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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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beeinträchtigte sein Vorwärtskommen. Grashalme kitzelten ihn an der Nase; überall wucherte hohes Unkraut, und Janson achtete sorgsam darauf, seine Anwesenheit nicht dadurch zu verraten, dass er damit in Berührung kam. Zwei Minuten später hob er kurz den Kopf über den Sichtschutz, den die Schieferplatten boten, und vergewisserte sich, dass er nur noch ein paar Meter von dem Typ mit dem Skizzenblock entfernt war. Der Mann stand jetzt aufrecht und hatte den Kohlestift sorglos weggeworfen, wie man einen Zigarettenstummel wegwirft.
    Der Grieche wandte ihm den Rücken zu, und Janson konnte erkennen, wie kräftig gebaut der junge »Künstler« war. Sein Blick war auf Agger auf der Marmorbank vor dem Brunnen gerichtet, und seine Muskeln schienen angespannt, als wäre er bereit, jederzeit zu reagieren. Dann sah Janson, wie er unter seinem kaftanähnlichen Hemd nach etwas griff.
    Janson hob einen Schieferbrocken vom Boden auf, achtete aber darauf, das in völliger Stille zu tun; jedes unerwartete Geräusch, etwa das Reiben zweier Steine aneinander, würde den Griechen dazu veranlassen, sofort herumzuwirbeln. Janson hob den Stein hoch über den Kopf und warf ihn mit seiner ganzen Kraft, zielte auf den Halsansatz des Griechen. Der Mann hatte zu einer Drehung angesetzt, als der Stein ihn traf, und ging jetzt taumelnd zu Boden. Janson stieg über die niedrige Mauer, packte den Mann an den Haaren und presste ihm den Unterarm über den Mund. Er zog ihn über die Mauer, warf ihn auf den Rücken und zog eine Waffe - eine Walther P99 Automatik - aus seinem Hosenbund. An ihrer Laufmündung war ein Zylinder mit regelmäßig verteilten Löchern befestigt. Eine schallgedämpfte Waffe: dazu bestimmt, nicht etwa nur gezeigt zu werden - eine Waffe, nicht um zu drohen, sondern um Drohungen wahr zu machen. Der Mann war ein Profi, mit Profiausrüstung. Janson fuhr mit dem Finger unter den bestickten Hemdkragen, tastete nach dem Mikrofon und vergewisserte sich, dass der Kontaktschalter nicht umgelegt worden war. Er zog den Stoff zur Seite, sodass eine blaue Plastikscheibe mit einem Kupferdraht sichtbar wurde, der aus der Scheibe herausführte.
    »Sagen Sie Ihrem Freund, dass ein Notfall eingetreten ist«, flüsterte er dicht am Ohr des Mannes. Er wusste, dass ein solcher Auftrag nicht Leuten erteilt wurde, die kein Englisch sprachen und daher möglicherweise Befehle nicht verstehen würden. »Sagen Sie ihm, dass man Sie verraten hat! Was ja auch stimmt!«
    »Dhen milao Anglika«, sagte der Mann.
    Janson drückte dem Mann das Knie auf den Hals, bis er würgte. »Sie sprechen nicht Englisch? Dann gibt es für mich auch keinen Grund, Sie nicht zu töten.«
    Die Augen des Mannes weiteten sich. »Nein! Bitte, ich tue, was Sie sagen.«
    »Und nicht vergessen: Katalaveno Ellinika.«
    Ich verstehe Griechisch. Das war jedenfalls die halbe Wahrheit.
    Der Grieche drückte den verborgenen Kontaktschalter, aktivierte sein Mikrofon und begann zu reden, wobei der Pistolenlauf, den Janson ihm gegen die Schläfe presste, das Ganze noch dringlicher machte.
    Als die Nachricht übermittelt war, schmetterte Janson den griechischen Killer gegen die Schiefermauer. Der Schädel des Mannes absorbierte den größten Teil des Aufpralls; er würde eine Stunde, möglicherweise auch zwei, bewusstlos sein.
    Durch das Okular seines Feldstechers sah Janson den Geschäftsmann in dem hellgrauen Anzug plötzlich aufstehen und in Richtung auf die Bäume gehen. Die Art und Weise, wie er seine zusammengefaltete Zeitung trug, ließ klar erkennen, dass er darunter etwas verbarg. Der Geschäftsmann mit der Brille schaute sich argwöhnisch um, als er in das Wäldchen schritt, und hielt seine Hand immer noch unter der zusammengefalteten Eleftheria, der Athener Tageszeitung, verborgen.
    Janson sah auf seine Armbanduhr. Zu viel Zeit verstrich; Agger konnte leicht unruhig werden und in seiner Angst beschließen, ins Büro zurückzukehren. Das war die übliche Reaktion, wenn jemand nicht erschien: Man wartete nicht über eine bestimmte Zeitspanne hinaus.
    Janson bezog schnell am Ende des Weges durch das Wäldchen Position. Als der Mann herauskam, warf Janson sich auf ihn, schlug ihm die Walther P99 ins Gesicht, zerschmetterte Zähne und Knochen. Blut spritzte dem Mann aus dem Mund auf sein weißes Hemd und das Jackett; die Zeitung und die darunter verborgene schallgedämpfte Waffe fielen zu Boden. Janson tastete schnell unter das Revers des Mannes und entdeckte dort eine kleine

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