Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
Vom Netzwerk:
entgegenreckst ...«
    »Natürlich. Jedem Mann reckt es sich, wenn ein jungesMädchen ihm ihre Titten und ihre Fut unter die Nase hält, ganz gleich, was er davon hält. Deshalb muß man das Angebot noch lange nicht annehmen.«
    »Aber ...«
    »Nichts aber. Verschwinde, oder ich rufe deinen Vater und prügle dich vor seinen Augen grün und blau.« Philipps Ohren hallten, und sein Gesicht glühte. Ernsts gewollt grobe Worte über die Gefühle eines Mannes waren die Wahrheit; er hätte sie jederzeit unterschrieben. Zwischen seinen Beinen reckte sich, im Moment mehr als verhaßt, sein geschwollenes Organ hervor. Er kniff die Schenkel zusammen, bis es ihn schmerzte, aber noch größer war der Schmerz darüber, daß es in dieser Situation, während sein Herz brach, überhaupt anschwellen konnte. Ernsts Worte waren die absolute Wahrheit, und er haßte sich dafür.
    Dionisia schwieg. Dann schloß sie langsam ihre Beine und richtete sich in eine sitzende Stellung auf. Ihre Arme umklammerten ihren Oberkörper; Philipp erkannte die Geste wieder, mit der sie ihn vor Tagen? (Es schienen Wochen zu sein!) im Dorf zum erstenmal begrüßt hatte.
    »Was ist mit dir?« sagte sie klagend. »Du kannst mich nicht abweisen. Du liebst mich. Ich habe dir doch die Suppe gekocht.«
    Ernst gab keine Antwort, und Philipp verzog verwirrt das Gesicht.
    »Die Suppe mit den Ohrspitzen deines Hundes«, schluchzte Dionisia leise. »Das ist ein unfehlbarer Liebeszauber. Ich habe ihn getötet, so wie es geschehen soll. Ich habe davon gegessen. Du hast davon gegessen. Den anderen habe ich die leere Suppe gegeben. Du mußt mich lieben.«
    Während Dionisias Worten war Ernst näher gekrochen;unbewußt, unwillkürlich. Sein Gesicht, dunkler, härter, kantiger, näherte sich dem hellen Oval ihres Kopfes.
    »Du hast meinen Hund getötet?« stammelte er. »Du hast... ?«
    Dionisias Arme flogen auseinander. Ernst zuckte zurück. Aber sie wollte ihn nicht zu sich herabziehen: Sie griff nach seinem Gesicht, und diesmal war sie schneller als jede Bewegung, die der fassungslose Mann vor ihr auf dem Fußboden ausführen konnte. Sie verkrallte sich in seinem Haar und riß daran, als wollte sie ihm den Kopf von den Schultern reißen. Ihre Stimme brach und wurde zu einem hellen Zischen, und sie zerrte an Ernst Haaren und trommelte ihm gegen den Leib, während sie hervorstieß: »Du liebst mich, du leugnest es nur, du liebst mich, du kannst nicht anders, ich habe dich verhext, du bist mein ...« Philipp hörte Ernst ächzen und wußte, daß Dionisias Gefühle in einen so vollständigen Zorn übergegangen waren, daß sie ihn töten würde, gäbe er ihr die Gelegenheit dazu. Ihr Atem pfiff schrill.
    Ernsts Fassungslosigkeit dauerte keinen Augenblick länger. Seine Hände tauchten unter Dionisias wirbelnden Beinen hindurch; seine Daumen fanden ihre Achselhöhlen und drückten zu. Keuchend vor Schmerz ließ Dionisia Ernsts Haar fahren. Er holte mit der rechten Hand aus, um sie zu schlagen; aber dann ließ er die Hand sinken. Sie bewegte sich nicht.
    »Soll ich dich wegtragen?« fragte Ernst rauh.
    Dionisia sprach kein Wort mehr. Sie raffte ihr Nachtgewand zu einem Knäuel zusammen und drückte es vor die Brust. Ohne sich die Mühe zu machen, es wieder anzulegen, erhob sie sich mühsam und schlurfte mit bloßen Füßen davon. Philipp war unfähig, sich zu bewegen. Sieschritt an seinem Versteck vorbei, so nahe, daß er sie hätte berühren können, ohne den Arm auszustrecken. Er roch ihren Duft, als sie an ihm vorüberkam, eine bestürzend frauliche Mischung aus Schweiß, Haaröl und ihrem Geschlecht. Sie sah ihn nicht. Philipp wußte, daß sie überhaupt nichts sah. Ihre Beine trugen sie mechanisch zu ihrer Kammer zurück, ohne daß ihr Geist ihnen dabei geholfen hätte.
    Aus Radolfs Kammer kam kein Laut. Es war beinahe unglaublich, daß er den ganzen Aufruhr nicht gehört haben sollte. Während Philipp die Treppe hinabtaumelte, fragte er sich mit dem Rest seines Verstandes, der nicht mit Dionisias Verlust beschäftigt war, ob der Burgherr nicht wach auf seinem Lager lag und mit weitaufgerissenen Augen der Szene gelauscht hatte, nur von einer seiner würgenden, unerklärlichen Ängste daran gehindert, aufzuspringen und einzugreifen.
    Der Morgen ließ die Geschehnisse der Nacht als einen Alptraum erscheinen, der sich nur in Philipps Gehirn abgespielt hatte. Dionisias Verhalten tat ein übriges dazu: Sie begrüßte Philipp mit der gewohnten Fröhlichkeit und machte keinen

Weitere Kostenlose Bücher