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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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liebt mich viel mehr als ich ihn, denn ich liebe ihn nicht. Nicht mehr. Ich dachte einmal, ihn zu lieben, als er weit weg war und wir uns nur immer kurze Zeit sahen. Irgendwann ist meine Liebe schal geworden. Ich mag ihn;ich halte ihn für einen guten Gefährten; und ich weiß, daß er ohne mich vergehen würde wie eine Flamme, die herunterbrennt, ohne neue Nahrung zu erhalten.«
    »Das heißt, er nährt sich von Eurer Kraft.«
    »Was ist daran so schlimm? Ich habe genügend Kraft für ihn und für mich.«
    »Wenn Ihr ihn nicht liebt, warum nehmt Ihr dann die Suche nach ihm auf Euch?«
    »Weil er aber all die Jahre hinweg mein bester Freund war. Er hat mir alles gegeben, was er geben konnte. Ich werde ihn nicht im Stich lassen. Er hat es nicht verdient. Genausowenig wie Euer Mißtrauen.«
    Philipp wandte sich ab und blickte geradeaus. Aude hatte ihren Worten nichts mehr hinzuzufügen, und so schwiegen sie, bis sie die Stadt betraten und dabei versuchten, nicht zu den Gehängten mit ihren spitzen gelben Hüten hinzusehen.
    Der »Kaiserelefant« war ihr erstes Ziel. Philipp half Aude vom Pferd. Galbert machte Anstalten, von seinem Maultier zu klettern, als Philipp ihn aufhielt und ihn zum »Drachen« sandte, wo Raimund die kleine Kammer unterhielt. »Wenn die Kerle sich dort auch nach Eurem Mann erkundigt haben, erfahren wir es schneller; und Galbert wird man sicherlich bereitwilliger Auskunft geben als einer Frau.«
    Die düstere Wirtsstube war nahezu menschenleer und wies keinerlei Spuren der gestrigen Schwierigkeiten auf. Offenbar waren die Büttel noch rechtzeitig gekommen. Direkt neben der Tür saßen auf Bänken noch ein paar Männer in den Wämsern der Büttel und warfen Philipp und Aude kurze Blicke zu, bevor sie sich wieder abwandten. Philipp achtete nicht auf sie. Der Wirt eilte aus dem Hintergrunddes Raumes herbei; als er Philipp erkannte, zogen sich seine Brauen zusammen.
    »Meister Philipp ...«, begann er, aber eine Stimme in Philipps Rücken unterbrach ihn: »Meister Philipp, du bist verhaftet.«
    Philipp drehte sich um und gewahrte, daß einer der Büttel aufgestanden war. Er hatte seinen Helm aufgesetzt und wirkte amtlich.
    »Rutger«, sagte Philipp und grinste mühsam, »deine Spaße werden von Mal zu Mal schlechter.« »Kein Spaß, Philipp.« Rutger winkte mit dem Kopf, und die restlichen Büttel sprangen auf und scharten sich um Philipp herum. Sie drängten Aude höflich, aber bestimmt zur Seite und kreisten Philipp ein. »Wir warten schon seit gestern hier auf dich. Ich befürchtete bereits, dein Herr schickt dich nicht mehr in die Stadt, weil du dir dauernd etwas stehlen läßt.«
    »Ich muß mich wiederholen: Deine Scherze lassen zu wünschen übrig«, knurrte Philipp zwischen den Zähnen. Er warf Aude einen kurzen Seitenblick zu und war erstaunt über die Sorge in ihrem Blick. Er lächelte und blinzelte ihr zu.
    »Wessen bin ich denn angeklagt?« fragte er Rutger. »Oder hat man es dir nicht gesagt, weil du es ohnehin vergessen hättest?«
    »Du hast einen Diener des Kaisers umgebracht«, erklärte Rutger gelangweilt. »Kommst du nun mit, oder müssen wir Gewalt anwenden?«
    »Warte einen Augenblick«, stieß Philipp hervor, dem nun klarwurde, daß Rutger keinen Spaß mit ihm trieb. »Das ist ein Mißverständnis.«
    Rutger winkte mit dem Kopf, und die Büttel nahmen ihnauf die gleiche Weise in die Zange wie vor ein paar Tagen Yohai ben David. Die Erinnerung an die Szene vor dem Haus des Geldverleihers weckte gleichzeitig die Erinnerung an die offensichtliche Skrupellosigkeit, mit der Rutger dem Juden die Monstranz untergeschoben hatte. Seine Augen trafen erneut die von Aude, und er sah, daß sie die gleichen Überlegungen angestellt hatte. Ihre Gedanken waren sogar noch weiter geflogen als seine eigenen; er sah in ihrem Blick die zwei Gehängten vor dem Stadttor. Philipp suchte den Blick des Wirtes, aber dieser stand mit bleichem Gesicht abseits und machte keine Anstalten einzugreifen.
    »Bist du verrückt?« rief Philipp. »Ich habe keinem Menschen etwas zuleide getan.«
    Der Büttel hinter ihm drückte ihm den quergehaltenen Spieß in den Rücken, und Philipp taumelte einen Schritt nach vorn. Rutger wandte sich um und öffnete die Tür, und Philipp wurde auf die Öffnung zugedrängt. Es hatte keinen Sinn, sich zu wehren.
    »Wartet hier auf Galbert«, sagte er hastig zu Aude, während sie ihn schon zur Tür hinausschoben. »Wenn er zurückkommt, reitet sofort hinaus zu meinem Herrn. Dort seid

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