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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Dicken seinen Bogen auszuhändigen. Der Dicke grinste uns an, nahm einen Pfeil und legte ihn auf Radolf an. Wir waren alle auf einmal ganz still; auch Radolf fand fürs erste keine Worte.« Ernst lächelte Radolf gutmütig an. Das Gesicht des Burgherrn war steinern.
    »Der Dicke drehte sich herum und zielte auf den Apfel, der friedlich im Tümpel trieb. ›Aufgespießt wie ein Schwein‹, sagte er leise und drohend und ließ den Pfeil fliegen. Er tauchte zwei Ellen neben dem Apfel ins Wasser ein und verschwand auf Nimmerwiedersehen.
    Der Dicke zog die Augenbrauen zusammen. Wir standen noch immer alle fassungslos und wußten nicht, was von der Sache zu halten war. Der Apfel schaukelte ein bißchen und war ansonsten so unversehrt wie zuvor. Schweinebauch schnappte sich einen zweiten Pfeil von Eisengesicht, legte ihn an und schoß auf der anderen Seite des Apfels ebensoweit vorbei.
    Jetzt schien er wütend zu werden, denn er holte sich einen dritten Pfeil, ermordete uns alle mit seinen Blicken, spannte und zielte, bis seine Arme zu beben begannen. Der Pfeil fuhr harmlos vor dem Apfel ins Wasser, zog einen dünnen Strahl aus Luftblasen hinter sich her und verschwand. Der Apfel rollte einmal träge um seine Achse und lag dann wieder genauso ruhig auf dem Wasser wie vorher.
    ›Noch einen Pfeil‹, sagte er zu Eisengesicht; oder jedenfalls nehme ich an, daß es das war, was er in seiner heidnischen Sprache grunzte, denn der kleine Kerl beeilte sich, einen weiteren Pfeil aus seinem Köcher zu produzieren. Der Dicke griff danach, und Eisengesicht ließ los; irgendwie hatten sie das aber nicht richtig koordiniert, denn der Pfeil fiel auf den Boden. Beide bückten sich danach und rannten mit den Köpfen zusammen. Eisengesicht schwankte sichtlich unter dem Aufprall. Dann fiel er auf die Knie und klaubte den Pfeil auf, er reichte ihn dem Dicken dar, als wäre er eine Opfergabe. Der Dicke konzentrierte sich mächtig, bis die Adern auf seinem Gesicht hervortraten, und schickte den Pfeil auf die Reise. Der Pfeil flog über den Apfel hinweg, prallte in einem spitzen Winkel auf die Wasseroberfläche, sprang davon in die Höhe und fuhr mit einem unmißverständlichen Geräusch einer der Gänse durch den Hals.
    Schmerbauch und Eisengesicht starrten ungläubig auf die durchbohrte Gans; wir starrten ungläubig auf die durchbohrte Gans; die Gans starrte zurück und verschied dann ohne großes Aufhebens.
    Radolf sank mit rotem Gesicht auf die Erde und begann lauthals zu lachen. ›Es hat einen Eurer Krieger erwischt!‹ kreischte er voller Vergnügen. ›Die Blüte der sarazenischen Kämpferschar!‹
    Der Dicke betrachtete mit Würde, wie Radolf auf dem Boden herumrollte und mit den Fäusten vor Lachen auf die Erde schlug. Dann machte er eine Kopfbewegung zu Eisengesicht. Dieser ließ den Köcher fallen, rannte um den Tümpel herum, watete mit viel Geplatsche hinein und barg die erschossene Gans. Er brachte sie dem Dicken und legte sie ihm vor die Füße.
    ›Den Apfel‹, sagte der Dicke.
    Eisengesicht watete dienstfertig ein zweites Mal in den Tümpel. Als er endlich wieder auf dem Trockenen stand und dem Dicken den Apfel reichte, lief das Wasser in zwei kleinen Fontänen aus seinen Stiefeln heraus.
    Der Dicke nahm den Apfel in seine Pranke, hielt ihn uns vor die Nasen und verzog das Gesicht zu einem drohenden Grinsen. Das Grinsen vertiefte sich, während sein Gesicht allmählich blaurot anlief. Die ersten Schweißtropfen bildeten sich auf seiner Stirn. Uns wurde klar, daß er bemüht war, den Apfel in seiner Hand zu zerquetschen. Der Apfel jedoch zeigte sich so unüberwindlich wie zuvor. Schließlich gab er auf, warf ihn uns vor die Füße, räusperte sich, zog einen Schleimbatzen hoch und spuckte auf den Apfel.« Ernst grinste voller Genuß. »Der Hering landete natürlich auf einem seiner hübsch nach oben gebogenen Schuhe.«
    Dionisia, die sich schon die ganze Zeit über vor Lachen schier ausgeschüttet hatte, hielt sich am Tisch fest und lachte, bis ihr die Tränen kamen. Ernst lachte herzhaft mit ihr.
    »Was geschah dann?« keuchte sie atemlos.
    »Er starrte auf den Fleck auf seinem Stiefel, dann grunzte er Eisengesicht etwas zu, und dieser drehte sich um, bückte sich und hielt ihm beflissen den Hintern hin. Der Dicke trat ihm mit dem beschmutzten Schuh mächtig in den Arsch, beäugte dann seinen Fuß und schien ihn wieder sauber genug zu finden. Er drehte sich noch einmal zu uns um und sagte: ›Nun wißt Ihr, woran Ihr seid‹,

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