Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
das leise Murmeln wieder einsetzte; das Kartenspiel war immer noch voll in Gang. Der Rauch, der ihm durch das Treppenhaus entgegenschlug, deutete darauf hin, dass wenigstens ein Dutzend Zigaretten gleichzeitig brannten.
    Siebzehn Wachen für einen Mann. Kein Wunder, dass sie sich nur wenig Sorge um die Sicherheit ihrer Geisel machten.
    Janson dachte an den jungen Proter -Champion mit seinem Spiel um hohe Einsätze; dem Spiel, das Triumph oder Katastrophe bedeutete. Nichts dazwischen.
    Alles war jetzt eine Frage des richtigen Zeitpunkts. Janson wusste, dass Katsaris auf sein Kommando wartete und eine lautlos wirkende Thermitgranate in der Hand hielt. Im üblichen Kampfeinsatz wäre jetzt eine Blitzgranate angesagt gewesen, aber jede hörbare Explosion könnte andere alarmieren. Wenn die in der Kaserne stationierten Soldaten zu Hilfe gerufen wurden, musste die ohnehin geringe Chance ihres Erfolgs auf null zusammenschrumpfen.
    Katsaris und Janson waren beide mit modifizierten MP5Ks ausgestattet, einer von Heckler & Koch hergestellten Maschinenpistole mit kurzem Lauf, Schalldämpfer und ausklappbarem Kolben. Die Magazine enthielten jeweils dreißig Schuss Hohlspitzmunition für den Einsatz in Innenräumen und auf kurze Distanz. Die 9mm-Hydraschock-Geschosse hatten eine geringe Abprallneigung, drangen also tief in jedes Bindegewebe ein, das sie trafen, und zerstörten es - zerfetzten es, statt es nur zu durchschlagen. Jansons Kameraden bei den SEALs hatten dieser Waffe, die bis zu neunhundert Schuss pro Minute verfeuerte, den grausamen Spitznamen »Räumbesen« gegeben. Die Waffe war schallgedämpft - nur die Schreie der Getroffenen konnte sie nicht zum Verstummen bringen. Aber die massive Korridortür würde hinreichenden akustischen Schutz bieten, und darüber hinaus war das Verlies durch meterdicken Stein von dem darüber liegenden Stockwerk isoliert.
    Janson schlich sechs Stufen tiefer und schwang sich dann auf die reichlich einen Meter breite Betonplatte. Wie erwartet, waren darauf diverse PVC-Rohre und isolierte Elektrokabel untergebracht, er landete aber völlig geräuschlos. So weit, so gut. Die Soldaten waren ganz auf ihre Karten konzentriert; keiner sah zur Decke.
    An die Wand gepresst, schob er sich vorsichtig auf dem Sims nach vorne; je weiter er vom Treppenschacht entfernt war, umso weniger würden die Wachen seinen Standort ahnen - und umso früher würde er Peter Novak in seiner Zelle erreichen. Trotzdem war Jansons Schussposition alles andere als ideal; Soldaten an einem Ende des größeren Tisches würden ihn sehen können, wenn sie nach oben blickten. Aber dazu hatten sie eigentlich keinen Anlass.
    »Veda theyilai?«
    Der junge Proter-Champion am Tischende sagte das leicht verstimmt und verdrehte dabei die Augen. Hatte er etwas bemerkt?
    Einen Augenblick später blickte er nach oben, spähte in den Halbschatten des Deckensimses. Seine Hände wanderten zu seiner Ruger Mini-14.
    Janson hatte die Beobachtungsgabe des jungen Mannes richtig eingeschätzt. Er spürte, wie seine Kopfhaut zu prickeln besann. Er war entdeckt worden.
    »Jetzt!«, zischte Janson in sein Mikrofon, schob sich auf dem Betonvorsprung ganz nach hinten und streifte sich die Polarisationsbrille über. Er schnippte den Sicherungshebel seiner Waffe nach unten, schaltete auf Dauerfeuer.
    Der junge Mann fuhr in die Höhe, schrie etwas auf Kagama und schoss dorthin, wo er Janson gesehen hatte. Die Kugel riss, keine drei Zentimeter von Jansons Kopf entfernt, einen Brocken aus dem Beton, eine zweite fetzte in ein Leitungsrohr dicht daneben.
    Plötzlich erfüllte blendende Helligkeit und gleichzeitig intensive Hitze den schwach beleuchteten Raum. Die langsam brennende Thermitgranate war gezündet worden: eine kleine Sonne, die selbst die blendete, die den Blick abzuwenden versuchten. Ihre Helligkeit übertraf die eines Schweißbrenners, und die Tatsache, dass die Augen der Wachen sich der schwachen Beleuchtung im Raum angepasst hatten, machte die Blendung nur umso vollkommener. Einige Kugeln schlugen rings um Janson ein, aber der Schusswinkel war ungünstig, und die Schüsse waren schlecht gezielt.
    Durch seine fast schwarze Brille sah Janson die völlig verwirrten Soldaten, von denen einige sich die Hände vor die Augen hielten, während andere blindlings zur Decke feuerten.
    Doch selbst ein blind abgegebener Schuss konnte tödlich sein. In dem von dem übernatürlich weißen Licht grell erleuchteten Raum erwiderte er das Feuer, zielte

Weitere Kostenlose Bücher