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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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aber das ist er nicht.«
    »Und wie wär's, wenn wir einfach eine Handgranate hinunterwerfen?«
    »Es braucht bloß ein Einziger zu überleben, und der Gefangene ist tot«, erklärte Janson. »Das haben wir alles schon besprochen. Am besten, du siehst schleunigst zu, dass du deinen Hintern zu Zugang A verlegst.«
    Zugang A, wie er auf den Plänen bezeichnet wurde, war ein lange nicht genutzter Eingang, der in den hinteren Bereich des Verlieses führte. Er spielte in ihrem Plan eine entscheidende Rolle: Während man den Gefangenen in die innersten Tiefen des alten Bauwerks bringen würde, konnten sie eine Phosphorgranate in den Schacht werfen und seine Bewacher außer Gefecht setzen.
    »Roger«, bestätigte Katsaris. »Wenn der dort ist, wo er sein soll, sollte ich in drei Minuten wieder zurück sein. Ich hoffe nur, dass du dir in der Zwischenzeit etwas einfallen lässt.«
    »Beeil dich«, sagte Janson. Er stellte das Bild von Hand noch schärfer und drehte die Kamera immer wieder ein wenig, um den Blickwinkel zu verändern.
    Durch den blauen Dunst des Zigarettenrauchs sah er, dass die Männer um zwei Tische saßen und Karten spielten. Das taten Soldaten weiß Gott immer. Kräftige, bewaffnete Männer mit der Macht, Entscheidungen über Leben und Tod zu treffen, wappneten sich mit dünnem, bunt bedrucktem Papier gegen ihren hartnäckigsten Feind, die Zeit. Er selbst hatte in Drillichkleidung mehr Zeit mit Kartenspielen verbracht, als ihm lieb war.
    Janson studierte die gelangweilten Bewegungen der Männer, sah zu, wie Karten aufgenommen und wieder abgelegt wurden. Er kannte dieses Spiel. Er hatte es einmal stundenlang im Dschungel von Mauritius gespielt. Es nannte sich Proter und war im Wesentlichen die Antwort des Indischen Ozeans auf Romme.
    Und weil Janson das Spiel kannte, zog ein junger Mann achtzehn, neunzehn Jahre alt -, der am größeren Tisch saß und die halb vorsichtigen und halb bewundernden Blicke der anderen auf sich zog, auch seinen Blick an.
    Der junge Mann sah sich um, und seine von der Akne zerfressenen Wangen verzogen sich zu einem Lächeln, ließen gleichmäßige weiße Zähne und einen raffiniert siegesbewussten Gesichtsausdruck erkennen.
    Janson begriff. Es ging nicht nur um Proter. Das Spiel, das der junge Mann spielte, war klar: maximales Risiko für maximalen Lohn. Ein Spiel, das sie beide spielten.
    Der junge Mann trug einen allem Anschein nach mit 7mm-Patronen gefüllten Patronengurt um die Schultern; eine Ruger Mini-14 hing in einer Schlinge vor seiner Brust. Eine schwerere Automatikwaffe - Janson konnte nicht deutlich genug sehen, was für ein Modell - lehnte an seinem Stuhl und war ohne Zweifel der Grund für den Patronengurt. Die Zusammenstellung der Waffen deutete an, dass der junge Mann eine Art Führungsposition einnahm, in militärischen Dingen ebenso wie in der Freizeitgestaltung.
    Jetzt wischte sich der junge Mann die Finger an dem blauen Fetzen ab, den er sich um den Kopf gewunden hatte, und zog den ganzen Haufen Geldscheine zu sich heran.
    Janson konnte ein paar Rufe hören - ungläubiger Zweifel.
    Das Spiel kam zum Stillstand. Selbst die Soldaten an dem kleineren zweiten Tisch drängten sich jetzt um den jungen Mann und seine Kumpane. Jeder hatte einen Karabiner, das sah Janson jetzt, als die Männer aufgestanden waren, und dazu mindestens eine Waffe am Gürtel. Ihre Bewaffnung wirkte abgegriffen, aber gut instand gehalten.
    Der junge Mann legte seine Karten um, eine nach der anderen, eine makellose Sequenz. Es war wie der Augenblick beim Billardspiel, wo ein Meister eine Kugel nach der anderen ins Loch jagt, so als würde er nur für sich allein spielen. Als der junge Mann mit Auflegen fertig war, hatte er keine Karten mehr übrig. Er warf den Kopf in den Nacken und grinste. Ein Satz aus dreizehn Karten: Offenbar hatten seine Kameraden so etwas noch nie gesehen, denn sie brachen in Beifall aus - der Ärger darüber, verloren zu haben, wich der Bewunderung darüber, mit welchem Geschick sie besiegt worden waren.
    Ein schlichtes Spiel. Ein Kagama-Guerillaführer, der zugleich ein Meister im Proter-Spiel war. Würde er mit der Maschinenpistole, die an seinem Stuhl lehnte, ebenso geschickt umgehen?
    Durch seinen Faseroptikspion betrachtete Janson den gespannten Gesichtsausdruck des jungen Mannes, als die nächste Runde Karten ausgeteilt wurde. Ihm war klar, wer gewinnen würde, falls das Spiel je zu Ende gespielt wurde.
    Ihm war auch klar, dass dies keine einfachen Bauern waren,

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