Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
Vom Netzwerk:
sie betrachtete. Plötzlich wünschte er sich, er könnte die Schatten aus ihrem Gesicht verbannen. Er wußte, daß sie bei ihrer Suche nach ihrem Mann an einem toten Punkt angekommen war, aber er wußte nicht, wie er ihr helfen konnte. Er stand neben ihr und schaute in den Regen hinaus.
    »Ich möchte, daß ihr mir einen Gefallen tut dafür, daß ichEuch von dem Vorhaben des Archivars erzählt habe«, sagte Aude schließlich. »Ich möchte mit dem Kämmerer sprechen. Vielleicht weiß er etwas über Geoffroi.«
    Philipp riß erstaunt die Augen auf und machte eine abwehrende Handbewegung. Audes Gesicht verschloß sich.
    »Das ist völlig unmöglich. Es steht eine Strafe darauf, als Mönch mit einer Frau zu sprechen.«
    »Philipp, seit ich hier bin, haben nur drei Menschen zu mir gesprochen: Galbert, der Wirt der Herberge und Ihr. Informationen über meinen Gemahl habe ich dabei nicht erhalten. Wenn Geoffroi hierher wollte, dann nicht wegen der besinnlichen Ruhe zwischen den Klostermauern. Er muß im Sinn gehabt haben, jemanden zu treffen. Wer weiß – vielleicht den Kämmerer?«
    »Was sollte er mit Johannes zu tun haben?« fragte Philipp und vermochte nicht, den verächtlichen Ton ganz aus seinen Worten zu verbannen.
    »Ich weiß es nicht. Der Kämmerer könnte zumindest von seinem Besuch erfahren haben, wenn sonst schon niemand davon weiß.«
    »Wahrscheinlich war er niemals hier.«
    »Genauso wahrscheinlich ist es, daß er sich gerade eben hier aufhält, nur durch ein paar Mauern von mir getrennt«, stieß Aude hitzig, hervor. »Vielleicht muß er sich verstecken und ist in das Kloster geflohen.«
    »Verstecken? Vor wem denn?«
    »Ich weiß es doch nicht. Womöglich hat er sich jemanden zum Feind gemacht. Ihr könnt mich wenigstens zu Eurem Gespräch mit dem Kämmerer mitnehmen. Das seid Ihr mir schuldig.«
    »Niemand wird Euch in das Innere des Klosters hineinlassen.«
    »Euch auch nicht, bevor Ihr Euch nicht mit dem Kämmerer ausgesöhnt habt. Also bittet ihn zu einem Gespräch nach draußen.«
    Philipp sah sie nachdenklich an. Ihre Augen blitzten. Sicher hatte sie ihm die Unterhaltung zwischen den Mönchen nicht verraten, um damit einen Gefallen von ihm zu erkaufen. Die Möglichkeit, daß sie die Situation auch zu ihren Gunsten nutzen könnte, war ihr eben erst in den Sinn gekommen. Er fragte sich, was an ihrem Ansinnen unstatthaft war. Vielleicht war es nur ihre Selbständigkeit, die ihn immer wieder dazu verleitete, ihr zu widersprechen. Eben noch hatte er bedauert, nichts für sie tun zu können.
    »Ich werde ihn so lange an der Kutte festhalten, bis Ihr ihn alles gefragt habt, was Ihr wissen wollt«, versprach er.
    »Danke«, erwiderte sie.
    »Dankt mir nicht. Vermutlich wird er uns danach beide aus dem Kloster werfen, verlangen, daß wir Bastulf die Suppe bezahlen, einen Brief an den Bischof schreiben, unsere Exkommunizierung fordern und zu einem Pilgerzug gegen alle Männer aufrufen, die einer schönen Frau einen Gefallen tun wollen.«
    Sie lächelte. »Wißt ihr, daß Ihr mir zum erstenmal ein Kompliment gemacht habt?«
    »Tatsächlich?« brummte Philipp und wandte sich halb verlegen ab.
    Sie legte ihm leicht die Hand auf den Arm, eine kurze Berührung nur, die nicht so lange dauerte wie das Heben und Zurückziehen ihrer Hand.
    »Es hat fast aufgehört zu regnen«, sagte sie. »Vielleicht ist der Kämmerer bereit, noch heute mit uns zu sprechen. Wollt ihr ihm Bescheid geben?«
    Bruder Johannes erschien zu Philipps Erstaunen nur wenig später. Philipps Botschaft, einem wortkargen Mönch mitgegeben, der sich als einer der ersten nach dem Ende des Regens wieder in den durchnäßten Westhof gewagt hatte, schien ihm Beine gemacht zu haben. Aude und Philipp standen in der Nähe der Kapelle und beobachteten das Versickern der Wasserpfützen, die wie beständig kleiner werdende Spiegel den grauweißen, nachgewitterlichen Abendhimmel wiedergaben.
    »Dies ist Aude Cantat«, sagte Philipp. »Sie wohnt auf dem Gut meines Herrn und reist ihrem Gemahl hinterher. Aude, dies ist Bruder Johannes, der Kämmerer des Klosters.«
    Aude verneigte sich und erhielt ein kurzes Nicken als Antwort. Johannes’ helle Augen musterten sie ebenso kurz wie undurchdringlich, bevor er den Blick auf Philipp richtete. Er steckte seine Hände in die Ärmel der Kutte und schien darauf zu warten, daß Aude sich verabschiedete.
    »Aude glaubt, daß ihr Gemahl hier im Kloster gewesen ist oder sich vielleicht noch aufhält«, erklärte Philipp

Weitere Kostenlose Bücher