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Der Jakobsweg - El camino.

Der Jakobsweg - El camino.

Titel: Der Jakobsweg - El camino. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz Schmidt
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um 6:30 Uhr auf und waren damit die letzten in unserem Raum von 21 Personen. Unterwegs trafen wir nach wenigen hundert Metern auf Elena. Bei Castrojeriz ergab sich uns ein wunderschönes Naturspektakel. Über dem Ort liegt eine Burgruine auf einem Hügel. Als die Sonne aufging, stand der Mond genau hinter dem Gebäude. Sie tauchte den kompletten Berg in ein dunkelrotes Licht und hatte gleichzeitig den riesigen Mond dahinter. Unfassbar schön. In Castrojeriz frühstückten wir und gönnten uns den mittlerweile obligatorisch gewordenen Cafe con leche. Im gleichen Café hatte auch Hape Kerkeling mit leerem Magen gefrühstückt. Kurz vor Castrojeriz ging mir leider die Kamera kaputt. Ich vermute, dass es auf der Etappe nach Hontanas passiert ist, die bis dahin eine der heißesten war. Somit konnte ich von Castrojeriz nur ein verschwommenes, unscharfes Bild aufnehmen.
    Die Etappe führte mich nach Frómista. Die anderen blieben in Boadilla del Camino, das sich sieben Kilometer davor befand. Ich musste die Kilometer schaffen, sonst wäre ich mit meinem Zeitplan ins Straucheln gekommen, da am nächsten Tag eine Etappe mit einem 17 Kilometer langen Teilstück auf dem Plan stand.
    Ein ebenfalls wunderschöner Blick bot sich uns vom Berg Alto del Mostelares. Wir schauten sowohl nach vorne als auch nach hinten. Der Blick konnte Dutzende Kilometer weit in die Landschaft schweifen. An den Bergen und Hängen konnten wir Millionen Jahre alte Ablagerungen erkennen.

    Am Abend aß ich in Frómista mit den Franzosen Bruno und Patrick und der Ungarin Susi. Susi und Patrick kannte ich nun ja seit Hontanas. Im gleichen Restaurant hatte auch Hape gegessen.
    Nach einem leckeren Abendessen, bei dem wir über den Camino philosophierten und uns darüber unterhielten, wieso wir den Camino gingen und was wir an ihm lieben und nicht mögen, trank ich mit Jose-Manuel, den ich in San Juan de Ortega kennengelernt hatte, noch ein Bier und schaute mit ihm ein wenig Fußball. Es lief das Champions League-Spiel Barcelona gegen AC Mailand, aber ich freute mich vor allem, ihn wieder zu sehen. Es war das letzte Mal, dass wir uns sahen, was ich persönlich bedauerte.
    Das Zimmer in Frómista teilte ich mir mit vier Polen und zwei Franzosen, die ich die nächsten Tage noch öfter sehen würde.

14. September 2011 – Calzadilla de la Cueza

    Jeden Morgen aufstehen! Schmerzen! Erst nach einigen Hunderten Metern geht es besser! Die Frage, weshalb ich überhaupt diesen Weg gehe, stellt sich jeden Morgen und jeden Morgen sind nach ein paar hundert Metern die Zweifel ausgeräumt und ich kann mich auf den Weg konzentrieren – ja, mich sogar auf ihn freuen.

    Um 7:00 Uhr ging es heute für mich los. Wieder einmal war ich der Letzte aus meinem Zimmer, dass ich mir mit sechs anderen teilte. In Carrión de los Condes fragte ich in einem Fotogeschäft, was mit meiner Kamera sei. Die Verkäuferin sagte mir, dass sie die letzten heißen Tage wahrscheinlich nicht überstanden hätte und dass sich eine Reparatur nicht lohne. Ich solle mir eine neue Kamera zulegen. Leichter gesagt als getan. Die Kameras in dem Geschäft waren total überteuert. Ich musste also auf einen Discount-Elektronikmarkt warten. Der nächste befand sich allerdings in León. Damit hatte sich das Thema mit der Kamera für die nächsten Tage in der Meseta erledigt.

    Hinter Carrión de los Condes ging der Weg auf eine alte Römerstraße. Zunächst muss ich allerdings einfügen, dass ich in Carrión de los Condes erstmal eine Pause einlegte und diese mich wahrscheinlich zu sehr einrosten ließ. Jedenfalls wollte ich auf einmal nicht mehr weiterlaufen, weil mir die Füße weh taten und ich mich einfach nur schlapp fühlte.
    Diese Römerstraße verlief schnurgerade und hier befand sich noch weniger Schatten als die Tage zuvor auf dem Weg nach San Juan de Ortega. Diesmal waren es 17 harte Kilometer. Der nächste Ort war Calzadilla de la Cueza. Dort wollte ich mir eine Herberge suchen. Diese 17 Kilometer boten mir erneut die Möglichkeit zum Nachdenken und Haluzinieren. Die körperlichen Grenzen, die ich auf diesem Jakobsweg erreichen wollte, hatte ich fast erreicht. Vor Burgos war es mehr als knapp davor und auch jetzt machte mir mein Fuß wieder sehr zu schaffen.

    Positiv war, dass auf den 17 heißen, anstrengenden Kilometern ein Sanitätswagen unterwegs war und nach schwachen Pilgern Ausschau hielt. Bei mir hupten und winkten die Fahrer nur. Von anderen Pilgern, denen es gut ging, erfuhr ich, dass sie

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