Der Janson-Befehl
es nicht!«, brauste Andros auf.
»Dann sagen Sie ihnen das doch. Man wird Ihnen sicher glauben.«
»Also wirklich, Sie können einem den letzten Nerv rauben. Das ist doch eine reine Erfindung. Dass ich gegen die Obristen war, ist kein Geheimnis, aber eine Verbindung zu den Terroristen? Einfach lächerlich! Schiere Verleumdung.«
»Ja?«
Die Andeutung eines Lächelns spielte um Jansons Lippen. »Nun gut.«
Andros war die Unruhe anzumerken. »Man würde Ihnen ohnehin nicht glauben.«
»Nur, dass es nicht von mir kommen würde. Glauben Sie, ich habe vergessen, wie das System funktioniert? Ich habe Jahre in diesem Gewerbe verbracht - ich weiß ganz genau, wie man Informationen so ausstreut, dass man keine Verbindung zu mir herstellen kann - und dass die Informationen immer glaubwürdiger werden, je weiter sie sich von ihrer Quelle entfernen.«
»Ich glaube, Sie reden Unsinn.«
»Ein Mitglied des griechischen Parlaments offenbart sich einem anderen, der im Sold der CIA steht, was der Abgeordnete natürlich nicht weiß. Über verschiedene Stationen und durch ein paar Filter wird daraus eine Aktennotiz, die auf dem Tisch des örtlichen Stationschefs erscheint. Der übrigens nicht vergessen hat, dass die Terroristen vom 17. November einen seiner Vorgänger ermordet haben. Quellenbeurteilung: absolut glaubwürdig. Berichtsbeurteilung: absolut glaubwürdig. Neben Ihren Namen wird ein Fragezeichen gesetzt. Jetzt sehen sich Ihre Zahlmeister einem unangenehmen Dilemma gegenüber. Die bloße Möglichkeit, dass ein Komplize des 17. Noemvri amerikanisches Geld erhält, würde in Geheimdienstkreisen einen Skandal auslösen. Das wäre für alle Beteiligten das sichere Ende ihrer Karriere. Wenn Sie der zuständige Beamte sind, könnten Sie eine Untersuchung anordnen. Aber wollen Sie wirklich eine solche Untersuchung riskieren? Wo sich doch die Abwehragenten bei einem positiven Resultat selbst die Kehle durchschneiden müssen. Es wird eine interne Papierspur geben, dass amerikanische Steuerdollars in die Taschen eines antiamerikanischen Terroristen geflossen sind. Worin besteht also die Alternative?«
Janson ließ den anderen nicht aus den Augen, während er weiterredete. »Gibt es eine ungefährliche Möglichkeit? Einen Unfall? Vielleicht hat eine der Huren, die Sie immer mit nach Hause bringen, ein besonderes Spielzeug dabei, und Sie wachen in dieser Nacht nicht mehr auf. >Kurator stirbt nach plötzlichem Herzanfall - so würde das in der Schlagzeile stehen, und alle würden erleichtert aufatmen. Oder vielleicht würde es so aussehen, dass jemand Sie auf der Straße überfallen hat. Da gibt es hundert Möglichkeiten.«
»Lächerlich!«, sagte Andros, wirkte aber bei weitem nicht mehr so selbstsicher.
»Andererseits könnte man auch zu der Entscheidung gelangen, Sie einfach aus den Akten zu streichen, alle Hinweise auf Gelder zu löschen, die an Sie geflossen sind, und Sie in Frieden lassen. Das ist natürlich ebenso gut möglich.«
Eine kurze Pause. »Würden Sie auf diese Wahrscheinlichkeit setzen wollen?«
Andros' Kinnmuskeln spannten sich, lockerten sich gleich darauf und spannten sich wieder. Das ging ein paar Sekunden lang so, und Janson sah, wie eine Ader auf der Stirn des Griechen pulsierte. »Es heißt«, sagte er dann, »dass man von Ihnen wissen will, weshalb Sie sechzehn Millionen Dollar auf Ihrem Konto auf den Cayman-Inseln haben. Bei der Bank of Monte Verde. Sechzehn Millionen Dollar, die noch vor ein paar Tagen nicht dort waren.«
»Sie lügen schon wieder!«, brauste Janson auf.
»Nein!«, winselte Andros, und die Furcht in seinen Augen war echt. »Ob es nun wahr ist oder falsch, die glauben das jedenfalls. Und dass es keine Lüge ist.«
Janson atmete ein paar Mal tief durch und musterte Andros scharf. »Verschwinden Sie hier«, sagte er. »Ihr Anblick macht mich krank.«
Andros huschte wortlos aus dem Zimmer, verließ Jan-sons Hotel, allem Anschein nach erschüttert von dem, was er hatte preisgeben müssen. Vielleicht war ihm sogar bewusst, dass Janson ihn zu seinem eigenen Schutz weggeschickt hatte, für den Fall, dass die aufsteigende Wut des Amerikaners versuchte, sich Luft zu machen, dass Janson gewalttätig wurde.
Als er jetzt alleine in seinem Zimmer saß, spürte Janson, wie seine Gedanken ihm wirr durch den Schädel jagten. Es ergab einfach keinen Sinn. Andros war ein professioneller Lügner, aber diese Botschaft - die Andeutung, er hätte ein geheimes Vermögen beiseite gebracht -
Weitere Kostenlose Bücher