernte Wu, was Familientradition ist, und so wuchs er in ein Denken hinein, das ihm früher fremd gewesen war. Die Tongs hatten ihn aufgesaugt wie die Sonne einen Wassertropfen.
    »Ich werde Zhang nicht töten«, sagte Tong gelassen. »Die Zeit der Kaiser ist endgültig vorbei. Aber er soll meine Verachtung spüren und wissen, daß er aus unserer Familie ausgestoßen wird. Die Luft um uns ist verseucht, ich will sie wieder sauber haben.« Er griff nach seinem Weinglas, trank einen langen Schluck und gab sich der Freude hin, in Fengxia und Wu hilfsbereite Verbündete zu haben.
    Doch gab es noch Fragen, die beantwortet werden mußten. Die erste stellte Wu.
    »Was geschieht, wenn der Vater des Mädchens alle Vorschläge zurückweist?« fragte er.
    »Er kann es nicht«, antwortete Fengxia, bevor Tong etwas sagen konnte. »Er wird erkennen, gegen welche Macht er sich stemmen will. Wenn er nur ein bißchen Verstand hat, wird er einsehen, daß ein armer Bauer noch ärmer werden kann, wenn die landwirtschaftliche Einheit ihn auf die Liste der Aufsässigen setzt.« Ihr Lächeln war eisig, in ihrem Blick lag Unbarmherzigkeit. »Ich habe die Möglichkeit, seinen Starrsinn zu brechen.«
    »Und wenn das Mädchen nicht von Jian lassen will?« fragte Wu zum zweiten Mal.
    »Es hat keinen Willen.« Fengxias Augen funkelten böse. In ihr wuchs das Verlangen, dieses Mädchen zu vernichten, schon um Rache an Jian zu nehmen. »Eine Bauernhure wird so behandelt werden, wie sie es verdient. Sie wird sich nicht gegen mich erheben.«
    »Somit ist alles gesagt.« Tong erhob sich, trank sein Glas aus und sah auf seine Uhr. Es war ein Uhr nachts. »Ich warte auf eure Nachricht. Mir ist jeder Tag recht.«
    Wu und Fengxia begleiteten ihn hinaus, und an der Tür fragte Fengxia in einer plötzlichen Eingebung: »Wie wird sich Mutter verhalten, Vater?«
    »Deine Mutter ist eine wunderbare Frau.« Tong sagte es mit großer Achtung. »Sie hat ab und zu, beeinflußt von Jian, sehr emanzipierte Ideen, aber wenn es um die Familie geht, denkt sie wie ich.«
    »Sie wird Jian nichts verraten, wenn wir nach Huili fahren?«
    »Da bin ich mir sicher: Sie wird schweigen.«
    Meizhu war noch nicht zu Bett gegangen, sondern wartete auf Tong, und als er ins Haus kam, ging

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