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Der Jadereiter

Der Jadereiter

Titel: Der Jadereiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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Sie haben Tod Rosen mit Ihrer Bemerkung einen ziemlichen Schreck eingejagt. Es wäre ihm wohler, wenn wir beide uns besser kennenlernen würden.«
    »Tatsächlich? Habe ich irgendeinen gesellschaftlichen Fauxpas begangen?«
    »Sie haben gesagt, Sie würden diejenigen, die für den Tod Ihres Partners verantwortlich sind, umbringen. Das war nicht so wichtig, als die Sache noch wie ein Bandenmord aussah. Aber jetzt, da der Name von Sylvester Warren ins Spiel gekommen ist, wirkt Rosen nervös.«
    »Haben amerikanische Gefängniszellen Fenster?«
    »Es ist Ihnen also vollkommen egal, stimmt’s? Ich habe bis jetzt noch keinen Mann kennengelernt, den ich nicht durchschaue. Aber Sie …« Sie schüttelt den Kopf.
    »Ich glaube, Rosens Nervosität hängt mit vielen Dingen zusammen. Warum ist er hier? Bangkok ist für die Karriere eines Mannes wie ihn nicht gerade förderlich. Er hat irgendwas verbockt, stimmt’s?«
    »Nach dem Scheitern seiner dritten Ehe hat er zu trinken angefangen. Ansonsten ist er ein guter, sehr gerechter Mann, für den die Leute gern arbeiten.«
    »Und Nape?«
    »Nape? Nape gehört zu den Männern aus dem Westen, die, sobald sie in Bangkok ankommen, schwören, nie wieder wegzugehen. Vermutlich könnten Sie ihn als Flüchtling vor dem Feminismus bezeichnen. Er hat eine hiesige Frau geheiratet, und wenn er wieder nach Hause berufen werden sollte, nimmt er seinen Hut. Wahrscheinlich sucht er sich dann einen Job bei einer der amerikanischen Anwaltskanzleien hier in Thailand. Er ist hochintelligent, weiß eine Menge über Ihr Land. Es heißt, daß er ziemlich gut Thai spricht.«
    Ich erkläre ihr nicht, daß Rosen in seinem letzten Leben Arzt war und einen schlimmen Nervenzusammenbruch erlitten hat, von dem er sich immer noch zu erholen versucht. Nape war eine Frau, die ihren Ehemann vergiftete. Kimberley Jones war ein Gangster, der die Frauen liebte, und eben jener Ehemann, den Nape vergiftete, weshalb sich die beiden in diesem Leben wieder begegnet sind, mit ähnlicher Feindseligkeit wie im letzten.
    »Und Sie?«
    »Ich?«
    »Wieso haben Sie Ihr Aussehen verändert? Ich dachte, Sie würden auf ewig das American Girl geben.«
    Kimberley Jones mustert mich mit einem beleidigten Blick. »Wollen Sie das wirklich wissen? Ich hatte es satt, in dieser verdammten Stadt unsichtbar zu sein. Frauen haben ein Ego, das ist die wichtigste Botschaft des einundzwanzigsten Jahrhunderts, daran sollten Sie sich gewöhnen.«
    »Die Leute haben sich nicht nach Ihnen umgedreht?«
    Ein zorniger Blick. »Ich kann den westlichen Männern ihr Verhalten hier nicht verdenken, muß ich sagen. Gestern abend habe ich Napes Frau kennengelernt. Sie ist atemberaubend schön und hat eine Haltung, als hätten ihre Eltern eine Million Dollar für einen Modelkurs ausgegeben. Aber die meisten Frauen hier bewegen sich so, stimmt’s? Sogar die ohne die geringste Bildung.«
    »Und, haben neue Frisur und T-Shirt irgend etwas bewirkt?«
    »Nein. Aber könnten wir uns jetzt über Sie unterhalten?«
    »Ich bin das Gegenteil von einem Karrieremenschen. Fragen Sie den Colonel. In zehn Jahren Dienstzeit habe ich keinen einzigen nützlichen Beitrag zur Polizeiarbeit geleistet.«
    »Haben Sie Schuldgefühle, weil Sie keine Bestechungsgelder annehmen?«
    »Wissen Sie, die Royal Thai Police Force ist ihrer Zeit immer schon voraus gewesen. Sie wird wie ein modernes Unternehmen geführt; jeder Cop ist ein Profit-Center.«
    »Ja, das habe ich schon gehört. Cops genießen praktisch vollständige Immunität, nicht wahr?«
    Ich denke nach. »Wenn Cops vor Gericht gegen andere Cops aussagen, wäre das nicht gut für den Korpsgeist. Verstöße gegen diese Regel werden intern geahndet.«
    »Ach ja? Was passiert mit den schwarzen Schafen? Dürfen sie eine Woche lang keine Bestechungsgelder mehr nehmen oder was?«
    »Tja, so ähnlich läuft das wohl, es sei denn, sie haben sich sehr schlecht benommen.« Sie hat Blut geleckt, ist scharf auf eine gute Geschichte, die sie ihren Freunden zu Hause erzählen kann.
    »Nun sagen Sie schon: Was für eine mittelalterliche Strafe droht denjenigen, die die Colonels ernsthaft verärgern?«
    »Unfreiwilliger Selbstmord«, murmle ich. »Man erwartet von uns, daß wir uns wie Gentlemen benehmen, und wer sich nicht an den Verhaltenskodex hält, muß sich vor Gericht verantworten.«
    »Ein Femegericht?«
    Ein Bild taucht vor meinem geistigen Auge auf. Normalerweise werde ich nicht zu solchen geheimen Verfahren eingeladen; ich war

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