Der Janusmann
gehabt hätte. Verstehst du das nicht?«
Jetzt war ich verlegen.
»Wer zum Teufel war sie also?«, wollte ich wissen.
Sie gab keine Antwort. Begann ihre Tasse auf der Untertasse zu drehen, dachte wie verrückt nach.
»Vor acht Wochen?«, sagte sie.
Ich nickte.
»Was hat sie auf ihre Spur gebracht?«, fragte sie.
»Sie sind in deinen Computer eingedrungen«, antwortete ich. »Heute Morgen, vielleicht schon gestern Abend.«
Sie sah von ihrer Tasse auf. »Danach hast du mich also gefragt?«
Ich nickte.
»Teresa ist nicht im Computer«, sagte sie. »Sie arbeitet inoffiziell.«
»Hast du Eliot gefragt?«
»Ich habe etwas noch Besseres gemacht«, erwiderte sie. »Ich habe seine gesamte Festplatte überprüft. Und alle seine Dateien auf unserem Server in Washington. Ich habe Zugang zu sämtlichen Unterlagen. Ich habe nach Stichwörtern wie Teresa, Daniel, Justice, Maine und verdeckte Ermittlungen gesucht. Und er hatte nirgends etwas dergleichen gespeichert.«
Ich schwieg.
»Wie ist’s passiert?«, fragte sie.
»Keine Ahnung«, sagte ich. »Ich denke, der Computer hat ihnen erst verraten, dass ihr jemanden eingeschleust hattet – und später hinzugefügt, dass es eine Frau war. Kein Name, keine Einzelheiten. Also haben sie angefangen, sie zu suchen. Und ich fürchte, dass ich mit daran schuld bin, dass sie entdeckt wurde.«
»Wieso?«
»Ich hatte ein Versteck angelegt«, erklärte ich. »Mit deiner Glock, der Munition und ein paar anderen Sachen. Sie hat das Zeug gefunden und in dem Auto versteckt, das ihr zur Verfügung stand.«
Duffy schwieg einen Moment.
»Okay«, sagte sie. »Und du glaubst jetzt, dass deine Sachen sie belastet haben, als ihr Auto gefilzt worden ist?«
»Vermutlich.«
»Aber vielleicht haben sie erst sie durchsucht und dabei das Ding im Schuh entdeckt.«
»Das kann ich nur hoffen.«
Sie verzog das Gesicht. »Mach dir deswegen keine Vorwürfe. Dafür kannst du nichts. Nachdem sie in den Computer eingedrungen waren, war’s nur noch eine Frage der Zeit, wann sie die richtige Frau finden würden. Beide sind dafür in Frage gekommen. Ich meine, wie viele Frauen standen denn zur Auswahl? Wahrscheinlich nur Teresa und sie. Sie konnten gar nicht fehlgehen.«
Ich nickte. Natürlich gab es auch Elizabeth. Und es gab die Köchin. Aber beide würden auf einer Liste verdächtiger Personen nicht sehr weit oben stehen. Elizabeth war schließlich Becks Ehefrau und die Köchin vermutlich seit Jahren im Haus.
»Aber wer war sie?«, fragte ich.
Duffy spielte wieder mit ihrer Tasse.
»Das liegt auf der Hand, fürchte ich«, sagte sie. »Denk an den Zeitablauf. Rechne von heute aus zurück. Vor elf Wochen habe ich den Scheiß mit den Überwachungsfotos gemacht. Vor zehn Wochen bin ich von dem Fall abgezogen worden. Aber weil Beck ein großer Fisch ist, konnte ich nicht aufgeben, daher habe ich vor neun Wochen Teresa bei ihm eingeschleust, ohne dass jemand etwas davon wusste. Aber weil Beck ein großer Fisch ist, müssen sie seinen Fall ohne mein Wissen jemand anders übertragen haben, und dieser Jemand hat vor acht Wochen zusätzlich zu Teresa eine Agentin als Dienstmädchen eingeschleust. Teresa wusste nicht, dass noch jemand kommen würde, und das angebliche Dienstmädchen wusste nicht, dass Teresa schon dort war.«
»Warum hat sie sich für meine Sachen interessiert?«
»Um die Situation im Griff zu haben, denke ich. Standardverfahren. Aus ihrer Sicht warst du durchaus nicht koscher. Du warst nur irgendein Revolvermann, ein Unruhestifter. Ein Copkiller, der Waffen versteckt. Vielleicht hat sie dich für jemanden aus einer konkurrierenden Bande gehalten und daran gedacht, dich bei Beck zu verpfeifen. Das hätte ihre Glaubwürdigkeit erhöht. Und sie musste dich aus dem Weg schaffen, weil sie keine zusätzlichen Komplikationen brauchen konnte. Hätte sie dich nicht bei Beck verpfiffen, hätte sie uns einen Tipp gegeben, wo sich ein Copkiller versteckt hält. Mich wundert, dass sie das nicht schon längst getan hatte.«
»Ihr Akku war leer.«
Sie nickte. »Acht Wochen. Dienstmädchen haben vermutlich nicht so leicht Zugang zu Handy-Ladegeräten.«
»Beck hat gesagt, sie sei aus Boston gekommen.«
»Klingt vernünftig«, sagte sie. »Wahrscheinlich von der Außenstelle Boston. Das würde geografisch hinkommen und erklären, warum wir in Washington nicht mal gerüchteweise von diesem Einsatz gehört haben.«
»Er hat gemeint, sie sei ihm von Freunden empfohlen worden.«
Sie nickte wieder.
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