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Der Jadereiter

Der Jadereiter

Titel: Der Jadereiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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Freier. Die Augen des farang leuchten auf.
    »Du hast ein Kind?« An mich gewandt: »Das hat sie mir nicht gesagt.«
    Fragen Sie mich nicht, warum, aber fast alle Mädchen haben ein Kind, meist bekommen sie es mit achtzehn.
    »Natürlich habe ich ein Kind.«
    Ich beobachte den Schweizer. Vermutlich hat er die junge Frau vor ein paar Tagen kennengelernt, einige Male mit ihr geschlafen – und kommt nun nicht mehr von ihr los. Er hat sich Gedanken darüber gemacht, wie er sie mit in die Schweiz nehmen kann: Dabei wägt er den Neid seiner Freunde gegen die Mißbilligung seiner Mutter ab; das Vergnügen, jede Nacht ihren Körper neben dem seinen zu spüren, gegen das gesellschaftliche Problem. Und hat sie auch Tischmanieren? Wahrscheinlich sitzt sie im Schneidersitz auf Stühlen und ißt mit Gabel, Löffel und Fingern.
    Als sie sich von mir abwendet, lächle ich unwillkürlich. Die meisten Mädchen hier führen einen ständigen Kampf gegen ihre dichten schwarzen Haare. Oft binden sie sie zu einem Pferdeschwanz – viele mit Kondomringen –, und das hat auch diese junge Frau getan. Sehr beliebt würde sie sich damit bei Züricher Abendgesellschaften nicht machen.
    Jetzt muß der Schweizer auch noch ihr Kind ins Kalkül ziehen. Aber vielleicht würde sie das ja nicht mitnehmen?
    »Wie alt? Junge oder Mädchen?«
    »Junge, ist sechs.« Sie lächelt stolz.
    Der Schweizer sieht mich mißtrauisch an. »Kennen Sie das Mädchen?«
    »Nein.« Der Schweizer ist Ende Dreißig und hat schütteres Haar. In seinem Gesicht ist der Schmerz über eine noch nicht verarbeitete Verletzung zu lesen. Warum ist er in Bangkok? Um seine Virilität zu beweisen? Weil gekaufter Sex unkomplizierter ist? Jetzt, kaum eine Woche nach seiner Ankunft, macht er sich bereits Gedanken über eine Beziehung, die weit komplizierter ist als alles, was er bisher gewagt hat.
    »Dann laß dich wenigstens von mir zum Essen einladen«, sagt er zu dem Mädchen. »Ich möchte mit dir reden.«
    »Über was?«
    Er blinzelt sie verlegen hinter seiner dicken Brille hervor an. »Ich würde gern wissen, warum ich seit achtundvierzig Stunden nur noch an dich denken kann.«
    Das Mädchen strahlt. »Du denken an mich? Ich denken auch an dich.« Keine schlechte schauspielerische Leistung. Nong hätte allerdings mehr daraus gemacht. Meine Mutter besitzt immer noch die Fähigkeit, ein Gefühl von Behaglichkeit zu vermitteln. Sie achtet auf sich, wäre nie so dünn geworden wie dieses Mädchen, das aussieht wie eine yaa-baa- Süchtige , und sie hätte sofort die Chance auf eine Auslandsreise erkannt.
    Ich nicke dem Mann anerkennend zu. Du wolltest sie, jetzt hast du sie. Was kann man mehr vom Leben verlangen?
    Ich hole ein Foto von Bradley aus der Tasche und sehe zu, wie die Mamasan dem Schweizer sagt, wieviel er für das Bier und das Mädchen zahlen muß.
    Nachdem er ihr das Geld gegeben hat, berührt sie alle ihre Mädchen mit seinem Fünfhundert-Baht-Schein, das soll Glück bringen. Ich bedeute der Mamasan mit einem Kopfnicken, daß sie zu mir kommen soll. Sie schaut sich das Bild an. Der Mann darauf ist riesig, schwarz, hat einen kahlrasierten Schädel, einen guten Knochenbau, einen angenehmen Mund und ein strahlendes Lächeln. Er ist Amerikaner, nicht Afrikaner. Nein, sie hat ihn noch nie gesehen; an so einen hätte sie sich erinnert, aber sie ist noch nicht so lange hier.
    Die Fluktuation ist ein großes Problem. Bradley lebte seit fünf Jahren in Bangkok und hatte vermutlich schon vor langem seine privaten Arrangements mit Frauen getroffen. Männer haben Nana bald satt; die Mädchen dort kommen und gehen.
    Ich klappere alle Bars ab und zeige Bradleys Bild hauptsächlich den älteren Mamasans, die aussehen, als wären sie schon länger da. Niemand erinnert sich an Bradley. Als ich ins Carousel zurückkehre, bin ich müde. In dem riesigen Club wimmelt es wie immer von westlichen Männern und asiatischen Frauen. Auf einem Monitor in einer Wandnische bedienen zwei weiße Frauen einen riesigen schwarzen Penis. Auf dem großen Bildschirm, der eine ganze Wand einnimmt, läuft das Spiel Manchester United gegen Real Madrid. Die Mädchen, die sich nicht gerade um einen Kunden kümmern, verfolgen die Partie. Jubelschreie, als Beckham zum zweitenmal innerhalb von fünf Minuten aus unmöglichem Winkel ein Tor erzielt.
    Die Blicke aller Männer sind auf die größte Drehbühne gerichtet, wo eine bis auf die Cowboystiefel nackte Frau Anfang Vierzig auf dem Boden liegend Darts aus einem

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