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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Klosterschmiede für Bischof Konrad befanden.« Johannes machte ein grimmiges Gesicht. »Ich bin sicher, unter den Säcken und Beuteln lagen die Dokumente. Die Wagen haben sogar eine bewaffnete Eskorte, wegen der Straßenräuber.«
    »Laß sie verfolgen. Sie sind noch nicht weit gekommen.«
    »Wer sollte ihnen nachreiten? Du und ich? Oder ein paar von den Brüdern?«
    »Sag’s dem Prior.«
    »Dann müßte ich Bruder Pio schwer beschuldigen.«
    Philipp schwieg betroffen. »Glaubst du, er steckt mit Pio unter einer Decke?« fragte er schließlich.
    »Darum geht es nicht. Wenn ich zum Prior gehe, muß ich ihm von deinen und meinen Vermutungen erzählen. Das würde Bruder Pio schwer belasten. Sollte sich aber herausstellen, daß er nichts Unrechtes getan hat, dann wäre sein Ansehen zu Unrecht schwer beschädigt, und ich würde bestraft werden.«
    »Du glaubst doch selber, daß der Archivar Dreck am Stecken hat.«
    »Laß es mich auf meine Weise machen, Philipp. Die Angelegenheit ist für dich sowieso nicht von Belang.«
    »Das ist richtig.«
    »Was war es, was du mir zeigen wolltest?«
    Philipp schlüpfte zwischen die Regalreihen hinein und holte den Stapel Blätter hervor. Er legte ihn auf den Boden, band ihn auf und kramte dann das gestohlene Pergament aus seiner Tasche.
    »Das hier hat sich in diesem Stapel befunden; genau an dieser Stelle. Es bildet das fehlende Glied zwischen diesem Dokument und jenem hier, siehst du das?«
    »Natürlich.«
    Philipp holte den von Radolf bekritzelten Abriß hervor und hielt beide Dokumente dicht vor das Talglicht.
    »Diesen Fetzen hat mir Radolf mitgegeben und darauf die Daten seiner Eheschließung vermerkt. Er glaubte, ich könnte daraus so ohne weiteres Unterlagen fälschen, die seinen Anspruch auf die Mitgift seiner Frau untermauerten. Sieh dir einmal die Schrift an, die auf Radolfs Pergamentfetzen abgerieben wurde.«
    Johannes ließ sich Zeit mit der Inspektion der beiden Dokumente. Schließlich zog er die anderen Unterlagen zu Rate, aus denen Philipp sein Vergleichsblatt entnommen hatte. Seine Augen waren eng zusammengekniffen. Er hielt alle Unterlagen gegen das Talglicht und studierte Schrift, Pergamentbeschaffenheit und ihren Zustand im schwach durchscheinenden Gegenlicht. Endlich blickte er auf. »Es scheint die gleiche Schrift zu sein.«
    »Johannes, es ist die gleiche Schrift. Der Zettel, den Radolf mir gab, stammt aus den Unterlagen, die Bruder Pio hier zufälligerweise gefunden haben will.«
    »Das müßte bedeuten, daß Radolf vor kurzem hier im Kloster war.«
    »War er aber nicht. Er war das letzte Mal hier, als er Fredgar seine Originaldokumente abtrotzte. Zuerst dachte ich, er hätte etwas über seine Sauferei gewußt und den alten Archivar damit erpreßt. Aber nun glaube ich, daß Fredgar zu seiner Zeit die Unterlagen bewußt versteckt hatte. Radolf kam dahinter und setzte ihn mit seinem Wissen unter Druck.«
    »Aber weshalb hätte Fredgar die Unterlagen verstecken sollen?«
    »Bevor ich aus der Stadt aufbrach, um hierherzukommen, wurde ich Zeuge einer Rauferei zwischen Anhängern des Papstes und Anhängern des Kaisers. Einer davon sagte etwas, das mir zu denken gab: Er beschuldigte den Kaiser, Unterlagen zu unterdrücken, aus denen der Herrschaftsanspruch der Kirche über den Kaiser hervorginge. Wenn es nun genauso gewesen ist? Fredgar, über dessen geheime politische Ansichten nicht notwendigerweise jeder Bescheid wußte, stieß auf die Schenkungsurkunden, die ein paar Besitzansprüche der Kirche endgültig verfestigten, sah den Schaden für den Kaiser und versteckte sie.«
    »Der Bericht über die Krönung«, rief Johannes. »Auch der. Wer weiß, vielleicht findet sich irgendwo hier drin ein noch deutlicherer Hinweis darauf, wie jener sagenhafte Karolus, nach dessen Vorbild sich alle zu richten haben, in Wirklichkeit zu seiner Kaiserwürde kam?«
    »Was hat Radolf mit der ganzen Geschichte zu tun?« »Nichts. Er hat nur seine Chance erkannt, Fredgar in seine Hand zu bekommen.«
    »Was lag ihm denn daran, die Originaldokumente zu besitzen, wenn in den Abschriften genau das gleiche gestanden hätte?«
    »Ich habe keine Ahnung. Noch nicht.«
    Sie packten die Unterlagen wieder zusammen und legten den Stapel zurück in sein Fach. Philipp hatte auch das gestohlene Dokument wieder an seinen Platz zurücksortiert. »Warum hast du mir das unbedingt zeigen wollen?« fragte Johannes.
    »Weil ich einen Zeugen haben will. Was immer es zu bedeuten hat, daß Radolf vom

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