Der Janson-Befehl
Fingernägeln und ihrem unbekümmerten blinden Vertrauen darauf, dass das, was auf dem Papier funktionierte, auch in der realen Welt funktionieren würde. Sie sahen den Globus wie ein Schachbrett, waren einfach blind für die Tatsache, dass Menschen aus Fleisch und Blut die Leid Tragenden ihrer grandiosen Pläne sein würden. Er ertrug es kaum mehr, diesen Bürokraten vor sich zu sehen, und sein Blick wanderte zu der glitzernden Wasserfläche der Bucht hinaus, zu dem Fischerboot, das dort aufgetaucht war, sicher außerhalb der Sperrzone, die eine halbe Meile vom Ufer begann und mit Warnbojen markiert war.
»Jemand, der keine andere Wahl hatte?«
Er schüttelte den Kopf. »Sie meinen, so wie ich keine Wahl hatte, als Sie veranlasst haben, dass ich getötet werden sollte.«
»Schon wieder das.«
C ollins verdrehte die Augen. »Ich habe Ihnen doch schon erklärt, dass es zu viele Fragen aufgeworfen hätte, den Liquidationsauftrag zu widerrufen. Die Cowboys bei der CIA hatten glaubwürdige Berichte erhalten, dass Novak getötet worden war und dass Sie etwas damit zu tun hatten. Cons Op erhielt dieselbe Information. Das war das Allerletzte, was irgendeiner von uns bei Moebius als Gerücht ausgestreut haben wollte; nun, dann musste man die Karten ausspielen, die man bekommen hatte. Zu der Zeit habe ich das getan, was ich für das Beste hielt.«
Das waren bloße Worte, Worte, die weder besonderen Sadismus noch Bedauern ausdrückten.
Einen Augenblick lang sah Janson den Mann wie durch einen roten Schleier: Was war eigentlich die größere Beleidigung, fragte er sich - wenn man als Verräter exekutiert oder wenn man als Bauer geopfert wurde? Wieder fiel sein Blick auf das Fischerboot draußen in der Bucht, aber diesmal schlug eine Warnglocke in ihm an. Es war zu klein für einen Krabbenfischer und zu nahe am Ufer, um Barsche zu fangen.
Und die dicke Stange unter der Persenning auf dem Deck war keine Angelrute.
Janson sah, wie der Mund des Bürokraten sich bewegte, konnte ihn aber nicht mehr hören, weil seine ganze Aufmerksamkeit jetzt der unmittelbaren und tödlichen Bedrohung galt. Ja, Collins' Bungalow stand auf einer schmalen, drei Kilometer langen Landzunge, und doch war das durch seine isolierte Lage vermittelte Gefühl der Sicherheit eine Illusion, wie Janson plötzlich bewusst wurde.
Eine Illusion, die die erste Artilleriegranate, die in Collins' Wohnzimmer explodierte, zerfetzte.
Ein Strom von Adrenalin verengte Jansons Bewusstsein wie einen Laserstrahl auf einen winzigen Fokus. Die Granate schmetterte durch das Fenster und krachte in die gegenüberliegende Wand, überschüttete den Raum mit Holzsplittern, Mörtelbrocken und Glassplittern; die Gewalt der Explosion war so heftig, dass seine Ohren sie weniger als Geräusch denn als Schmerz registrierten. Schwarzer Rauch breitete sich aus, und Janson begriff, welcher Zufall sie gerettet hatte. Er wusste, dass sich eine Geschützgranate mehr als dreihundert Mal in der Sekunde um ihre Achse drehte, und das Resultat ihrer Drehung und der Gewalt, mit der sie abgeschossen worden war, hatte dazu geführt, dass die Granate sich tief in das Holz und den Verputz des Cottages gebohrt hatte, bevor sie explodiert war. Nur das hatte ihnen den tödlichen Splitterregen erspart. Und zugleich erkannte Janson, als wäre er sich jeder Millisekunde bewusst, dass die ersten zwei Granaten eines Artilleristen jeweils abgefeuert wurden, um sich auf das Ziel einzuschießen. Die zweite Granate würde nicht drei Meter über ihren Köpfen einschlagen. Wenn sie blieben, wo sie jetzt waren, würde ihnen die zweite Granate keine Zeit lassen, um über Rotationsgeschwindigkeiten und Detonationszeitpunkte von Granaten nachzudenken.
Das alte Haus mit seinem Holzgerüst würde ihnen keinerlei Schutz bieten.
Janson sprang auf und rannte in die ans Haus angebaute Garage. Sie war seine einzige Hoffnung. Die Tür stand offen, und Janson hastete die paar Treppenstufen hinunter zu dem Betonboden, wo ein kleines Cabriolet stand. Eine gelbe Corvette; ein, höchstens zwei Jahre alt.
»Warten Sie!«, rief Collins ihm atemlos nach. Sein Gesicht war von der Explosion mit Ruß verschmiert, und er war sichtlich außer Atem, hatte Mühe gehabt, Janson zu folgen. »Das ist mein Wagen. Ich habe die Schlüssel hier.«
Er hielt sie ihm bedeutungsvoll hin, gab zu erkennen, dass er auf seinem Eigentumsrecht bestehen würde.
Janson riss sie ihm weg und warf sich auf den Fahrersitz. »Freunde lassen ihre Freunde
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