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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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berechtigten nationalen Wünsche der vietnamesischen Menschen zu unterdrücken. Sie haben vieles zu lernen und werden gut belehrt werden. Aber es gibt auch vieles, was Sie uns sagen müssen. Sind wir uns darüber einig?«
    Janson sagte nichts.
    Auf ein Augenzeichen des Verhörführers schmetterte ein Karabinerkolben gegen seine linke Seite: ein weiterer qualvoller Schlag, der ihn wie Elektrizität durchzuckte.
    »Vielleicht können wir mit etwas Einfacherem beginnen und uns zu den komplizierteren Themen vorarbeiten. Wir werden über Sie sprechen. Über Ihre Eltern und deren Rolle im kapitalistischen System. Über Ihre Kindheit. Über Amerikas überschäumende Popkultur.«
    Janson zuckte zusammen, als er das Geräusch von Metall auf Metall hörte. Das war die dicke Stange, die wieder zwischen seine Fußeisen geschoben wurde.
    »Nein«, sagte Janson. »Nein!«
    Und Janson begann zu sprechen. Er sprach über das, was im Fernsehen und in den Kinotheatern gezeigt wurde; Phan Nguyen interessierte sich besonders dafür, was als Happy End galt und welche Art von Ende zulässig war. Janson sprach von seiner Kindheit in Connecticut; er sprach über das Leben seines Vaters als Versicherungsangestellter. Das Konzept faszinierte Phan Nguyen, und er wurde gelehrtenhaft und ernst und bedrängte Janson, ihm die zugrunde liegenden Konzepte zu erklären, setzte sich mit beinahe konfuzianischer Feinheit mit den Begriffen Risiko und Haftbarkeit auseinander. Es war, als ob Janson einem Anthropologen von den Beschneidungsriten der Trobriand-Insulaner erzählt hätte.
    »Und er hat ein gutes amerikanisches Leben geführt, Ihr Vater?«
    »Er hat das so empfunden. Er hat gut verdient, hatte ein hübsches Haus, einen schönen Wagen. Er konnte sich die Dinge kaufen, die er sich wünschte.«
    Phan Nguyen lehnte sich in seinem Stuhl zurück, und seine breiten, verwitterten Züge wirkten plötzlich aufmerksam, wissbegierig. »Und das ist es, was Ihrem Leben Sinn verleiht?«, fragte er. Er drückte seine dünnen, kindlich wirkenden Arme an seine Brust und legte den Kopf zur Seite. »Hm? Das ist es, was Ihrem Leben Sinn gibt?«
    Die Befragung ging weiter, nahm kein Ende - Nguyen lehnte es ab, sich als Verhörführer zu bezeichnen; er sei, so sagte er, ein »Lehrer« - und Janson wurde jeden Tag mehr Bewegungsfreiheit eingeräumt. Er durfte um eine kleine Bambushütte herumgehen, wenn auch stets unter aufmerksamer Bewachung. Und dann gab man ihm eines Tages, nach einer fast freundschaftlichen Diskussion über amerikanischen Sport (Nguyen stellte die These auf, der Klassenkampf finde in den kapitalistischen Gesellschaften auf dem Sportplatz seine imaginäre Auflösung, stellte es so hin, als ob das eine Selbstverständlichkeit wäre), ein Dokument, das er unterzeichnen sollte. In dem Dokument stand, dass er ärztlich gut versorgt worden und von der National Liberation Front gut behandelt worden sei. Die Vietkong wurden in dem Schriftstück großspurig als Freiheitskämpfer bezeichnet, die sich dem Frieden und der Demokratie verschrieben hatten. In dem Dokument wurden die USA aufgefordert, künftig von imperialistischen Angriffskriegen Abstand zu nehmen. Man drückte ihm einen Füllfederhalter - ein schönes Exemplar französischen Ursprungs, offenbar ein Erbstück eines ehemaligen Kolonialherrn - in die Hand. Nachdem er es abgelehnt hatte, das Dokument zu unterzeichnen, wurde er so lange geschlagen, bis er das Bewusstsein verlor.
    Als er wieder zu sich kam, fand er sich in Ketten in einem massiven Bambuskäfig, der 160 cm hoch war und 30 cm im Geviert maß. Er konnte weder aufrecht stehen noch sich setzen. Er konnte sich nicht bewegen. Er hatte nichts zu tun. Ein Wachmann mit undurchdringlichem Gesicht stellte ihm einen Eimer mit brackigem Wasser, in dem Ochsenhaare und tote Insekten herumschwammen, vor die Füße. Er war ein Vogel in einem Käfig, der nur darauf wartete, gefüttert zu werden.
    Irgendwie war ihm klar, dass er lange würde warten müssen.
    »Xin loi«, spottete der Posten. Tut mir Leid.

25
    Molnar, die Stadt, die die Geschichte ausradiert hatte.
    Molnar. Wo alles angefangen hatte.
    Vielleicht ihre letzte Hoffnung, einen Hinweis auf Peter Novaks Vergangenheit zu finden. Die letzte Hoffnung, das Gespinst aus Täuschung und Lügen zu entwirren, das sich um sie gelegt hatte.
    Die Route, die sie am nächsten Morgen einschlugen, verlief abseits der größeren Städte und Fernstraßen, und der Lancia ächzte und bebte, als sie durch die

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