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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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scharrende Mahlen von Stein auf Stein war zu hören, schwach, aber unverkennbar. Janson war sofort klar, womit sie es hier zu tun hatten. Die kreisförmige Bettung, in der der Steindeckel lag, bestand aus gebranntem Ton, und durch das Verwittern des Kalksteins in der feuchten Tropenluft hatte sich im Laufe der Jahre aus eingedrungenem Schlamm, Blattwerk und dem Gemenge aus Ton und Kalkstein so etwas wie ein natürlicher Mörtel gebildet, der in alle Zwischenräume eingedrungen war und den Deckel praktisch festzementiert hatte. Jetzt, da sie ihn losgerissen hatten, sollte es möglich sein, ihn zu öffnen.
    Er und Theo kauerten sich wie zuvor wieder über den Deckel und hoben ihn mit einer einzigen abgestimmten Bewegung hoch. Der Deckel war zwanzig Zentimeter dick und ungeheuer schwer, eigentlich dazu gedacht, von vier starken Männern bewegt zu werden, nicht von zweien. Aber es ließ sich schaffen. Unter Einsatz ihrer ganzen Kraft hoben sie ihn hoch und legten ihn dann vorsichtig neben der Öffnung ab.
    Janson spähte in das Loch hinunter, das sie freigelegt hatten. Unmittelbar unter dem Deckel war ein Gitter zu erkennen, durch das ein Gewirr von Stimmen aus dem unterirdischen Raum zu ihm heraufdrang.
    Undeutlich, ja, aber zugleich auch unbesorgt. Das meiste von dem, was eine Stimme vermitteln kann - Zorn, Angst, Freude, Ärger -, vermittelt sie durch den Tonfall. Worte als solche sind eher wie Girlanden, eher dazu bestimmt, irre zu führen. Ein Großteil der Verhörausbildung besteht darin, dass man lernt, durch die Worte hindurch die Charakteristiken der reinen Vokalität zu hören. Die Laute, die zu ihnen drangen, waren nicht die eines Gefangenen -so viel war Janson klar. Und wenn man sich in einem Verlies befand und nicht Gefangener war, dann bewachte man den Gefangenen. Dies waren die Wachen. Sie waren ihr unmittelbarer Feind.
    Flach auf den Boden gepresst, legte Janson den Kopf unmittelbar über das Gitter. Die Luft, die ihm von unten entgegenschlug, fühlte sich an seinem Gesicht kühl an, und er nahm Zigarettenrauch wahr. Zuerst mischten sich die Stimmen wie das Plätschern eines Bachs, aber dann konnte er die Stimmen einzelner Männer herausfiltern. Wie viele? Er konnte das nicht mit Sicherheit erkennen. Und ebenso wenig durfte man davon ausgehen, dass die Zahl der Sprechenden dieselbe war wie die Gesamtzahl der anwesenden Männer.
    Sie wussten, dass der Schacht ein paar Meter durch das Gestein führte, teilweise im Winkel von fünfundvierzig Grad, sich dann verengte und flacher verlief. In dem schwachen Licht, das durch das Gitter drang, war kaum etwas zu erkennen.
    Katsaris reichte Janson die Faseroptikkamera, die wie ein Makeup-Etui mit einem langen Kabel daran aussah. Janson fädelte das Kabel, den Rücken gegen den roh behauenen Kalkstein gepresst, Zentimeter für Zentimeter durch das Gitter, sorgfältig darauf bedacht, nicht über sein Ziel hinauszugeraten. Das Kabel war so dick wie ein Telefondraht, und seine Spitze war nicht viel größer als ein Streichholzkopf. In dem Kabel verlief ein doppelschichtiger Glasfaden, der Bilder auf einen acht mal zwölf Zentimeter großen Bildschirm am anderen Ende übertragen würde. Janson sah ständig auf das kleine Matrixdisplay, während er das Kabel bedächtig durch das Gitter fädelte. Wenn jemand dort drunten das Kabel bemerkte und erkannte, worum es sich dabei handelte, war ihr Einsatz vorbei. Ein grauer Schleier füllte den Bildschirm, ein Schleier freilich, der immer heller wurde. Und dann war da plötzlich das Bild eines schwach erleuchteten Raums aus der Vogelperspektive. Janson zog das Kabel ein paar Zentimeter zurück. Jetzt war die Sicht teilweise verdeckt, aber man konnte noch den größten Teil des vorherigen Bildes erkennen. Das vordere Ende des Kabels war vermutlich einen Millimeter vom Schachtende entfernt und daher mit großer Wahrscheinlichkeit nicht zu entdecken. Nach fünf Sekunden sorgte das automatische Fokussierprogramm des Geräts, dass sie das Bild mit maximaler Schärfe und Helligkeit betrachten konnten.
    »Wie viele?«, wollte Katsaris wissen.
    »Das ist nicht gut«, sagte Janson.
    »Wie viele?«
    Janson tastete nach einem Knopf, mit dem sich die Kameraspitze drehen ließ, bevor er antwortete. »Siebzehn Mann. Bis an die Zähne bewaffnet. Aber was sagen schon Zahlen?«
    »Scheiße«, erwiderte Katsaris.
    »Ganz meine Meinung«, knurrte Janson.
    »Wenn das ein gerader Schacht wäre, könnten wir die Mistkerle einfach wegspritzen.«
    »Ja,

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