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Der Jadereiter

Der Jadereiter

Titel: Der Jadereiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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Zivilisten, ein schweres Vergehen.«
    »Ist das Ihr Ernst?«
    Er nickt. »Das war die offizielle Begründung. Wenn du willst, zeige ich dir die Akte.« Er beugt sich ein wenig vor. »Ich bin nicht wie du, Sonchai, ich stelle keine indiskreten Fragen. Deshalb bin ich Colonel, und du wirst nie mehr sein als ein einfacher Detective.«
    »Wer auch immer Ihnen die Anweisung gegeben hat, ist also so wichtig, daß Sie Diskretion üben müssen?«
    Er schüttelt den Kopf. Offenbar hält er mich für einen hoffnungslosen Fall. Dann plötzlich schaltet er seinen unwiderstehlichen Charme, sein Zweitausend-Volt-Charisma, ein. Seine Bescheidenheit und sein Mitleid wirken vollkommen aufrichtig. »Sonchai, ich schwöre dir, ich hatte keine Ahnung, daß Bradley gestern sterben würde. Und ich werde dir auch keine Knüppel zwischen die Beine werfen, egal, in welche Richtung die Ermittlungen dich führen.« Als ich ihn fragend ansehe, fügt er hinzu: »Ich habe meinem Bruder versprochen, daß ich mich um euch beide kümmere. Einen von euch zu verlieren, ist schlimm genug. Mein Bruder ist ein arhat. Einem solchen Mann gegenüber hält man sein Versprechen, besonders wenn er ein Blutsverwandter ist. Du hast mein Wort. In was auch immer Bradley verwickelt war: Ich hatte nichts damit zu tun.«
    Ein peinlicher Moment des Schweigens, bevor wir uns wieder dem Essen und Trinken zuwenden. Beiläufig sage ich: »Ich habe Bradleys Adresse im Internet gefunden und bin in seinem Haus gewesen.«
    Der Colonel hebt die Augenbrauen. »Ach. Und was hast du rausgefunden?«
    »Wenn ich Ihnen eine Frage stelle, die mit dem Fall zu tun hat, werden Sie dann ehrlich antworten? Oder bin ich nur ein Bauer in einem Spiel, das Sie mit der CIA in Laos, dem FBI in Washington oder der amerikanischen Botschaft spielen?«
    »Sonchai, der Buddha möge mir das Leben nehmen, wenn ich lüge.«
    »Eine atemberaubend schöne Frau Anfang Dreißig oder Ende Zwanzig, halb Schwarze, halb Thai, sehr groß, vielleicht sogar einsachtzig, tolle lange Beine, volle Brüste, ebenmäßiges Gesicht, die Haare bunt gefärbt, ein diskretes kleines Bauchnabelpiercing mit einer Jadekugel in einem Goldstift – wer ist sie?«
    Der Colonel nimmt einen Schluck von seinem Whisky. »Woher soll ich das wissen?«
    »Das ist Ihre Bar, mitten im Rotlichtbezirk. Die Mädchen wechseln von hier zur Nana Plaza und umgekehrt, um mehr Geld zu verdienen. Sie kennen die Welt der Prostitution wie Ihre Westentasche.«
    »Heißt das, sie ist eine Prostituierte?«
    »Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, daß sie nichts mit dem Gewerbe zu tun hat?«
    »Gehört sie zum Kreis der Verdächtigen?«
    »Sie ist eine mögliche Komplizin. Keine Frau könnte so etwas ganz allein organisieren. Ich habe immer noch keine Ahnung, wie es genau gelaufen ist. Wie setzt jemand eine ausgewachsene Python und zwanzig Kobras unter Drogen und bringt sie dazu, den richtigen Menschen im richtigen Moment zu beißen? Dazu war ein gewaltiger logistischer Aufwand mit vielen Beteiligten nötig. Die Sache mit den Schlangen begreife ich nicht. Wer ist diese Frau?«

19
    »Was bin ich – ein Vollidiot?« Der Colonel ist betrunken und hat sich seinem Lieblingsthema zugewandt – dem Unterschied zwischen Ost und West –, ohne meine Frage zu beantworten.
    »Ich weiß doch, daß jederzeit Nachforschungen drohen können, wenn ein Mistkerl vom Militär oder ein Sensationsjournalist oder irgendein Arschloch, das scharf ist auf meinen Job, auf die Idee kommt rumzuwühlen. Natürlich würde er was finden – meine Yacht, mein kleines Haus oben im Norden, meine Bungalows auf Ko Samui – und mit dem Finger auf mich deuten. Wäre ich nicht glücklicher mit weniger Geld und mehr innerer Ruhe? Warum, glaubst du wohl, lasse ich meine Sachen dort, wo alle sie sehen können, statt sie zu verkaufen und das Geld auf ein Schweizer Konto einzuzahlen? Warum?«
    »Weil das hier Asien ist.«
    »Genau! Wenn ich meinen Job ordentlich erledigen soll, muß ich präsent sein. Und meine Feinde müssen die Kriegskasse sehen. Ganz oben überlebt man nicht als bescheidener kleiner Cop. Was machst du, wenn dich jemand diffamiert und du dir keine Anwälte leisten kannst? Wenn du kein Geld hast, um Senatoren und Parlamentsmitglieder zu kaufen, wie willst du dich dann verteidigen?«
    »Das ist sehr schwierig.«
    »Ich habe dich und deinen Partner von Anfang an bewundert und um euren Beschluß beneidet, niemals Karriere zu machen – wie hättet ihr das auch schaffen wollen,

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