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Der Jadereiter

Der Jadereiter

Titel: Der Jadereiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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Pfad nach unten. Was würde mein Meister, der Klostervorsteher, tun?
    Ich merke, daß mich das eigentlich nicht interessiert, und knalle die Tür so laut wie möglich hinter mir zu. Die drei Jungen springen auf, entbieten mir rasch den wai- Gruß, schalten hastig den Computer aus, sammeln das Essen ein, schließen die Styroporboxen, breiten die Plastikplane über den PC, kippen den Inhalt der 7Up-Dosen und verschwinden aus dem Raum, in dem sich nun nur noch der Wachhund und ich befinden. Ich muß den Computer wieder auspacken und einschalten, was bedeutet, daß mein Vorgehen nicht besonders geschickt war. Es gilt noch viele Schwächen zu bekämpfen, selbst wenn ich nicht mit der FBI-Frau ins Bett gehe.
    Ich weise den Wachhund an, Kimberley Jones zu holen, während ich mir Bradleys E-Mail-Datei ansehe. Kimberley Jones betritt den Raum, als ich bereits lese. Ich teile die E-Mails in Phasen ein.
     
    Phase 1 (Juli-September 1996):
     
    Bill, Deine Lieferung ist gestern mit FedEx gekommen. Du hast recht, die Jungs begreifen allmählich, worum’s geht, aber wir haben noch einen langen Weg vor uns.
     
    Bill, das ist gute Arbeit, die ich überall verkaufen kann, aber nicht das, worüber wir uns unterhalten haben. Ich komme nächsten Dienstag mit einem Flug der Thai Airways. Dann reden wir weiter.
     
    Bill, die letzte Lieferung hat mich wirklich sehr beeindruckt. Perfekt ist sie immer noch nicht, aber fast. Ich gebe heute die zweite Tranche frei. Mach weiter so.
     
    Phase 2 (November 1996 - Juli 1997):
     
    Bill, ich muß zugeben, daß Du mich sehr beeindruckt hast. Ich weiß nicht so genau, wie wir weitermachen sollen, aber Du hast recht, Du solltest auch in Zukunft übers Internet Kontakt halten. Ich glaube, das beste wäre es, wenn Du mir Deinen Entwurf per E-Mail schickst, und ich antworte mit ein paar allgemeinen Anmerkungen. Du kannst ihn dann entsprechend angleichen und Dich mit den Details beschäftigen (das machst Du verdammt gut). So gehen wir vor, bis wir eine Anzahl befriedigender dreidimensionaler Entwürfe haben. Du erhältst eine Sonderzahlung für Deine zusätzlichen Ausgaben. Ich muß schon sagen, ich bin ziemlich aufgeregt, wie ein Kind an Weihnachten. Aber das hier ist echt, wenn Du verstehst, was ich meine.
     
    Bill, ich habe Deine Entwürfe bekommen. Ich pflichte Dir bei, daß das Internet hier an seine Grenzen stößt, also solltest Du die Ausdrucke mit FedEx schicken. Ich werde Dir meine allgemeinen Anmerkungen weiter übers Internet zukommen lassen; die Details besprechen wir, wenn wir uns sehen. Ich bin Ende nächster Woche in BKK, allerdings im Oriental, und Du weißt, was das bedeutet. Die Chiu-Chow-Bosse veranstalten eine von ihren Partys. Ich rufe Dich an, dann treffen wir uns an einem unauffälligen Ort. Ich möchte nicht, daß Du ins Oriental kommst. Wenn ich in Rachada bin, ist es etwas anderes. Das verstehst Du sicher.
     
    Bill, ich habe heute Dein FedEx-Paket erhalten und bin aufgeregter denn je. Dieses neue Projekt erfordert einen völlig neuen Ansatz. Es heißt, der Mensch ist ein Gewohnheitstier, aber ich sehe das buddhistischer: Wenn man etwas Neues lernt, wird man nicht zum Gewohnheitstier!
     
    Phase 3 (September 1997-Ende 1998):
     
    Bill, ich begreife Deine Vorbehalte gegenüber Deiner Arbeit und ihrem Zweck, aber dies ist nicht der richtige Augenblick, um kalte Füße zu bekommen. Du mußt zu Ende führen, was Du begonnen hast. Sei ein Marine!
     
    Bill, das ist phantastisch! Ich kann’s gar nicht erwarten, daß alles fertig ist! Ich bin Anfang nächsten Monats in BKK; vielleicht kann ich da einen Blick darauf werfen? Bis dann. Tut mir leid, daß ich in meiner letzten E-Mail ein bißchen unsensibel war.
     
    Kimberley Jones schaut über meine Schulter auf den Bildschirm. Ich hebe den Blick. Sie runzelt die Stirn; ihre Kiefer mahlen. Offenbar beginnt sie zu begreifen, wer es getan hat, was mir Probleme bringen wird, doch das läßt sich nicht ändern. Voller Bewunderung sehe ich, wie ihre professionelle Seite die Kontrolle übernimmt. In diesem Moment könnte ihr nichts ferner liegen als der Gedanke an Sex.
    »So habe ich sie noch nie gelesen. Ganz schön clever von Ihnen, sie in Phasen einzuteilen. Verraten Sie mir, was Sie darauf gebracht hat?«
    »Der Klang seiner Stimme auf den Kassetten: der verzweifelte Befehlsempfänger, der für Geld alles tut. Die Symbiose begann mit der Jade und entwickelte sich zu etwas völlig anderem.«
    »Aber wir haben keine Ahnung, ob Bradley

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