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Der Jadereiter

Der Jadereiter

Titel: Der Jadereiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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Heimat antritt. Warum, ist mir nicht ganz klar, denn wieso sollte ein farang -Exgefangener eine größere Bedrohung für die Gesellschaft darstellen als die vielen Thais, die jede Woche aus dem Gefängnis entlassen werden? Doch die Vorschrift wird streng befolgt, und weder Argumente noch Bitten verschaffen mir Zutritt zu Fritz, während die Behördenvertreter die Ticketfrage für ihn regeln. Mir gelingt es lediglich, dafür zu sorgen, daß er in den nächsten Lufthansa-Flieger nach Berlin gesetzt wird, der um zehn Uhr abends startet. Sogar noch am Flughafen ist er von Polizeibeamten und Vertretern der Einwanderungsbehörde umringt.
    Mit seiner Armani-Imitat-Jacke, seinen sorgfältig geschnittenen noch verbliebenen Haaren, den Gefängnistätowierungen am Hals und der weißen Hose könnte er gut und gern ein Tourist mittleren Alters sein, der in Krung Thep hip wirken möchte. Nur das große Pflaster über dem linken Ohr und der Stock passen nicht zu diesem Bild. Er hat mich lange vor seinen Aufpassern entdeckt, aber seinen Gefängnisreflexen gehorchend sofort weggeschaut. Ich muß meinen Einfluß geltend machen, um ihm ins Flughafengebäude folgen zu dürfen, wo die Vertreter der Einwanderungsbehörde ihre Pflicht als erledigt erachten und verschwinden. Aus der Nähe merke ich, wie seltsam und nagelneu ihm die Welt jetzt erscheint. Er erinnert mich an ein nervöses Tier mit blitzschnellen Reflexen, vielleicht an einen Zobel oder einen Nerz, den die geraden Linien und glatten Oberflächen der Menschenwelt gleichermaßen erschrecken und faszinieren. Er sitzt neben mir auf einer Bank neben dem Gate, von dem aus er an Bord gehen wird, und sein Blick huscht unruhig umher, als er sagt: »An der Dao Phrya Bridge geht’s offiziell um Moonshine. Nur wenige von den Squattern wissen über das yaa baa Bescheid. Der Stammesführer nutzt die Moonshine-Kontakte für die Verteilung des Meth. Wer an dem Reiswhisky nicht krepiert, verträgt wahrscheinlich auch das yaa baa. Es handelt sich um eine der Hauptverteilungsstellen in Bangkok, und sie wird von einem hohen Tier organisiert.«
    »Von wem?«
    »Natürlich von einem Cop, einem Colonel.«
    »Kennst du den Namen?«
    »Vikorn.«
    »Bist du sicher?«
    »Wenn es nicht stimmen würde, hätten sie mich nicht halb zu Tode geprügelt, oder?«
    »Wahrscheinlich nicht. Hat niemand den Namen Suvit erwähnt? Die Squatter befinden sich in seinem District.«
    »Nein. Es ging nur um Vikorn. Soweit ich weiß, leitet er ein ziemlich großes Unternehmen. Die Squatter sind nur ein kleiner Teil davon. Vielleicht arbeitet dieser Suvit ja für ihn?«
    »Hat dir irgend jemand erzählt, wie der Marine ermordet wurde?«
    »Niemand hat eine Ahnung, wie das mit den Schlangen möglich war, aber alle wissen, daß es die Ladyboy -katoy gewesen ist.«
    »Woher?«
    »Einer von den Squattern hat sie gesehen. Ein paar Khmer sind dem Mercedes auf Motorrädern entgegengekommen, bevor er runter auf den Feldweg ist. Vielleicht hat jemand sie mit dem Handy herbeigerufen. Der Marine konnte kaum Thai, also hätte er es wahrscheinlich nicht mal gemerkt, wenn sie gesagt hätte: ›Murkst das Schwein jetzt ab.‹ Jemand hat beobachtet, wie sie mit einem von ihnen weggefahren ist. Sie haben den Marine zu dem Weg runtereskortiert – mit Waffen, also hätte er die Tür vermutlich nicht mal dann aufgemacht, wenn das möglich gewesen wäre.«
    Ich schüttle den Kopf. »Das ergibt keinen Sinn. Warum haben sie ihn nicht einfach erschossen?«
    Jetzt schüttelt Fritz seinerseits den Kopf. »Wenn dich das interessiert, solltest du ein paar Monate in einem thailändischen Gefängnis verbringen. Bei den meisten Rachefeldzügen reicht der Tod allein nicht – es geht um die größtmögliche Angst dabei.«
    Ein hektischer Blick in Richtung Monitor sagt ihm, daß er an Bord gehen muß. Er streckt mir die Hand zum Gruß hin. Wir sehen einander kurz an. »Du bist besser als ich. Ich habe deine Mutter und dich angeschissen, und du hast mir das Leben gerettet. Danke. Wenn du eines Tages zum Buddha gehst, kannst du ihm sagen, daß du einen Deutschen von seiner rassistischen Überheblichkeit geheilt hast. Ich danke dir aus den Tiefen meines schwarzen Herzens.« Das sind die letzten Worte, die ich von Fritz höre.
    Man sollte nicht übertreiben, mindestens zwei Drittel der auf ihre Flüge Wartenden sind ganz normale Paare, Singles oder Familien aus Europa, Japan, China, Indien, Afrika. Das letzte Drittel setzt sich aus normalerweise über

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