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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Schießen und gezieltes Streufeuer als die andere, mehr ungeübten Schützen zugedachte Waffe.
    Die Männer würden das tun, was er ihnen sagte.
    Janson beobachtete ihn noch ein paar Augenblicke lang, hörte wie er mit leiser Stimme den Männern etwas sagte, auf den dunklen Hof wies und eine Wache rügte, die geraucht hatte. Das hier war kein Amateur.
    Entdeckung bedeutete den Tod. Hatte man sie entdeckt?
    Er musste vom Gegenteil ausgehen. Vom Gegenteil ausgehen: Was hätte Commander Alan Demarest von einer solchen Überlegung gehalten, von der von Hoffnung erfüllten Unterstellung, dass die Welt sich den eigenen operativen Zielsetzungen anpasste und sie nicht etwa vereitelte? Aber Demarest war tot - unter den Schüssen eines Exekutionskommandos gefallen -, und wenn es auf der Welt eine Gerechtigkeit gab, dann briet er in der Hölle. Um vier Uhr morgens in der brütenden Schwüle Anuras im Hof des Steinpalastes, umgeben von schwer bewaffneten Terroristen, machte es keinen Sinn, die Erfolgschancen der Operation zu kalkulieren. Ihr Dogma war fast theologischer Natur, musste es sein. Credo quia absurdum est. Ich glaube, weil es absurd ist.
    Und der ältere Mann mit dem faltigen Ledergesicht: Was glaubte er? Er war derjenige, der als Erster erledigt werden musste. Aber war genügend Zeit verstrichen? Unterdessen musste der kleine Zwischenfall von den Wachhabenden zur Kenntnis genommen worden sein. Es war von entscheidender Wichtigkeit, dass sich auch seine Erklärung -das Auftauchen der verfluchten Bandicoot-Ratte - herumgesprochen hatte. Weil es weitere Geräusche geben würde. Das war unvermeidbar. Geräusche, für die es eine Erklärung gab, waren ohne Belang. Geräusche, für die die Erklärung fehlte, würden weitere Untersuchungen auslösen, und das konnte tödlich sein.
    Janson zog den Blo-Jector, ein fünfzig Zentimeter langes Rohr aus eloxiertem Aluminium, aus einer Hängetasche seiner schwarzen Drillichkombination. Taschen waren ein operatives Problem gewesen. Sie konnten sich das reißende Geräusch von Klettverschlüssen ebenso wenig wie das Klicken von Metallschließen leisten, und deshalb hatten sie eine geräuschlose Verschlussversion gewählt: In einem Wollsaum eingenähte Magnetstreifen. Die Magnete hielten die Taschen geschlossen, ließen sich aber lautlos öffnen und schließen.
    Janson flüsterte seinen Plan in sein Lippenmikrofon. Er würde den großen Mann und die Wache rechts von ihm übernehmen; Katsaris sollte auf die anderen zielen. Vorsichtig hob Janson das Gummimundstück des Blasrohrs an die Lippen, zielte über das Rohrende. Der Bolzen war eine Spezialkonstruktion für verdeckte Einsätze, eine hauchdünne Nadel mit einem pillenförmigen Klumpen daran in einem Gebilde aus Plexiglas und Mylar, das wie eine Wespe aussah. Das künstliche Insekt würde zwar nur einer sehr oberflächlichen Überprüfung standhalten, aber wenn alles planmäßig lief, würde sie auch oberflächlich bleiben. Er blies kräftig in das Mundstück, schob dann schnell den zweiten Bolzen ein und blies ein zweites Mal. Dann nahm er wieder geduckte Haltung ein.
    Der große Mann griff sich an den Hals, zog hastig den Bolzen heraus und musterte ihn im schwachen Licht. Hatte er ihn herausgezogen, ehe die »Pille« ihren Inhalt injiziert hatte? Das Objekt sah aus und fühlte sich an wie ein großes Insekt: das steife Exoskelett, der gestreifte Unterleib. Aber das Gewicht stimmte nicht, ganz besonders dann, wenn die Attrappe noch die lähmende Flüssigkeit enthielt, einen Milliliter Carfentanilcitrat. Der Mann mit dem faltigen Gesicht starrte die »Wespe« wütend an und sah dann direkt zu Janson hinüber. Er kniff die Augen zusammen; offensichtlich hatte er seine Umrisse in den Schatten erkannt.
    Seine Hand griff nach dem Revolver, der in einem Halfter an seiner Seite steckte - dann kippte er vornüber, fiel von der Veranda. Janson konnte hören, wie er zwei Meter tiefer auf das Kopfsteinpflaster auftraf. Zwei weitere Wachen glitten zu Boden, verloren das Bewusstsein.
    Ein heftiger Wortwechsel entspann sich zwischen zwei der jüngeren Wachen links von ihm. Sie wussten, dass etwas nicht stimmte. Hatte Katsaris sie noch nicht getroffen?
    Der Einsatz eines Betäubungsmittels war nicht nur ein Versuch, human zu sein. Nur wenige Menschen hatten Erfahrung mit Carfentanilbolzen gemacht; während eines Zeitraums von zehn Sekunden nahmen sie an, ein Insekt habe sie gestochen. Im Gegensatz dazu hatten Schüsse nichts Geheimnisvolles an

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