Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
sollte.
    Schließlich trug Janson einen Anzug und ein Hemd in eine der Umkleidekabinen an der hinteren Wand und wartete dort. Die Abteilung war offenkundig unterbesetzt, und der Verkäufer hatte mehr Kunden, als er betreuen konnte. Er würde Janson nicht vermissen.
    Wohl aber der Beobachter. Während die Minuten verstrichen, würde er sich mit zunehmender Sorge fragen, weshalb Janson so lang brauchte. Er würde sich fragen, ob Janson vielleicht durch einen Personalausgang entkommen war, den er nicht berücksichtigt hatte. Also blieb ihm keine andere Wahl, als selbst den Umkleidebereich aufzusuchen und Nachforschungen anzustellen.
    Drei Minuten später tat der Mann in der gelben Windjacke genau das; Janson konnte ihn mit einer über den Arm drapierten Khakihose durch den Türspalt der Kabine vorbeigehen sehen. Der Mann musste gewartet haben, bis sich der schmale Vorraum vor den Umkleidekabinen geleert hatte. Aber das war ein Umstand, den nicht nur er nutzen konnte. In dem Augenblick, in dem der Mann an der Tür vorbeiging, stieß Janson sie mit explosiver Gewalt auf. Er sprang aus der Kabine und zerrte den benommenen Mann ans hintere Ende des Vorraums und durch eine Tür, die in einen nur für Kaufhausangestellte bestimmten Raum führte.
    Er musste sich beeilen, da nicht auszuschließen war, dass jemand das Geräusch gehört hatte und nachsehen würde.
    »Ein Wort, und Sie sind tot«, sagte Janson leise zu dem immer noch benommenen Mann und hielt ihm, um die Drohung zu unterstreichen, ein kleines Messer an die Halsschlagader.
    Selbst im Halbdunkel des Lagerraums konnte Janson das Ohrteil des Mannes sehen, ein Draht führte zu seinem Hemdkragen und verschwand darunter. Er riss dem Mann das Hemd auf und entfernte den dünnen Draht, der bei einem Mini-Funkgerät in seiner Hosentasche endete. Dann sah er sich das Plastikarmband an, das der Mann trug und das sich beim genaueren Hinsehen als Peilsender erwies, der dem Einsatzleiter seine exakte Position übermittelte.
    Das war kein sehr kompliziertes System - der ganze Überwachungseinsatz war hastig improvisiert worden, und das eingesetzte Gerät war dementsprechend. Und das Gleiche galt für das eingesetzte Personal. Sie waren zwar nicht unausgebildet, aber sie agierten entweder nicht hinreichend erfahren oder ungeübt, vielleicht auch beides. Das war Reservepersonal. Er sah sich den Mann näher an: das verwitterte Gesicht, die weichen Hände. Den Typ kannte er - ein ehemaliger Marineinfanterist, der zu lange Schreibtischdienst getan und den man kurzfristig eingesetzt hatte, eine Hilfsperson für einen unerwarteten Bedarfsfall.
    »Warum sind Sie mir gefolgt?«, fragte Janson.
    »Das weiß ich nicht«, sagte der Mann mit geweiteten Augen. Er sah aus, als wäre er Anfang der dreißig.
    »Warum?«
    »Man hat mir den Auftrag gegeben. Man hat mir nicht gesagt, warum. Ich hatte Anweisung zu beobachten, nicht einzugreifen.«
    »Wer ist Ihr Auftraggeber?«
    »Als ob Sie das nicht wüssten.«
    »Der Chef der Sicherheit im Konsulat«, sagte Janson und musterte dabei seinen Gefangenen scharf. »Sie gehören zu den dort stationierten Marines.«
    Der Mann nickte.
    »Wie viele sind Sie?«
    »Bloß ich.«
    »Jetzt werde ich böse.«
    Janson rammte dem Mann zwei ausgestreckte Finger in den Hypoglossalnerv, unmittelbar unter dem Kinn; er wusste, dass er damit kurzzeitig seinen Atem lähmte, und zugleich presste er dem Mann die Hand über den Mund. »Wie viele?«, fragte er und nahm kurz die Hand weg, damit der Mann reden konnte.
    »Sechs«, keuchte der Mann, vor Angst und Schmerz beinahe erstarrt.
    Janson hätte weitere Fragen gestellt, wenn dafür noch Zeit gewesen wäre; aber wenn die Peileinheit des Mannes keine Bewegung anzeigte, würden bald andere eintreffen, um nachzusehen. Außerdem vermutete er, dass der Typ über keine zusätzlichen Informationen verfügte. Man hatte den Marine der Anti-Terrorismus-Sektion seiner Abteilung zugewiesen, ihn aller Wahrscheinlichkeit nach kurzfristig ausgerüstet und ihm nicht gesagt, was die ganze Aktion bezweckte. Das war die in derartigen Notsituationen in Konsulaten übliche Vorgehensweise.
    Was hatte Nikos Andros ihnen gesagt?
    Janson riss ein paar Streifen von dem Hemd des Mannes, fesselte ihn an Handgelenken und Fußknöcheln und stopfte ihm einen improvisierten Knebel in den Mund. Das Transponderarmband nahm er mit.
    Er war damit vertraut, wie bei Transpondereinsätzen vorgegangen wurde; sie unterstützten die MiniFunkgeräte, die für ihre

Weitere Kostenlose Bücher