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Der Jadereiter

Der Jadereiter

Titel: Der Jadereiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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Handys, eins für jeden Liebhaber, damit sie die Namen nicht verwechselt, wenn einer von ihnen anruft. Dann wäre da noch die naive Reisbauerin aus Isan, die gehört hat, daß sich in der großen Stadt Geld machen läßt, und ein Wochenende lang die Bars an der Sukhumvit Road erkundet, vielleicht einen oder zwei interessierte Männer findet und erkennen muß, daß sie nicht die geringste Ahnung von farangs hat und kein Wort Englisch spricht. Möglicherweise verwirrt und verängstigt sie allein schon der Gedanke an oralen Sex, und sie fährt mit dem Bus nach Hause in den Norden, entschlossen, nie wieder in die Stadt zurückzukehren. Außerdem gibt es die Expertinnen, ausgesprochen talentierte und attraktive Frauen, die die Männer um den Finger wickeln. Sie beziehen ihr Einkommen häufig von drei oder mehr Fremden, die im Ausland leben, natürlich nichts voneinander wissen und den Damen Geld dafür geben, sich von den Bars fernzuhalten, bis sie selbst wieder zu Besuch kommen. Natürlich verkaufen diese trotzdem jede Nacht ihren Körper und erzielen auf diese Weise ein Einkommen, das vermutlich das eines jeden Anwalts oder Arztes übersteigt. Dann wären da noch die Mädchen auf Reisen, oft mit falschen Pässen von der örtlichen Mafia, die sich auch um Visa für Länder wie Großbritannien oder die Vereinigten Staaten kümmert. Diese Mädchen kommen, wenn sie gut sind in ihrem Beruf, auf bis zu hundertachtzigtausend Dollar jährlich in London, Los Angeles, New York, Chicago, Paris, Hongkong, Berlin, Tokio oder Singapur. Natürlich zahlen sie keine Steuern und legen meist einen beträchtlichen Betrag zurück, so daß sie nach ein paar Jahren in ihre Heimat zurückkehren können und dort nun der Schicht der Wohlhabenden angehören. Des weiteren gibt es die Frau, die Schulden hat, meist wegen Arztrechnungen für Mutter oder Vater. Sie vegetiert in irgendeinem Bordell auf dem Land oder in Malaysia als Sexsklavin vor sich hin, weil sie ihr gesamtes Einkommen für die Rückzahlung des Darlehens verwenden muß. Manche dieser Frauen sind gezwungen, während ihrer oft zwölfstündigen Tagesschichten alle zwanzig Minuten einen Mann zu bedienen. Und schließlich wären da noch die Pool Girls. Unsere Mädchen haben keine Chance gegen die Filipinas, die sind einfach Weltklasse, aber sie werden von Tag zu Tag besser.«
    »Was hat Poolbillard mit Prostitution zu tun?«
    »Thai-Pool. Das Spiel fungiert als Lockmittel. Nicht jeder farang mag Go-go-Bars oder will den Abend mit Biertrinken verbringen. Poolbillard sorgt dafür, daß auch der Rest des Marktes erschlossen wird – es erleichtert schüchternen Männern den Erstkontakt, verhilft ihnen zu einem Gesprächsthema. Das Ganze entwickelt sich fast wie eine Urlaubsromanze, die dann eben nur den einen Abend dauert statt der sonst üblichen Woche.«
    »Verstehe.«
    »Die unterschiedlichen Schicksale, Einstellungen und Lebensstile dieser Frauen lassen sich wirklich nicht vergleichen. Da sie ihren Körper verkaufen, werfen wir sie alle in einen Topf. In Wahrheit erfüllt die Prostitution viele Funktionen. Sie ist ein Ersatz für Sozialhilfe, Krankenversicherung, Studentendarlehen, ein ertragreiches Hobby und oft auch der Weg zu jenem Wohlstand, den viele moderne Frauen sich vom Leben erwarten. Sie läßt gewaltige Summen ausländischer Währungen in unser Land fließen, weshalb die Regierung nicht allzu strikt dagegen vorgeht.«
    »Verstehe«, sagt Pisit noch einmal, in für ihn ungewöhnlich düsterem Tonfall. »Und hier ist die Rede von einem wesentlichen Teil der thailändischen Frauen?«
    »Ja, sogar von einem gewaltigen. Wenn man die zu alten oder zu unattraktiven wegrechnet, bleiben wahrscheinlich zwanzig Prozent der Frauen in Krung Thep, die ihren Körper verkaufen. Kalkuliert man das Sugar-Daddy-Phänomen sowie die ausländische Sexindustrie ein, die große Bedeutung besitzt, ergibt sich vermutlich eine noch höhere Zahl.«
    »Heißt das, daß unsere Nation von diesem Gewerbe abhängig ist?«
    »Ich möchte nicht übertreiben und auch die betroffenen Frauen nicht heroisieren, aber ohne ihre Arbeit wären wir mit Sicherheit alle ein bißchen ärmer.«
    »Haben die thailändischen Frauen eine bestimmte Eigenschaft, die sie für dieses Gewerbe prädestiniert?«
    Lachen. »Nun, die farangs betonen immer wieder, wie hübsch wir sind, und wir scheinen in puncto Sex auch nicht so verklemmt zu sein wie die westlichen Frauen. Die Leute im Westen stilisieren den Sex zur religiösen

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