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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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gekleideter Mann hatte anscheinend mit zusammengekniffenen Augen eine Straßentafel betrachtet, als Janson um die Ecke gebogen war, und dann den Blick sofort auf eine Ladenfassade gerichtet. Janson war das ein wenig abrupt vorgekommen; es wirkte wie das Verhalten eines Beobachters, der weiß, dass man sich nicht zu nahe beim Objekt seiner Überwachung sehen lassen darf.
    Janson befand sich jetzt in einem Stadium, in dem er seine Umgebung mit zu großer Aufmerksamkeit musterte. Eine Straße weiter bemerkte er die Frau auf der anderen Straßenseite, die das Schaufenster eines Juweliergeschäfts betrachtete; aber auch daran schien ihm etwas nicht zu stimmen. Die Sonne fiel schräg auf das Fenster und machte es zu einem Spiegel. Wenn sie sich tatsächlich für die Colliers und Armbänder interessiert hätte, die im Schaufenster ausgestellt waren, hätte sie anders stehen müssen; mit dem Rücken zur Sonne, um Schatten zu erzeugen und damit das Fenster für sie wieder durchsichtig zu machen. Augenblicke zuvor hatte ein anderer Passant den Hut abgenommen und damit die Sonne abgedeckt, um in das Schaufenster sehen zu können. Was aber, wenn in Wirklichkeit nur das interessierte, was das Glas widerspiegelte?
    Jansons Instinkte signalisierten ihm erregt: Er wurde beobachtet! Wenn er jetzt ein wenig gründlicher nachdachte, dann hätte ihm auch das Pärchen an dem Blumenstand vor dem Hotel auffallen müssen, das so auffällig einen auseinander gefalteten Stadtplan studiert hatte, der ihre Gesichter verbarg. Der Stadtplan war auffällig groß gewesen. Die meisten Touristen, die zu Fuß unterwegs waren, begnügten sich mit kleineren Taschenausgaben.
    Was zum Teufel ging hier vor?
    Er schlenderte in den Omonia-Fleischmarkt, der sich in einem riesigen Gebäude aus dem 19. Jahrhundert mit Eisengittern vor den Fenstern ausdehnte. Auf großen Körben mit gehacktem Eis lagen dort Berge blutig schimmernder Innereien: Herzen, Lebern, Mägen. Ganze Karkassen von Kühen, Schweinen und unwahrscheinlich großem Geflügel hingen an Haken von der Decke, eine geradezu groteske Ansammlung von Fleisch.
    Jansons Augen huschten in die Runde. Zu seiner Linken, ein paar Verkaufsstände entfernt: ein Kunde, der einen der Schweinebäuche betastete - derselbe Mann, der im Nationalgarten den Blick abgewandt hatte. Ohne sich anmerken zu lassen, dass er den Beobachter erkannt hatte, ging Janson schnell auf die andere Seite eines veritablen Vorhangs aus an einer langen Stange aufgereihten Hammelleibern. Zwischen zwei Schafsrümpfen hindurch sah er, wie der weißhaarige Kunde schnell das Interesse an dem Schwein verlor. Der Mann ging an der Reihe herunterhängender Schafskarkassen vorbei und versuchte, auf die andere Seite zu sehen. Janson zog eines der größeren Exemplare beiseite, packte es an den hinteren Hufen und schwang den mächtigen Rumpf, als der weißhaarige Mann davor stand, zu ihm hinüber, traf ihn so heftig, dass er auf einen Berg Kalbskutteln stürzte.
    Lautes Geschrei erhob sich, und Janson trat hastig den Rückzug an, eilte zum anderen Ende des Fleischmarkts und wieder auf die Straße hinaus. Sein Ziel war jetzt ein nahe gelegenes Kaufhaus, Lambropouli Bros, an der Ecke der Eolou und der Lykourgos-Straße.
    Das Gebäude mit seiner Fassade aus Glas und Sichtbeton war drei Stockwerke hoch. Er blieb vor dem Kaufhaus stehen und tat so, als würde er ein Schaufenster betrachten, bis ihm schließlich ein Mann in einer weiten gelben Windjacke auffiel, der vor einem Lederwarengeschäft auf der anderen Straßenseite stand. Janson betrat das Kaufhaus und nahm Kurs auf die Abteilung für Herrenkleidung im hinteren Bereich des Erdgeschosses, musterte interessiert Anzüge, sah dabei immer wieder auf die Uhr und blickte gelegentlich zu den kleinen, an der Decke angebrachten Spiegeln auf, die dort strategisch platziert waren, um Ladendieben ihr Handwerk zu erschweren. Fünf Minuten verstrichen. Selbst wenn jeder Eingang bewacht wird, lässt kein Mitglied eines Beobachtungsteams die Zielperson fünf Minuten lang aus den Augen. Das Risiko, dass in dieser Zeitspanne etwas Unvorhergesehenes passiert, ist zu groß.
    Und da war der Mann in der gelben Windjacke auch schon wieder. Er hatte das Kaufhaus ebenfalls betreten und schlenderte jetzt durch die Gänge, bis er Janson entdeckte, worauf er an einer Parfümvitrine stehen blieb; die Glasflächen würden es ihm leicht machen, Janson zu beobachten, falls dieser das Geschäft durch den Hinterausgang verlassen

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