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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Plötzlich fühlte er sich wie betäubt. Die Griechen waren keine Beschatter. Sie waren Aggers Reservemannschaft. Der nächste Schritt war gewaltsame Entführung.
    »Jetzt habe ich eine Frage wegen des Zeitablaufs an Sie«, sagte Janson. »Wann ist die Anweisung ergangen?«
    »Die Rückrufdirektive? Daran kann ich mich nicht erinnern.«
    »Wann?«
    Er stand auf, schirmte damit das, was er tat, vor Passanten ab, zog die Walther heraus und zielte auf den Analytiker.
    »Jesus, Herr Jesus!«, schrie Agger. »Paul - was machen Sie? Ich bin doch hier, um Ihnen zu helfen. Ich will doch nur helfen.«
    »Wann?«
    J anson drückte Agger die Mündung der Pistole an die knochige Brust.
    Die Worte sprudelten förmlich aus dem Analytiker heraus. »Vor zehn Stunden. Das Kabel trug den Zeitstempel zweiundzwanzig Uhr dreiundzwanzig. EST.«
    Aggers Blick huschte in die Runde, er war außerstande, das wachsende Gefühl von Bestürzung zu unterdrücken.
    »Und wie lautete die Anweisung für den Fall, dass ich ablehne? Ist ein Liquidationsbefehl erteilt worden?«
    Er presste die Waffe gegen Aggers Brustbein.
    »Halt!«, rief Agger. »Sie tun mir weh.«
    Er sagte das mit lauter Stimme, als sei er in Panik geraten, aber Agger war zwar alles andere als ein Außenagent, er war aber auch kein Amateur, und so groß seine Angst in diesem Augenblick auch sein mochte, er neigte nicht zur Hysterie. Der Ruf galt nicht Janson; damit sollten andere verständigt werden, andere, die sich in Rufweite befanden.
    »Erwarten Sie Gesellschaft?«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden«, log Agger, bemüht, möglichst ruhig zu sprechen.
    »Tut mir Leid. Ich hätte vorher schon erwähnen sollen, dass Ihre griechischen Freunde leider unerwartet verhindert sind.«
    »Sie verdammter Mistkerl!«
    Das brach aus ihm heraus. Aggers Gesicht war weiß -aber nicht aus Angst, sondern vor Wut.
    »Sie werden sich sicherlich bei Ihnen entschuldigen. Sobald sie wieder bei Bewusstsein sind.«
    Aggers Augen zogen sich zusammen. »Herrgott, was da behauptet wird, stimmt also wirklich. Sie sind außer Kontrolle!«

11
    Die Hafenkneipe war dunkel und heruntergekommen, ihre Fußbodenbretter vom über die Jahre hinweg verschütteten Bier verzogen, die schlichten Holzstühle und Hocker von der gleichgültigen Benutzung und gelegentlichen Prügeleien verschrammt. Janson arbeitete sich langsam zu der langen, mit Zinkblech beschlagenen Bar vor, während seine Augen sich allmählich der Dunkelheit anpassten. Ein Matrose saß allein am äußersten linken Ende der Theke und trank mürrisch vor sich hin. Er war nicht der einzige Matrose in dem Lokal, aber derjenige, mit dem am leichtesten Kontakt aufzunehmen war. Und Janson konnte nicht länger warten. Er musste Griechenland schleunigst verlassen. Vor ein paar Minuten hatte er erneut etwas getan, was mit der Zeit zu einem Ritual wurde, das ihn in den Wahnsinn trieb: Er hatte Marta Langs Nummer angerufen. Nichts. Die wissen nicht einmal, dass ihr Chef tot ist, hatte Agger gesagt.
    Und doch war Janson eine Person eingefallen, die wissen würde, was es zu wissen gab, und die auch offen mit ihm reden würde. Natürlich mussten zuerst Vorsichtsmaßnahmen eingeleitet werden - um ihn selbst zu schützen und auch den Mann, den er aufsuchen wollte.
    Der Hafen von Piräus war eine ausgedehnte kreisförmige Bucht, die das Meer, so schien es Janson zumindest, wie eine offene Handschelle umfing - oder wie eine Handschelle, die im Begriff war, sich zu schließen. Die Notwendigkeit hatte ihn dennoch hierher getrieben. Aber er hatte nicht die Absicht, seine nächsten Schritte jemandem zu signalisieren, der daran professionelles Interesse hatte.
    Die letzten zwei Stunden hatte er ein Dutzend andere Möglichkeiten, Griechenland zu verlassen, erwogen und wieder verworfen. Der Flughafen von Athen wimmelte inzwischen zweifellos von Beobachtern; wahrscheinlich würden auch bald Agenten an den größeren Flughäfen wie Thessaloniki und dergleichen mobilisiert werden. Jedenfalls kam es nicht in Frage, mit seinem eigenen Pass zu reisen: Da man die Botschaft bereits eingeschaltet hatte, war die Wahrscheinlichkeit zu groß, dass alle für den internationalen Reiseverkehr in Frage kommenden Punkte alarmiert worden waren. Doch als er versucht hatte, den einen ihm bekannten Mann in Athen aufzusuchen, der sich auf das Fälschen offizieller Dokumente spezialisiert hatte - einen Mann, der einen Schreibwarenladen in der Nähe von Omonia besaß -, hatte er dort

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