Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
Vom Netzwerk:
und auf meines und die Zeit meiner Knechtschaft: Laß sie nun zu Ende sein, o Herr.« Er grinste und stellte den Becher wieder zurück. Etwas schwappte heraus und bildete eine kleine Pfütze, als der Becher auf das Podium knallte: Radolf hätte beinahe das Gleichgewicht verloren, als er sich hinabbeugte. »Der Kardinal will mir also meine Mitgift zurückgeben. Was hat er getan? Hat er diese Bastarde enteignen lassen und dir die Besitzurkunden mitgegeben?«
    »Die Besitzurkunden an den Eisenminen?«
    »Nein, die Besitzurkunden an hundert Pfund Pferdemist«, grollte Radolf. »Natürlich die Dokumente für das Bergwerk. Was denkst du denn, du Tölpel?«
    »Nein«, sagte Philipp. Er unterdrückte ein Lächeln und versuchte Radolfs verblüfftes Gesicht nicht zu genießen. »Was soll das?« rief Radolf aufgebracht. »Wozu hat er dich dann geschickt? Denkt er vielleicht, ich drücke dir einen Knüppel in die Hand, und dann besetzen wir beide die Mine mit Gewalt?«
    »Das ist auch nicht sein Plan«, erklärte Philipp.
    »Und wie lautet sein verdammter Plan?«
    Philipp warf einen Blick auf Dionisia, aber da sie mit selbstverständlicher Miene neben Radolf stand und dieser keine Anstalten machte, sie wegzuschicken, entschloß er sich, offen zu sprechen.
    »Der Kardinal will, daß ich die Familienurkunden fälsche, so daß Ihr Euren Anspruch vor Gericht belegen und ihn so durchsetzen könnt.«
    Radolf starrte ihn eine lähmende Sekunde lang sprachlos an. Dann stahl sich ein Grinsen aufsein Gesicht, und plötzlich warf er den Kopf zurück und lachte schallend. Dionisia betrachtete ihn befremdet; sie schoß Philipp einen Blick zu, der gleichzeitig eine Entschuldigung und einen Vorwurf zu enthalten schien.
    »Hervorragend!« keuchte Radolf. »Ich hätte wissen müssen, daß er über mich spottet; es ist mir recht geschehen.« Er setzte sich zurecht und sah Philipp wieder ins Gesicht. Philipp gab den Blick steinern zurück. Radolfs Züge sackten langsam nach unten: Zuerst verschwand das Lächeln aus seinen Augen, dann von seinen Lippen. Seine Brauen senkten sich, aber anstatt daß sein Gesicht wütend wurde, schien es plötzlich resigniert.
    »Du solltest gehen«, sagte er tonlos zu Philipp. »Bevor ich dich anstelle des Kardinals in Stücke reiße.« »Ich bin hier, weil man mich geschickt hat, Euch zu helfen«, platzte Philipp heraus. »Ihr solltet nicht glauben, daß ich mich um diese Aufgabe gerissen habe.«
    Radolf starrte ihn düster an und antwortete nicht. Philipp ließ sich von seiner Empörung über Radolfs Abfälligkeiten davonreißen und rief: »Ich bin der Truchseß Raimunds von Siebeneich und habe ein florierendes Gut verlassen, um mich Eurem Problem zu widmen. Ihr habt mich einen Tölpel genannt, über meinen Namen gelacht, mich behandelt wie einen Bettler, der vor Euch im Staub kriecht, und jetzt wollt Ihr mich auch noch bedrohen. Ich bin nicht von Adel, aber ich bin auch kein Niemand, und wenn ihr gerecht urteilen wollt, dann beurteilt mich nach dem, was ich kann, und nicht danach, was Ihr in mir zu sehen beliebt.« Er machte den Mund zu und preßte die Lippen aufeinander, damit nicht noch mehr herauskam.
    Es war, als hätte er nichts gesagt. Radolf wandte schon bei Philipps ersten Worten den Blick von ihm ab und begann den Kopf zu schütteln. Das Haar fiel ihm ins Gesicht, aber man konnte sehen, daß er wild mit den Kiefern mahlte. Noch während Philipp Atem holte, um sich wieder zu beruhigen, stemmte er sich in die Höhe und stolperte auf den Durchgang zu, der in den donjon hinausführte. Beim Hindurchgehen hieb er mit aller Kraft gegen das Mauerwerk; er schien den Schmerz nicht zu spüren. Seine Schritte polterten die Stufen hinunter ins Freie.
    »Ich entschuldige mich für meinen Vater«, sagte Dionisia. Philipp riß verblüfft die Augen auf. Er hatte jede andere Reaktion von ihr erwartet.
    »Ich bitte aber auch um Verständnis für ihn«, fuhr sie fort. »Heute ist der Todestag meiner Mutter; dieses Datum bringt ihn noch immer aus dem Gleichgewicht.«
    »Das wußte ich nicht«, sagte Philipp. »Hätte man es mir gesagt, wäre ich erst später angereist.«
    »Früher oder später hätte sich der Tag wiederholt. Er wiederholt sich jeden Monat«, sagte Dionisia ohne Gefühlsregung. »Wir hatten am Morgen eine Gedenkmesse – nur mein Vater und ich, denn es gibt keinen Priester im Dorf – und ein Essen am Mittag. Seitdem hat mein Vater den Weinkrug nicht mehr aus der Hand gegeben.«
    »Gewährt Ihr mir für die

Weitere Kostenlose Bücher