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Der Jakobsweg - El camino.

Der Jakobsweg - El camino.

Titel: Der Jakobsweg - El camino. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz Schmidt
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hatten. Wie schon oben beschrieben: es war ein wunderbarer, liebenswerter Empfang, der mir fast die Lust auf den Jakobsweg genommen hätte. Eine hervorragende und mehr als zu erwartende Fürsorge – fantastisch!

12. September 2011 – Hontanas

    Heute brachte mich Ana noch bis auf den Weg. Sie musste leider zurück nach Madrid, weil sie dort eine Klausur zu schreiben hatte.
    Bereits nach wenigen Metern, noch vor dem Ortsausgang von Burgos, traf ich Chrissi aus München. Mit ihr lief ich die heutigen 32 Kilometer bis Hontanas, eine eher langweilige, trockene und sehr heiße Gegend. Willkommen in der Meseta! Chrissi war Kindergärtnerin und 21 Jahre alt. Etwa zehn Kilometer vor dem Ziel trafen wir noch Jens von der 4er-Gruppe aus Cizur Menor. Gemeinsam gingen wir weiter, wobei auch Jens wie ich Probleme mit dem Schienbein hatte. Der Tag mit den beiden war klasse. Wir hatten viel zu lachen. Die Strecke heute war allerdings sehr trocken und heiß. Unterwegs gab ich Jens Wasser, da es keine Quellen gab und wir an keinem Geschäft vorbeikamen.
    In Hontanas trafen wir dann auch noch eine Weitere aus der 4er-Gruppe: Elena. Wir redeten nur mit ihr und aßen nicht gemeinsam, da sie lieber in ihrer Herberge schlafen wollte, wobei sie die bessere der zwei in Hontanas erwischt hatte. Jens hatte im Vorfeld gelesen, dass unsere Herberge sehr gute Bewertungen hätte. Also folgten wir dieser Empfehlung. Tatsächlich war diese Herberge allerdings nicht so toll. Wir lagen mit 18 anderen Personen in einem verhältnismäßig kleinen Raum. Jens entschuldigte sich dafür mehrmals, weil wir mehr bezahlten als Elena. Wir sagten, alles sei gut, nur dass wir das nächste Mal aussuchen würden, wo wir schlafen. Da mussten wir alle drei lachen.
    Wir drei kauften uns also in einem klitzekleinen Lebensmittelladen Nudeln, Eier, Salami, Käse und Zwiebeln. Da wir riesigen Hunger hatten, kauften wir natürlich viel zu viel. Allein schon das Kochen war zum Schreien. Wir erwärmten die Nudeln in einem Topf, wobei manche aus dem Topf rausschauten, da es einfach zu viel war. Danach brieten wir den Rest in einer Pfanne und schütteten hinterher alles wieder zurück in den Topf. Wir hatten da allerdings noch keine Eier drin. Also setzten wir die Eier noch oben drauf in den Topf und versuchten so gut wie möglich, alles zu vermengen. Das gelang uns auch mehr oder weniger. Wir aßen also unser Essen und uns fiel auf, dass es sogar mehrere Speisen waren. Das lag daran, dass das Ei durchgelaufen war, unten bereits fest war wie ein Rührei, oben aber noch ein wenig flüssig. Und Salami passte auch ganz und gar nicht. Wir hatten aber nun mal riesigen Hunger und somit rutschte der Geschmack in den Hintergrund, frei nach dem Motto „Es gibt kein schlechtes Essen nur falsche Erwartungen!“. Als wir fertig gegessen hatten, überlegten wir, was wir mit dem Rest machen könnten. Wir entschieden uns, ihn zu entsorgen, denn es war wirklich ungenießbar.
    Doch dann betraten Patrick, ein älterer Franzose, der in La Rochelle gestartet war, und Susi, eine Ungarin, die eigentlich nur ungarisch sprach, aber stattdessen immer lachte oder hohe Töne von sich gab, wenn sie antworten wollte, die Küche. Mit viel Gestikulieren konnten wir uns auch mit ihr verständigen. Wir wollten den beiden scherzhaft unser Essen anbieten und sie sagten Ja. Daraufhin riet ich ihnen, es erst einmal zu probieren, da es sehr spezielle deutsche Küche sei und nicht unbedingt etwas für einen französischen Gaumen. In dem Moment sagten Jens und Chrissi: „Das nimmst du auf deine Kappe! Du hast gekocht!“ Patrick nahm sich gleich einen ganzen Teller und probierte. Seine Augen begannen zu leuchten, sein Mund lächelte. Er sagte, dass es „délicieux“ sei. Wir fingen an zu lachen und er fügte hinzu, dass es nicht schlecht schmecken könne, da nur gute und leckere Zutaten drin seien. Es lag wahrscheinlich daran, weil er den unteren Teil ohne flüssiges Ei auf seinem Teller liegen hatte. Das schmeckte auch besser als die obere Schicht. Als wir dann noch abspülen wollten, sagten die beiden, dass wir das nicht tun müssten. Das würden sie gerne übernehmen. Das traf sich gut, denn in dem Topf konnten wir nicht alles umrühren und so war unten einiges angebrannt. Das war übrigens der dritte Gang nach flüssigem und festem Ei.
    Es war super! Die beiden brauchten nicht zu kochen und waren total glücklich über unser Essen.

13. September 2011 – Frómista

    Heute brachen Chrissi, Jens und ich

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