Der Janson-Befehl
Beteiligten an dem Einsatz.
Verdammt! Wieder ballte sich eine Faust aus Wut und Angst in ihm. Er - ausgerechnet er - war der Hybris des Planes erlegen: der typische Irrtum des Schreibtischhengstes, der daran glaubte, dass etwas, was auf Papier funktionierte, auch in der taktischen Realität gelingen würde. Die Toleranzen waren einfach zu eng. Jedes Mitglied des Teams wusste das; die Männer hatten aber zu viel Respekt vor dem, was er in der Vergangenheit geleistet hatte; keiner wollte widersprechen. Der Sprung erforderte fast hundertprozentige Vollkommenheit, und Vollkommenheit gab es in dieser heruntergekommenen Welt nicht. Janson verspürte eine Aufwallung von Enttäuschung und Ärger: Wer wusste das besser als er? Es war schieres Glück, dass er es bis hierher geschafft hatte.
Ein schwaches Rascheln riss ihn aus seinen Gedanken -das Geräusch der Zellen einer Fallschirmkappe, die über ihm langsam in sich zusammensank. Janson blickte in den schwarzen Himmel. Es war Katsaris, der angeschwebt kam und jetzt mit einer sanften, lautlosen Rolle landete. Er rappelte sich hoch und lief auf Janson zu.
Jetzt waren sie zu zweit. Zwei erfahrene, äußerst geschickte Spezialisten.
Und sie waren an Ort und Stelle - mitten im Hof des Steinpalastes. Dem letzten Ort auf der Welt - er musste darauf vertrauen -, wo jemand Besucher erwarten würde.
Sie waren zwei - gegen ein ganzes Bataillon bewaffneter Guerilleros. Aber es war immerhin ein Anfang.
6
Janson aktivierte ihr Kommunikationssystem und schnalzte in das winzige Mikrofon, das an einem Bügel über seinem Mund befestigt war. Militärvorschrift.
Katsaris folgte seinem Beispiel, schlüpfte lautlos aus seiner Kombination und knüllte den Fallschirm zu einem kleinen Bündel zusammen.
Dann stopften sie beide ihre Fallschirme und Anzüge in das faulig riechende Becken des Steinbrunnens, der aus der Mitte des Hofplatzes aufragte. Früher einmal war das ein eindrucksvolles Werk der Bildhauerkunst gewesen -fein behauener Marmor -, aber jetzt war das Becken mit Regenwasser gefüllt und von Algen bedeckt. An den Innenseiten des Beckens war ein klebrig wirkender schwarzer Belag zu erkennen, der wie eine Auskleidung wirkte. Aber für ihre Zwecke war das gut. Schwarz auf Schwarz - die Schutzfarbe der Nacht.
Jansons Hand tastete über seine Weste und das Drillichzeug, das er darunter trug, vergewisserte sich, dass seine wichtigsten Ausrüstungsgegenstände den Absprung gut überstanden hatten. Katsaris, der neben ihm stand, tat es ihm gleich; anschließend inspizierte jeder Tarnung und Gerät des anderen, wie es bei solchen Einsätzen Standardprozedur war. Sie waren beide über eine große Distanz in turbulenter Umgebung unterwegs gewesen. Sehr viel konnte in dieser Zeit passieren. Vom Propellerstrom und Seitenwinden gepeitscht, konnte ein Fallschirmspringer mit unvollständiger Ausrüstung eintreffen, so sicher die einzelnen Gegenstände auch an seiner Kampfweste und dem Drillichzeug befestigt gewesen waren. Janson hatte das in seiner Zeit als SEAL gelernt und hatte seine Erfahrungen an Katsaris weitergegeben.
Janson musterte seinen Partner. Das Einzige, was aus seinem schwarz bemalten Gesicht hervorstach, war das Weiß seiner Augen. Dann entdeckte er über der rechten Schulter des Griechen einen hellen Fleck. Katsaris' Hemd war bei seiner Landerolle zerrissen, sodass man die helle Haut sehen konnte. Janson bedeutete ihm mit einer Handbewegung, er solle stehen bleiben, und zog eine Rolle schwarzes Isolierband aus der Tasche. Er klebte die Rissstellen zusammen, worauf der helle Fleck verschwand. Garderobereparatur in der Zielzone, dachte Janson.
Und doch konnten solche Kleinigkeiten den Unterschied zwischen Erfolg und Scheitern ausmachen. Ihre schwarze Kleidung würde ihnen dabei helfen, in den tiefen Schatten des Palasthofes zu verschwinden. Schon wenige Zentimeter helle Haut konnten, vom Lichtstrahl der sorglos im Kreise wandernden Taschenlampe eines Wachmannes getroffen, auffallen und sie verraten.
Wie er das schon auf Katchall betont hatte, würden die Rebellen nicht über Hightech-Sicherheitsgerät verfügen, dafür aber über eine Art von Schutz, der die Technik bis jetzt nichts Gleichwertiges hatte gegenüberstellen können: die fünf Sinne wachsamer menschlicher Wesen, die ihnen die Fähigkeit verliehen, besser und schneller als jeder Computer Anomalien im visuellen, akustischen und geruchlichen Bereich wahrzunehmen.
Beim Anflug hatten sie überwiegend mit
Weitere Kostenlose Bücher