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Der Jadereiter

Der Jadereiter

Titel: Der Jadereiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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Zügen) gelöst zu haben. Diesen Stolz muß ich auslöschen, um auf dem Pfad weitergehen zu können. Es gibt noch jede Menge loser Enden. Die Schlangen und Warren kann ich mir nach wie vor nicht erklären. Ich habe auch keine Ahnung, wie ich Warren töten soll. Und was werde ich mit Fatima machen? Fast habe ich das Gefühl, die Sache mit den Schlangen zu verstehen, als das Telefon klingelt. Ich versuche, meine Verärgerung in den Griff zu bekommen, als auf dem Display die Nummer der FBI-Frau erscheint.
    »Äh, ich möchte mich entschuldigen. Ich habe genau das getan, was man nicht tun soll, nämlich die Beherrschung verloren. Und ich bin überheblich geworden. Der Kulturschock ist doch stärker, als ich gedacht hätte. Das Gefühl, mich an einem Ort ohne jeglichen Bezugspunkt zu befinden, habe ich noch nie gehabt. An einem Ort, an dem alle Referenzpunkte sich als Illusionen entpuppen. Verstehen Sie, was ich sagen will?«
    »Sie machen Fortschritte. Das, was Sie gerade beschreiben, ist eine spirituelle Erfahrung.« Ich füge nicht hinzu: Willkommen auf der Welt.
    »Sie brauchen nicht herablassend zu sein, nur weil ich es Ihnen gegenüber war. Ich dachte, vielleicht können wir was miteinander essen, uns über den Fall unterhalten.«
    Ich will mich nicht über den Fall unterhalten, suche nach einer Ausrede und sage: »Ich muß morgen raus zur Krokodilfarm in Samut Prakan. Wenn Sie wollen, können wir mit Ihrem Wagen fahren.«
     
    Am Nachmittag wird mir in Bang Kwan gesagt, daß Fritz tags zuvor übel verprügelt worden ist und auf der Krankenstation liegt. Sie lassen mich erst zu ihm, als ich drohe, sie wegen Behinderung der Staatsgewalt anzuzeigen. Fritz sitzt im Bett in einem Flügel, in dem sich hauptsächlich Unterernährte und Schwerkranke befinden – AIDS rafft hier immer noch zahllose Menschen dahin –, ein paar Kissen im Rücken, den Kopf bandagiert. Sein linkes Bein und sein rechter Arm sind geschient. Ich glaube, daß er sich dieses Mal nicht mehr erholen wird, doch als ich mich ihm nähere, sehe ich voller Erstaunen sein gutgelauntes Lächeln.
    »Was ist passiert?«
    »Sie begnadigen mich.«
    »Toll, aber ich meine eigentlich die Prügel.«
    »Was soll ich mir darüber groß Gedanken machen? Hast du nicht gehört? Sie begnadigen mich. Der König hat schon unterschrieben, es ist nur noch eine Frage von Tagen.«
    »Das freut mich für dich. Und weswegen wolltest du mich sehen?«
    Er deutet unbeholfen auf sein Bein und seinen Arm.
    »Tut mir leid, das kann ich dir nicht sagen.«
    »Keine Sorge, ich verstehe.«
    Er gibt mir ein Zeichen, näher zu kommen. »Nicht wegen der Prügel, sondern wegen der Begnadigung. Sie sagen, sie könnte immer noch rückgängig gemacht werden. Ich hoffe, du begreifst das.«
    Ich nicke. Natürlich würde ich seine Begnadigung nicht gefährden, für keinen Beweis der Welt. Ich lasse ein Päckchen präparierter Marlboro Reds auf dem Tisch neben seinem Bett.

35
    Den Walkman auf dem Kopf, liege ich auf meinem Futon und warte auf Kimberley Jones. Pisit berichtet von Zeitungsartikeln über Zustimmung und Segen des Obersten Patriarchen für zweitausend von älteren Mönchen neu geschaffene Familiennamen. Diese Namen werden über einen Familiennamenreservierungsdienst angeboten. Pisits Gast scheint als Vertreter des Buddhismus Freude, vielleicht sogar Entzücken, über diese Nachricht zu erwarten. Doch Pisit fragt skeptisch, ob es im einundzwanzigsten Jahrhundert zeitgemäß ist, wenn die Verantwortung für die Namen der Menschen wie in einer mittelalterlichen Theokratie Männern mit Roben aus dem dritten Jahrhundert v. Chr. obliegt, die in einem seit mehr als zweitausend Jahren nicht mehr gesprochenen Singsang beten. Der Gast, selbst ein Mönch, fragt seinerseits entgeistert, wie jemand einen Familiennamen wollen kann, der nicht gesegnet wurde. Pisit verabschiedet sich hastig von ihm und wendet sich einem Soziologen zu, der erklärt, daß wir Thais ein abergläubisches Volk sind, für das etwas so Intimes wie ein Name magische Kräfte besitzen muß. Pisits Laune verbessert sich ein wenig; er fragt nach westlichen Namen. »Normalerweise spiegeln sie die westliche Besessenheit vom Geld wider; sie verweisen auf die Tätigkeit eines Vorfahren: Schmied, Bäcker, Müller etc.«
    »Dann geht’s im Westen also um Geld und bei uns um Magie?«
    Die zögernde Antwort lautet: »Könnte man sagen, aber vielleicht ist das ein bißchen zu einfach.«
    Pisit verabschiedet sich auch von diesem Gast und

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