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Der Jadereiter

Der Jadereiter

Titel: Der Jadereiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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verglichen haben, wußte ich, daß das eine schlimme Nacht wird. Da ist der Schwarze aufgestanden, auf die Bühne gekommen, hat sein Hemd ausgezogen – so ein riesiges Hawaiiding mit Ananas und Mangos drauf – und es mir um die Schultern gelegt. Natürlich reichte es mir bis zu den Knöcheln.« Sie lacht. »Dann hat er zu den Typen gesagt: ›Sie gehört mir, verstanden, Kumpels?‹
    Diese Neandertaler haben ihn mit großen Augen angeschaut. Auf eine Auseinandersetzung mit dem schwarzen Riesen wollte sich niemand einlassen. Er hat mich in die Garderobe begleitet und ganz sanft gesagt: ›Verschwinde lieber hier – wollen wir uns morgen treffen?‹« Wieder lacht sie. »Du weißt, daß ich nicht zu Schwärmereien neige, aber mit sechsunddreißig habe ich mich damals gefragt, ob ich den Männern nicht fast zwanzig Jahre lang Unrecht getan hatte. Er hat mich vor einem Alptraum bewahrt und war einfach … unwiderstehlich.«
    Offenbar ist die Übungsstunde vorbei. Sie steht auf, packt die Darts, die Kondome und die Aluminiumröhrchen wieder ein.
    »Und wie war’s?«
    »Wie’s war? Merkwürdig. Er hat mich zum Abendessen eingeladen, mich behandelt wie eine Lady, schien’s nicht eilig zu haben, mit mir zu schlafen. Ich hatte den Eindruck, daß er etwas rausfinden wollte – vielleicht interessierte ihn, wie wir Thai-Frauen ticken. Wir sind erst bei der dritten Verabredung miteinander ins Bett gegangen.«
    Sie schürzt die Lippen.
    »Macht’s dir was aus, mir davon zu erzählen?«
    »Von dem Sex? Gehört das auch zu deinen Ermittlungen? Ich glaube, er war enttäuscht. Wie die meisten Männer hat er wohl erwartet, daß ich etwas ganz Besonderes wäre, zwei Vaginas hätte oder so. Ich habe ihm zu erklären versucht, daß ich die Show gerade deshalb mache, weil ich schüchtern und nicht besonders gut im Bett bin, nicht weiß, was Männer wollen, wie man ihnen Vergnügen bereitet.«
    »Und wie war’s für dich?«
    »Ich hatte noch nie so was erlebt, aber ich bin auch keine Expertin. Die Mädchen sagen, die meisten Männer wollen ihn dir bloß reinschieben, einen Orgasmus haben und ihn dann wieder rausziehen. Tja, so war er mit Sicherheit nicht.«
    »Könntest du mir das ein bißchen genauer erklären?«
    Kat bedenkt mich mit einem spöttischen Blick. »Macht dich das an, Sonchai? Willst du wissen, wie es ist, als Frau unter einem solchen Mann zu liegen? Ich glaube, er war’s gewöhnt, bewundert zu werden. Er hat sich einfach hingelegt und erwartet, daß ich die ganze Arbeit mache. Vielleicht ist das in Amerika immer so, keine Ahnung.«
    »Wie groß war sein Penis?«
    Sie hält die Hand vor den Mund. »Sonchai! Wäre er seinen übrigen Proportionen entsprechend gewesen, hätte er mich in zwei Hälften gerissen. Er war größer als der von Thai-Männern, aber normal für einen farang. «
    »Aber ihr habt miteinander geschlafen?«
    »Natürlich. Allerdings nur einmal, und mir hat es keinen Spaß gemacht. Ich glaubte, ihn zu enttäuschen, weil er besonders exotischen Sex wollte. Ich bin mir wie eine Versagerin vorgekommen.« Sie seufzt. »Hinterher habe ich ihn gefragt, ob ich Darts für ihn schießen soll.« Sie lacht. »Wahrscheinlich habe ich geahnt, daß er sich das wünschte, sonst hätte ich meine Darts wohl nicht mitgebracht, oder? Man weiß nie so genau, was Männer erwarten. Ich hatte das Gefühl, ich sollte ihm eine Privatvorstellung geben, sein Sexspielzeug sein, aber er hat mich nicht darum gebeten. Er wollte, daß ich selber herausfinde, was er möchte. Ein bißchen hat er sich verhalten wie eine Frau. Darts schießen ist das einzige, was Männer an mir interessiert.«
    »Hast du ihm eine Privatvorstellung gegeben?«
    Sie nickt traurig. »Ja. Da ist er zum Leben erwacht. Erst zu dem Zeitpunkt habe ich gemerkt, daß er es von Anfang an so geplant, sogar eigens ein Dartboard besorgt hatte. Ich mußte mich aufs Bett legen, und er hat ein Video gedreht mit Nahaufnahmen und allem Drum und Dran. Ich weiß nicht, ob er ein echter Gentleman war oder ein merkwürdiger Romantiker. Es mußte perfekt sein, das Licht, die Kameraeinstellung, einfach alles. Das hat ihn am stärksten erregt, aber wir haben nicht mehr miteinander geschlafen.« Sie schweigt einen Moment. »Am deutlichsten erinnere ich mich an die Seide.«
    »Die Seide?«
    »Ja. Alles war aus Seide, gute Qualität, schöne Farben. Er hat ein seidenes Tuch um meinen, dann um seinen Kopf gebunden und immer wieder gesagt, wie gut sie sich auf der Haut anfühlt, ich

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