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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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möglicherweise verrückt geworden, obwohl es natürlich viel hochtrabender formuliert wird. Dissoziative Störung. Posttraumatische Abreaktion...«
    »Wirke ich auf Sie verrückt, Agger?«
    »Selbstverständlich nicht«, sagte Agger schnell. »Selbstverständlich nicht.«
    Eine etwas peinliche Pause trat ein. »Aber, schauen Sie, wir alle wissen ja, was Sie durchgemacht haben. All die Monate der Folter durch den Vietkong. Ich meine ... Herrgott! Geschlagen, ausgehungert - das muss ja Auswirkungen haben. Über kurz oder lang muss das ja Wirkung zeigen. Herrgott, was die Ihnen angetan haben.«
    Seine Stimme überschlug sich fast. Dann wurde er wieder ruhiger und fügte hinzu: »Ganz zu schweigen von all den Dingen, die Sie selbst getan haben.«
    Janson lief es eisig über den Rücken. »Nelson, was wollen Sie damit sagen?«
    »Einfach, dass es eine ganze Menge Leute gibt, die sich Sorgen machen - und dass Sie ziemlich weit oben in der Nahrungskette unseres Gewerbes stehen.«
    Glaubten die tatsächlich, dass er den Verstand verloren hatte? Wenn das der Fall war, konnten sie es sich nicht leisten, ihn frei herumlaufen zu lassen, nicht bei all dem, was er als ehemaliger Cons-Op-Agent in seinem Kopf herumtrug - das detaillierte Wissen über Vorgehensweisen, Informanten, Agentennetze, die noch operierten. Ein Sicherheitsleck konnte Jahre intensiver Arbeit zunichte machen und durfte deshalb unter keinen Umständen riskiert werden. Janson wusste, welche Überlegungen in solchen Fällen in den Geheimdiensten abliefen.
    Obwohl es auf dem Hügel angenehm warm war, fröstelte Janson plötzlich.
    Agger rutschte unruhig auf der Bank zur Seite. »Ich bin kein Fachmann für diese Dinge. Man hat gesagt, Sie würden einen durchaus kompetenten, überzeugenden Eindruck machen, wie jemand, der die Dinge im Griff hat. Und ganz gleich, was in Ihrem Kopf vorgeht, sechzehn Millionen sind eine Summe, der man nicht so leicht widerstehen kann. Aber in dem Punkt spreche ich vielleicht nur für mich selbst.«
    »Ich habe absolut keine Erklärung für das Geld«, sagte Janson. »Vielleicht hat die Liberty Foundation eine exzentrische Art, Zahlungen zu leisten. Es war von Vergütung die Rede. Aber wir haben nichts ausgehandelt, nichts vereinbart. Hören Sie, das war meinerseits nicht das oberste Motiv. Es ging um eine Ehrenschuld. Sie wissen, weshalb.«
    »Paul, mein Freund, ich möchte, dass das alles ins Lot gebracht wird, und ich werde tun, was in meiner Macht steht das wissen Sie. Aber Sie müssen mir auch helfen, mir ein paar Fakten liefern. Wann sind Novaks Leute das erste Mal an Sie herangetreten?«
    »Das war am Montag. Achtundvierzig Stunden nach Novaks Entführung.«
    »Und wann sind die ersten acht Millionen einbezahlt worden?«
    »Warum ist das so wichtig?«
    »Es ist einbezahlt worden, bevor nach Ihren Worten diese Leute an Sie herangetreten sind. Bevor sie wussten, dass Sie Ja sagen würden. Bevor Sie wussten, dass eine Entführung notwendig werden würde. Das ergibt einfach keinen Sinn.«
    »Hat jemand sie danach befragt?«
    »Paul, diese Leute wissen nicht, wer Sie sind. Die wissen nichts von der Entführung. Die wissen nicht einmal, dass ihr Chef tot ist.«
    »Wie haben sie denn reagiert, als sie es erfuhren?«
    »Das haben wir ihnen nicht gesagt.«
    »Warum nicht?«
    »Befehl von ganz oben. Wir sind im Informationsbe-schaffungsgeschäft, nicht im Informationsverbreitungs-geschäft. Alle haben diesbezüglich strikte Anweisung bekommen. Und zum Thema Beschaffung - genau deshalb sind die Leute so wild darauf, dass Sie hereinkommen. Das ist die einzige Möglichkeit. Wenn Sie das nicht tun, wird man Vermutungen anstellen. Und danach handeln. Okay? Muss ich mehr sagen?«
    »Herrgott im Himmel«, murmelte Janson.
    »Paul, Sie müssen mir vertrauen. Wir schaffen es, dass wir diesen ganzen Scheiß hinter uns bringen. Aber Sie müssen hereinkommen. Das müssen Sie.«
    Janson musterte sein Gegenüber nachdenklich. Es war nicht zu übersehen, dass Agger im Laufe des Gesprächs ganz offensichtlich einen Teil seiner Angst abgelegt hatte, jetzt weniger unterwürfig wirkte. »Ich werde darüber nachdenken.«
    »Das heißt, nein«, sagte Agger ausdruckslos. »Und das ist nicht gut.«
    Er griff an sein Revers und fingerte am Knopfloch herum, eine übermäßig beiläufige Geste.
    Rief andere herbei.
    Janson streckte die Hand aus, griff an Aggers Revers und klappte es um. Hinter dem Knopfloch war die vertraute blauschwarze Scheibe zu sehen.

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