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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Farben. Häufig sagte sie, sie würden aussehen wie Blut. Als ob da etwas in ihr gewesen wäre, das drängte, herausgelassen zu werden.«
    Collins stand keine drei Meter von Janson entfernt, aber seine Stimme kam wie aus weiter Ferne. Er hatte die Hände in den Taschen und blickte auf die langsam dunkler werdende Bucht hinaus. »Den Vögeln hat sie auch gerne zugeschaut. Sie hat sich nicht zugetraut, sie zu malen, aber zugeschaut hat sie ihnen gerne. Sehen Sie den dort drüben, dicht bei dem Osage-Orangenbaum? Perlgrau, weißer Bauch und um die Augen eine schwarze Maske wie ein Waschbär?«
    Er war etwa so groß wie ein Rotkehlchen und hüpfte von Ast zu Ast.
    »Das ist ein Karettwürger«, sagte Collins. »Ein hier beheimateter Vogel. Janice fand ihn hübsch. Lanius ludovicianus.«
    »Besser bekannt als Würgevogel«, erwiderte Janson.
    Der Vogel trillerte seinen aus zwei Noten bestehenden Ruf.
    »Ein passender Name, wissen Sie«, sagte Collins. »Recht ungewöhnlich, nicht wahr, weil er sich von anderen Vögeln ernährt. Aber sehen Sie ihn sich einmal an. Er hat keine Krallen. Das ist das Schöne. Er nutzt seine Umgebung - spießt sein Opfer auf einem Dorn oder auf Stacheldraht auf, bevor er es zerreißt. Dazu braucht er kaum Klauen. Er weiß, dass die Welt voll von Ersatzklauen ist. Nutzt seine Umgebung.«
    Der Vogel stieß einen schrillen Laut aus und flatterte davon.
    Collins drehte sich um und sah Janson an. »Kommen Sie doch rein.«
    »Werden Sie mich nicht durchsuchen?«, fragte Janson in gleichgültigem Ton. Er wunderte sich darüber, wie gelockert Collins wirkte, und war entschlossen, sich ebenso zu geben. »Damit Sie sehen, was für Waffen ich vielleicht bei mir trage.«
    Collins lachte, und einen Augenblick lang bekam seine Gelassenheit einen Sprung. »Janson, Sie sind eine Waffe«, sagte er. »Was soll ich denn machen, Ihnen sämtliche Glieder abschneiden und Sie in eine Vitrine stecken?«
    Er schüttelte den Kopf. »Sie haben vergessen, wie gut ich Sie kenne. Außerdem sehe ich jemanden vor mir, der die Arme unter seinem Jackett verschränkt hat, und diese Ausbuchtung, etwa zwei Handbreit unter der Schulter, das ist wahrscheinlich eine auf mich gerichtete Pistole. Ich vermute, Sie haben sie Ambrose weggenommen. Er ist noch jung, einigermaßen gut ausgebildet, aber nicht gerade das schärfste Messer in der Schublade.«
    Janson sagte nichts, nahm aber den Finger nicht vom Abzug. Mit der M9 würde er mühelos durch den Stoff seines Jacketts schießen können: Collins war nur einen Fingerdruck vom Tod entfernt und wusste das auch.
    »Kommen Sie mit«, sagte Collins. »Wir gehen zusammen. Ein friedliches Duo der Verletzbarkeit. Eine ZweiMann-Demonstration wechselseitiger garantierter Vernichtung und des tiefen Wohlgefühls, das das Gleichgewicht des Schreckens bringen kann.«
    Janson sagte nichts. Collins war kein Feldagent; zwar war er auf seine Art nicht weniger gefährlich, aber auf weniger unmittelbare Weise. Sie gingen zusammen über einen aus verwitterten Brettern bestehenden Plankenweg in Collins' Haus. Es war ein klassischer Strand-Bungalow, vermutlich Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut: verwitterte Schindeln und kleine Dachgauben im Obergeschoss. Nichts, was irgendwie auffiel, wenigstens nicht, wenn man nicht genau hinsah.
    »Sie haben Ihr Wochenendhaus zur Sperrzone erklären lassen«, sagte Janson. »Gut gemacht.«
    »Eine Sperrzone der Klasse A4 - genau der Vorschrift entsprechend. Nach dem John-Deutch-Debakel will keiner sich dabei erwischen lassen, wenn er sich Büroarbeit mit nach Hause nimmt und geheime Daten in einen ungesicherten Schlafzimmercomputer eingibt. Für mich bestand die Lösung darin, dieses Haus in ein Büro zu verwandeln. Eine Außenstelle.«
    »Und deshalb Nationalgarde?«
    »Zwei junge Männer gehen hier Streife. Heute Nachmittag sind es Ambrose und Bamford. Sie achten darauf, dass niemand fischt, wo er das nicht sollte, recht viel mehr tut sich meistens nicht.«
    »Sie halten sich hier ganz alleine auf?«
    Collins lächelte matt. »Ein argwöhnischer Geist würde diese Frage als drohend empfinden.«
    Er ging in seine Küche mit ihren Arbeitsflächen aus rostfreiem Stahl und einem Arsenal von Hightech- Küchengeräten. »Aber, um Ihre Frage zu beantworten, ja, mir ist das lieber so. Da komme ich eher zum Denken.«
    »Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute wie Sie umso mehr Ärger machen, je mehr sie denken«, sagte Janson mit schneidender Stimme. Er hielt die Beretta

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