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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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dann hoffst du inständig, es um einer guten Sache willen getan zu haben. Ich weiß nicht genau, was hier gespielt wird, aber ich weiß, dass jemand dich angelogen hat, Angus. Und weil ich das weiß, fällt es mir schwer, dir nachhaltig böse zu sein. Mein Gott, Angus, schau dich doch an. Du solltest nicht mit einer Pistole in der Hand hier stehen. Und ich ebenso wenig. Jemand hat uns beide dazu gebracht, dass wir vergessen, wer wir sind.«
    Er schüttelte langsam und betrübt den Kopf. »Willst du abdrücken? Dann solltest du besser sicher sein, dass du das Richtige tust. Bist du sicher, Angus? Ich glaube es nicht.«
    »Du hast immer zu vorschnellen Schlüssen geneigt.«
    »Komm schon, Angus«, fuhr Janson fort. Seine Stimme klang warm, aber nicht hitzig. »Was hat Oliver Cromwell gesagt? >Ich flehe Euch aus den Eingeweiden Christi an, in Betracht zu ziehen, dass Ihr Euch irrt.<«
    Er zog dabei einen Mundwinkel herunter.
    »Worte, die mir immer auf seltsame Weise ironisch vorgekommen sind«, entgegnete Fielding, »aus dem Mund eines Mannes, der zum großen Schaden seines Landes im Wesen unfähig war, an sich selbst zu zweifeln.«
    Ohne den Augenkontakt zu unterbrechen, streckte Janson seine Hand mit der Waffe aus, löste die Finger vom Pistolengriff und hielt Fielding die flache Hand hin, auf der die Waffe lag, nicht als Drohung, sondern als Angebot. »Wenn du mich erschießen willst, dann nimm die meine. Der alte Vorderlader, den du da hast, könnte leicht explodieren.«
    Das Zittern von Fieldings Hand verstärkte sich. Die Stille war fast unerträglich.
    »Nimm sie«, sagte Janson leise.
    Das Gesicht des Rektors des Trinity College war aschfahl, er war hin und her gerissen zwischen dem Philanthropen, den er zutiefst verehrte, und einem ehemaligen Schüler, dem er einmal in Freundschaft verbunden gewesen war. So viel zumindest konnte Janson in seinem zerfurchten Gesicht lesen.
    »Möge Gott deiner Seele barmherzig sein«, sagte Fielding schließlich und ließ die Waffe sinken. Es klang wie ein Segensspruch und zugleich wie ein Fluch.
    *
    Vier Männer und eine Frau saßen im Meridian Center um den Tisch. In den Terminkalendern ihrer jeweiligen Sekretariate waren verschiedene auswärtige Termine notiert: ein Haarschnitt; der Piano-Vortrag eines Kindes; ein mehrfach verschobener Zahnarzttermin. Bei einer späteren Überprüfung der jeweiligen Aufzeichnungen würden nur die alltäglichen privaten und familiären Termine herauskommen, denen sich selbst höchstrangige Angehörige der Präsidialbürokratie und damit in Verbindung stehender Büros nicht entziehen konnten. Die Krise wurde aus den unsichtbaren Verästelungen übermäßig mit Terminen belasteter Tagesläufe herausgeschnitten. Das musste so sein. Das Moebius-Programm hatte die Welt verändert; seine Entdeckung durch Personen bösen Willens konnte die Welt zerstören.
    »Wir dürfen nicht von vorneherein vom allerschlimmsten Szenario ausgehen«, sagte die Nationale Sicherheitsberaterin, eine makellos gekleidete, rundgesich-tige Schwarze mit großen, scharf blickenden Augen. Seit die Krise begonnen hatte, war dies das erste Treffen dieser Art, an dem Charlotte Ainsley teilnahm, aber der stellvertretende Direktor der NSA, Sanford Hildreth, hatte sie auf dem Laufenden gehalten.
    »Das hätte ich vor einer Woche auch gesagt«, erwiderte Kazuo Onishi, der Computerexperte. In der formellen Welt der Washingtoner Bürokratie waren Leute wie der Vorsitzende des Nationalen Sicherheitsrates mehrere Etagen über dem Computerfreak von der CIA angesiedelt. Aber die strikte Geheimhaltung, die alles umfasste, was mit dem Moebius-Programm zusammenhing, hatte im Verein mit der augenblicklichen Krise des Programms eine Art künstliche Demokratie erzeugt, die alle gleich machte, die Demokratie des Rettungsbootes. Die Meinung keines der am Tisch Versammelten hatte nur deshalb höheres Gewicht, weil sie von jemandem vertreten wurde, der eine höhere Rangstufe einnahm; Macht lag hier in der Fähigkeit, zu überzeugen.
    »Was für ein verworrenes Netz wir doch weben.«, begann Sanford Hildreth, der Mann von der NSA.
    »Ersparen Sie uns bitte die Zitate«, sagte Douglas Albright, stellvertretender Direktor der DIA, und legte seine an mächtige Schinken erinnernden Unterarme auf den Tisch. »Was wissen wir? Was haben wir gehört?«
    »Er ist verschwunden«, sagte der Mann von der NSA und massierte sich mit Daumen und Zeigefinger seine hohe Stirn. »Wir hatten ihn, und dann war er wieder

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