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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Bükk-Berge im Nordosten Ungarns rollten. Jessie schien tief in Gedanken versunken.
    »Ich komme einfach nicht von diesen Männern gestern los«, sagte sie schließlich. »Ich meine, wie sie das alles eingefädelt haben.«
    »Die Dreieckskonfiguration?«, meinte Janson. »Eigentlich doch ziemliche Routine. Man macht das so, wenn man nicht mehr als drei Leute zur Verfügung hat. Überwachung und Sperre. Buchstabengetreu, wie es im Handbuch steht.«
    »Das ist es ja, was mich so nachdenklich macht«, sagte sie. »Es steht exakt so in unserem Handbuch.«
    Janson sagte ein paar Augenblicke lang nichts. »Cons-Op-Ausbildung?«, meinte er dann.
    »So kam es mir vor«, sagte Jessie. »Ja, ganz eindeutig. Und wie dieser blonde Typ dann losgeballert hat.«
    »Als ob er mit Ihrem Manöver gerechnet und die vorschriftsmäßige Gegenmaßnahme ergriffen hätte.«
    »Ja, so schien es zu sein.«
    »Vom taktischen Standpunkt aus sehr vernünftig. Was auch immer seine Gründe gewesen sein mögen, er musste Sie oder die Geisel ausschalten. Und hätte das auch beinahe geschafft. Einen Kollegen einfach so abzuknallen bedeutete, dass eine Geisel - und damit die Möglichkeit eines Sicherheitsbruchs ein Risiko war, das er nicht eingehen durfte.«
    »Ich muss Ihnen sagen, mich macht das fertig«, seufzte Jessie. »Diese ganze Cons-Op-Geschichte. Es ist so, als ob wir alle gegen uns hätten. Oder vielleicht ist es sogar noch komplizierter. Vielleicht stimmt es, was dieser Typ im Archiv gesagt hat, dass Unterlagen vernichtet werden. Er hat gemeint, Feuer und Wasser sind Gegensätze, sie sind beide Feinde.«
    Das Terrain wurde jetzt in zunehmendem Maße hügelig; als dann sogar die Plattenbauten aus der Sowjetzeit vom Horizont verschwunden waren, wussten sie, dass sie sich ihrem Ziel näherten. Die Ortschaft Molnar lag in der Nähe des Flusses Theiß, zwischen Miskolc und Nyiregyhaza. Hundert Kilometer nördlich verlief die Grenze zur Slowakischen Republik, hundert Kilometer östlich die zur Ukraine, und unmittelbar daneben die zu Rumänien. Zu verschiedenen Zeitpunkten in der Geschichte hatten all diese Länder expansionistische Politik betrieben - waren geopolitische Räuber gewesen. Die Berge wirkten wie ein Trichter für den Fluss, zugleich waren sie auch ein Trichter für irgendwelche Armeen, die vom Osten ins magyarische Herzland vordringen wollten. Sie rollten durch eine täuschend schöne Landschaft, angefüllt mit smaragdfarbenen Hügeln, Ausläufern der niedrigen, blau schimmernden Berge in einiger Entfernung. Hier und dort reckte sich einer der Hügel etwas höher, und man konnte an seinen unteren Flanken terrassenartig angelegte Weinberge sehen, die dann in höheren Lagen der düsteren Tarnfarbe von Wäldern wichen. Aber die Landschaft trug auch zahlreiche Narben, manche sichtbar, manche nicht.
    Jetzt überquerten sie auf einer kleinen Brücke die Theiß, eine Brücke, die früher einmal die beiden Hälften der Ortschaft Molnar miteinander verbunden hatte.
    »Es ist unglaublich«, sagte Jessie. »Einfach verschwunden, als ob jemand es weggezaubert hätte.«
    »Das wäre wesentlich humaner gewesen als das, was hier wirklich geschehen ist«, sagte Janson. An einem Wintertag des Jahres 1945, hatte er gelesen, war die Rote Armee von diesen Bergen heruntergekommen, und eine von Hitlers Divisionen hatte versucht, hier einen Hinterhalt zu legen. Die Artillerieeinheiten waren auf der Straße am Fluss entlang gerollt, und die deutschen Soldaten und ihre Verbündeten vom Pfeilkreuz hatten versucht, sie abzudrängen. Das war ihnen zwar nicht gelungen, aber sie hatten den Sowjets starke Verluste zugefügt. Die Rote Armee glaubte, die Bewohner Molnars hätten die ganze Zeit von dem Hinterhalt gewusst. Deshalb musste den ungarischen Bauern der Region eine Lektion erteilt werden, musste Blut fließen. Die Ortschaft wurde niedergebrannt, ihre Bewohner abgeschlachtet.
    Als Jessie die Karten der Region studiert hatte, hatte sie festgestellt, dass die modernen Kartenwerke an der Stelle, wo auf den Vorkriegskarten die kleine Ortschaft eingezeichnet gewesen war, nichts anzeigten. Jessie hatte die Spezialkarten mit einer Juwelierlupe und einem Lineal studiert; sie konnte sich nicht irren. Das Fehlen jeglicher Eintragung sprach eine deutlichere Sprache, als jeder Vermerk das gekonnt hätte.
    Sie hielten an einem kleinen Gasthaus an der Straße an. Zwei Männer saßen an einer langen, mit Kupferblech beschlagenen Bartheke vor ihren Biergläsern. Sie waren

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