Der Janson-Befehl
immer noch in der Hand, die er jetzt auf die Theke stützte. Als Collins hinter das Abluftgitter seines Viking-Herds trat, veränderte Janson unauffällig die Position. Collins war nie vor der Waffe sicher, die er in der Hand hielt.
Der Unterstaatssekretär stellte Janson einen Becher mit Kaffee hin. Auch seine Bewegungen waren kalkuliert -kalkuliert, nicht bedrohlich zu wirken. Ein Becher mit heißer Flüssigkeit konnte eine Waffe sein, und deshalb achtete Collins sorgfältig darauf, die Becher langsam über die Theke zu schieben. Er wollte, dass Janson die Möglichkeit nicht einmal in Betracht zog, dass ihm ihr Inhalt ins Gesicht geschleudert werden konnte, und deshalb Gegenmaßnahmen ergriff. Auf diese Weise behandelte er seinen Gast respektvoll und ersparte sich präventive Gewalt. Collins hatte sich im Laufe einiger Jahrzehnte an die Spitze einer Elite-Geheimdienstorganisation gearbeitet, ohne sich dabei auch nur einen Fingernagel einzureißen; er war ganz offenkundig darauf bedacht, dass das auch weiterhin so blieb.
»Als Janice das alles einrichten ließ« - Collins machte eine weit ausholende Bewegung, die das Mobiliar und die Küchengeräte einschloss -, »hat sie das hier, glaube ich, ihre >Nische< genannt. Essnische oder Frühstücksnische oder irgend so was.«
Sie saßen jetzt zusammen an der Platte aus schwarzem, auf Hochglanz poliertem Granit, jeder auf einem hohen, runden Barhocker aus Stahl und Leder. Collins nippte an dem Kaffee. »Janices superautomatische Faema-Kaffee-maschine. Eine Maschinerie aus fünfundsiebzig Pfund rostfreiem Stahl und vermutlich mehr Rechnerkapazität als damals das Mondlandemodul, und alles das, um ein oder zwei Tassen Kaffee zu kochen. Das klingt wie etwas, das das Pentagon ausgeheckt haben könnte, nicht wahr?«
Durch seine klobige schwarze Brille wirkten seine schiefergrauen Augen zugleich fragend und amüsiert. »Sie fragen sich wahrscheinlich, warum ich Sie nicht gebeten habe, die Waffe wegzustecken. Das sagen die Leute doch immer in solchen Situationen, nicht wahr? >Legen Sie die Waffe weg, dann können wir reden< - so ähnlich.«
»Wie immer wollten Sie der klügste Junge der ganzen Klasse sein, nicht wahr?«
Jansons Augen blickten hart und durchdringend, als er an dem Kaffee nippte. Collins hatte darauf geachtet, den Kaffee vor seinen Augen einzugießen und ihm damit wortlos Gelegenheit gegeben, sich zu vergewissern, dass er nicht vergiftet war. Als er die beiden Becher gebracht hatte, hatte er in ähnlicher Weise Janson den Becher wählen lassen, aus dem er trinken wollte. Janson musste die Pedanterie des Bürokraten bewundern, mit der dieser jeden gefährlichen Gedanken seines ehemaligen Untergebenen vorwegnahm.
Collins ignorierte die Herausforderung. »In Wahrheit ist es mir wahrscheinlich lieber, wenn Sie weiterhin die Waffe auf mich gerichtet halten - einfach, weil das Ihre strapazierten Nerven beruhigt. Ich bin sicher, das beruhigt Sie mehr als alles, was ich sagen könnte. Und demzufolge verringert das die Wahrscheinlichkeit, dass Sie unbesonnen und vorschnell handeln.«
Er zuckte die Schultern. »Sie sehen, ich lasse Sie an meinen Überlegungen teilhaben. Je offener wir zueinander sind, umso gelockerter werden Sie sich fühlen.«
»Eine interessante Kalkulation«, knurrte Janson. Collins hatte für sich offenbar den Schluss gezogen, dass er mit höherer Wahrscheinlichkeit irgendwelche ernstlichen körperlichen Schäden vermeiden konnte, wenn er seinem Gegenüber unzweideutig klar machte, dass dieser sein Leben in der Hand hielt. Wenn du mich umbringen kannst, wirst du mir nicht wehtun - das war Collins' Überlegung.
»Bloß um den Samstag zu feiern, leiste ich mir einen Irish Coffee«, sagte Collins, zog sich eine Flasche Bourbon heran und schüttete davon etwas in seinen Becher. »Mögen Sie auch?«
Janson runzelte die Stirn, und Collins meinte: »Hab's nicht erwartet. Sie sind ja im Dienst, stimmt's?«
Er tat einen Klecks Sahne drauf.
»In Ihrer Gesellschaft? Immer.«
Ein resigniertes angedeutetes Lächeln. »Der Vogel, den wir zuerst gesehen haben - das ist ein Falke, der sich für einen Singvogel hält. Ich glaube, wir erinnern uns beide an ein Gespräch, das wir vor Jahren einmal über dieses Thema hatten. Eines Ihrer >Ausscheidegespräche<. Ich sagte damals zu Ihnen, Sie seien ein Falke. Sie wollten das nicht hören. Ich denke, Sie wollten ein Singvogel sein. Aber Sie waren keiner und werden nie einer sein. Sie sind ein Falke, Janson, weil
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