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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Erinnerung habe, Bastulf«, sagte Philipp lächelnd. »Gibst du immer noch die Hälfte des Essens deinem Köter?«
    Der Mann starrte ihn mit aufgerissenen Augen und einem ebensolchen Mund an.
    »Woher wißt Ihr meinen Namen?« stotterte er.
    »Weil ich mich an ihn erinnert habe. Ich weiß selbst den Namen deines Hundes: Schwarzohr, stimmt’s?«
    Bastulf sah Philipp mit zusammengekniffenen Augen an. Das Halbdunkel des Speisesaales war nicht hilfreich, aber plötzlich ging doch ein Erkennen durch seine Miene.
    »Bruder Philipp!« rief er und verbesserte sich sofort: »Nein, nicht Bruder ... ich meine ... «
    »›Philipp‹ reicht völlig«, erklärte Philipp und erhob sich, um dem Klosterbediensteten die Hand zu reichen. Bastulf schüttelte sie energisch.
    »Ich freue mich, daß du dich an mich erinnerst«, sagte Philipp. »Das bringt einem das Herz zum Lachen, wenn man einen solchen Eindruck hinterlassen hat.«
    »Weniger deine Person als dein plötzlicher Abgang aus dem Kloster«, erklärte Bastulf trocken. »Du warst einer der besten Skribenten; man hat dich eine Weile im Scriptorium vermißt.«
    Philipp zuckte mit den Schultern. »Kannst du dich ein wenig zu mir setzen?« fragte er. »Oder läßt dich der Wirt nicht aus den Augen?«
    »Beides«, erklärte Bastulf und setzte sich. Philipp zog eine Braue in die Höhe.
    »Ich kann mich zu dir setzen, wann immer ich will«, erläuterte Bastulf. »Und der Wirt läßt mich deshalb nicht aus den Augen, weil ich selbst der Wirt bin, und ich lasse niemals die Augen von meiner Person.«
    »Du solltest deine Augen öfter einmal auf einen Braten richten, damit deine Person ein wenig deutlicher sichtbar wird«, lachte Philipp und klopfte ihm vor den flachen Bauch. »Ich freue mich für dich. Ich hatte mich schon gefragt, warum du noch immer keine Kutte trägst. Damals hast du uns Novizen immer sehr beneidet.«
    »Mein Vater ließ mich nicht gehen«, seufzte Bastulf. »Er sagte, er brauche mich nötiger hier in der Herberge als der Abt im Oratorium. Dann starb er, und ich hatte die Wahl, die Pacht entweder weiterzuführen oder tatsächlich in die Kutte zu schlüpfen. Du siehst ja, welche Wahl ich getroffen habe.«
    »Tut es dir leid?« fragte Philipp mit ehrlichem Interesse.
    »Nein«, sagte Bastulf. »Eigentlich nicht. Ich lebe hier ruhig und in einer heiligen Umgebung, die Brüder mögen mich und beten für mich, die Gäste mögen mich auch und zahlen mir zuweilen mehr, als ich verlange, und dennoch bin ich nicht den Ordensregeln unterworfen – ich bin ein freier Mann.«
    »Dann geht es dir also gut?«
    »Ich sehe nur so dünn aus«, knurrte Bastulf gut gelaunt. »Es ist nicht so, daß ich am Verhungern wäre. Es geht mir tatsächlich gut, Br ... Philipp. Und du selbst?«
    »Ich bin der Truchseß des Herrn, der mich damals aus dem Kloster geholt hat.«
    Bastulf verzog anerkennend das Gesicht. »Nicht schlecht«, sagte er. Er lehnte sich zurück und betrachtete Philipp. »Du hast ein bißchen Gewicht zugelegt. Aber das paßt zu dir; hier im Kloster warst du zu mager. Was mir jedoch noch mehr auffällt, ist deine gute Laune.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich kann mich nicht erinnern, daß du hier im Kloster zu den Spaßmachern gehört hättest – so wie Bruder Otho oder wie dieser verrückte Irländer. Columban hieß er, genauso wie ihr kriegerischer Heiliger, und darüber platzte er jedesmal vor Stolz, wenn sein Name genannt wurde. Kannst du dich an ihn erinnern?«
    »Ist das nicht der, der einmal während der Osterpredigt des Abtes an eine Säule gelehnt einschlief und im Stehen zu schnarchen begann?«
    »Derselbe.«
    »Ich kann mich erinnern, daß der Abt seinen Namen laut rief, und als Columban erwachte, sagte er zu ihm: ›Ich weiß, mein Sohn, daß dein Namensgeber die Stütze der irischen Kirche genannt wird, aber glaube mir, die Säulen in dieser Kirche stehen noch gut genug. Du brauchst sie nicht weiter zu stützen.‹«
    Bastulf begann zu kichern. »Und was sagte Columban darauf?«
    »Columban sagte – du kannst dich sicher noch an seinen schweren Akzent erinnern –, er sagte: ›Ehwwüdikche Abt, wenn diesa Säula das Gewikcht eines Irischmannes auskchält, dann wied diesa Kirkcha bis zum Jüngste Gerikcht stehan.‹«
    »Siehst du, das meinte ich damit«, sagte Bastulf plötzlichernst. »Früher hättest du einen solchen Spaß niemals gemacht.«
    »Die Menschen ändern sich«, sagte Philipp nüchtern.
    »Draußen vielleicht; hier drinnen nicht. Warte, bis du ein

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