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Der Jadereiter

Der Jadereiter

Titel: Der Jadereiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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in ihre Vagina eingeführten Röhrchen schießt. Die Gäste halten Ballons in die Höhe, die sie treffen soll, und sie verfehlt ihr Ziel nur selten. Sie heißt Kate, ist eine Freundin meiner Mutter und lebte eine Weile bei uns, als ich noch ein Kind war. Nach ihrer Nummer geht sie mit einem Cowboyhut fürs Trinkgeld nackt in der Bar herum. Als sie mich erreicht, ist der Hut voll mit Zwanzig-, Fünfzig- und Hundert-Baht-Scheinen. Ich werfe einen Fünfziger hinein.
    »Kann ich hinter der Bühne mit dir sprechen?«
    Sie lächelt. »Ich hab in zwanzig Minuten noch ’ne Show im Hollywood. Komm in die Garderobe, sobald ich hier fertig bin.«
    Ich sehe ihr zu, wie sie ihre Runde voller Würde beendet, als wäre sie eine Hirnchirurgin oder eine Polizistin. Sobald sie durch den Künstlereingang verschwunden ist, bahne ich mir einen Weg durch eine Gruppe nackter Frauen, die auf die Bühne wollen, und folge ihr. Als ich die Garderobe erreiche, trägt Kate bereits Jeans und T-Shirt sowie einen winzigen Rucksack auf dem Rücken.
    »Wie geht’s deiner Mutter? Ich will sie schon lange besuchen, aber Phetchabun ist einfach zu weit weg.«
    »Fünf Stunden Busfahrt in der Hitze. Das tue ich mir selber nicht so oft an.« Ich hole das Foto von Bradley aus der Tasche und halte es ihr hin. Kurz blitzt so etwas wie Erkennen in ihren Augen auf, dann kehrt die undurchdringliche Maske der Professionalität zurück. »Kennst du ihn?«
    Sie schürzt die Lippen, schüttelt den Kopf. »Nein, ich glaube nicht. Ein Gesicht wie das hätte ich mir wohl gemerkt.«
    Ich stecke das Foto wieder in die Tasche. »Das sagen mir alle, denen ich das Bild zeige.«
    »Was ist los? Hat er jemanden umgebracht?«
    »Nein, er ist ermordet worden.«
    Ihre Gesichtsmuskeln spannen sich an. »Was? Ein Amerikaner?«
    »Ja, ein Marine.«
    »Dann kümmert sich das FBI um die Sache. Du kannst dich zurücklehnen und denen die Arbeit überlassen.«
    »Sie müssen mit mir kooperieren. Sie haben nicht das Recht, Ermittlungen in Thailand durchzuführen.«
    »Ach. Ich dachte, die Amis hätten das Land schon vor Jahren gekauft, ohne es uns zu sagen. Tut mir leid, Sonchai, ich muß los. Ruhm und Reichtum erwarten mich im Hollywood.«
    Ich verlasse zusammen mit ihr die Garderobe und gehe den Flur hinunter, auf dem es von Busen und Hintern wimmelt. Draußen auf der Terrasse rufe ich ihren Namen. Sie dreht sich zu mir um, verzieht das Gesicht und holt eine Visitenkarte aus ihrem schwarzen Rucksack. Ohne mich anzusehen, kritzelt sie eine Adresse auf die Karte und gibt sie mir. Sie lächelt mich an. »Ich wohne jetzt ziemlich weit draußen – die Miete hier in der Stadt konnte ich mir nicht mehr leisten.« Dann entfernt sie sich schnellen Schrittes.
    Auf der Karte steht in Thai und Englisch: »Kat Walk Enterprises, Privatvorstellungen, Bühnenauftritte, Cabaret mit Pfiff.« Darunter befinden sich eine Telefonnummer mit der örtlichen Vorwahl, vermutlich die ihres Agenten, sowie ihre Internet-Adresse. Die Adresse auf der Rückseite ist in einem Vorort weit draußen, der eigentlich gar nicht mehr zu Krung Thep gehört.
    Ich gehe den Balkon über dem Hof entlang. Der Club in der Ecke ist den Transsexuellen vorbehalten, die sich an Tischspiegeln öffentlich schminken. Als ich die Treppe erreiche, fällt mein Blick auf einen langen, femininen Nacken, ein weiches Mondgesicht und harte Augen. Ich befinde mich inmitten so vieler halbnackter Körper – weiße Männer und braune Frauen –, daß es mir schwerfällt, mich zu bewegen. »Hallo, Schätzchen, wie geht’s? Bist du einsam?« fragt mich ein Transsexueller mit großem Busen und Schmollmund. Ich schüttle den Kopf.
    Einsam? Leider ist die Einsamkeit ein unheilbares Leiden. Ich drücke mich an schweißnassen T-Shirts vorbei auf die Straße, müde die vor mir liegende Aufgabe überdenkend. Nana Plaza ist der Kern der Mango; in den sois gibt es Tausende von Bars und leerstehenden Gebäuden, besonders drüben auf der anderen Seite der Sukhumvit Road bis runter zur Soi Asok, das heißt zwischen zwei Haltestellen des Sky Train bietet sich braunes Fleisch weißem dar. Hier trifft Ost auf West. Wie soll ich das verurteilen, wenn ich doch meine eigene Existenz dieser Verbindung verdanke?
    Es ist einundvierzig Minuten nach eins, heiß und schwül. Resigniert hole ich eine der yaa-baa-Pillen aus meiner Tasche. Ich bin nicht mehr so gut informiert wie früher, aber soweit ich mich erinnere, sind die blauen mit Heroin verschnitten und verschaffen

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