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Der Janusmann

Der Janusmann

Titel: Der Janusmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Laufbänder sind kein Ersatz für die agile, wendige Fitness, für die Ausdauer, hohes Tempo und viel Adrenalin charakteristisch sind und die nötig ist, um auf der Straße zu bestehen. Paulie war dafür das beste Beispiel.
    Ich warf ihm eine Kusshand zu.
    Er stürzte sich wieder auf mich. Kam wie eine Dampframme auf mich zu. Ich wich nach links aus und traf sein Gesicht mit dem Ellbogen, während er mich mit der linken Hand berührte und beiseite wischte, als wäre ich gewichtslos. Ich sank auf ein Knie nieder und rappelte mich gerade rechtzeitig hoch, um seinem nächsten Ansturm auszuweichen. Seine Faust verfehlte mich nur knapp, und der heftige Schwung zog ihn etwas nach unten, sodass sein Kopf in genau der richtigen Position für einen linken Haken war. In diesen Schlag legte ich alles hinein, was ich besaß. Meine Faust krachte gegen sein Ohr, und ich ließ eine kolossale rechte Gerade gegen seinen Unterkiefer folgen. Dann tänzelte ich rückwärts und versuchte herauszufinden, wie viel Schaden ich angerichtet hatte.
    Nicht den geringsten.
    Ich hatte ihn viermal getroffen, aber die Wirkung war gleich null. Als hätte ich ihn gar nicht berührt. Von dem zweiten Ellbogenstoß blutete er an der Lippe, aber ansonsten fehlte ihm nichts. Theoretisch hätte er bewusstlos sein oder im Koma liegen müssen. Dass ein Kerl nach meinem vierten Treffer noch immer stand, war vermutlich seit dreißig Jahren nicht mehr passiert. Aber Paulie schien keine Schmerzen zu haben. Er tänzelte herum und grinste. Er wirkte völlig entspannt. Bewegte sich locker. Riesig. Unbesiegbar. Dem ist nicht beizukommen.
    Ich musterte ihn, und mir wurde mit einem Mal klar, dass ich gegen ihn keine Chance hatte. Und er wusste genau, was ich dachte. Er grinste noch breiter. Wippte auf den Fußballen, zog den Kopf zwischen den Schultern ein und hielt seine Hände wie Krallen vor sich ausgestreckt. Zugleich stampfte er mit den Füßen. Als wäre er ein Stier, der im Sand scharrte und sich im nächsten Augenblick auf mich stürzen, mich packen und in Stücke reißen wollte.
    Er kam auf mich zugestürmt. Ich wich nach links aus. Aber diesmal war er auf mein Ausweichmanöver vorbereitet und traf meine Brust mit einem rechten Haken. Mein Brustbein knackte hörbar, und ich hatte das Gefühl, mein Herz müsse vor Schreck stillstehen. Dieser Schlag holte mich von den Beinen, und ich landete auf dem Rücken. Dann musste ich mich entscheiden, ob ich weiterleben oder sterben wollte. Ich entschied mich fürs Erstere. Wälzte mich herum, drückte mich mit den Händen hoch und kam wieder zum Stehen. Sprang mit einem Satz nach hinten und wich einer Geraden aus, die mein Ende bedeutet hätte.
    Jetzt ging es darum, am Leben zu bleiben. Obwohl ich Brustschmerzen hatte und meine Mobilität deutlich eingeschränkt war, wich ich ungefähr eine Minute lang allen seinen Fausthieben aus. Er war stark, aber nicht sonderlich talentiert. Ich schaffte es, ihm einen Ellbogen ins Gesicht zu rammen. Er brach ihm das Nasenbein. Immerhin blutete er jetzt. Er öffnete den Mund, um nach Luft zu schnappen. Ich wich ihm aus, tänzelte rückwärts und wartete. Wurde von einer blitzschnellen Geraden an der linken Schulter getroffen und konnte den Arm danach kaum noch bewegen. Dann verfehlte er mich mit einer Rechten und war für Bruchteile einer Sekunde völlig ohne Deckung. Sein Mund stand offen, weil er nicht mehr durch die Nase atmen konnte.
    Ich holte aus und verpasste ihm einen Zigarettenhaken. Das war ein Trick für Schlägereien in Bars, den ich seit vielen Jahren anwandte. Man bietet dem anderen eine Zigarette an, und wenn er sie nimmt und zwischen die Lippen stecken will, macht er den Mund ungefähr halb auf. Das ist genau der richtige Augenblick für einen kräftigen Kinnhaken. Der knallt seinen Mund zu und bricht ihm den Unterkiefer, wobei er ein paar Zähne verliert und sich vielleicht die Zunge abbeißt. Das war’s dann. Paulie brauchte ich keine Zigarette anzubieten, weil sein Mund schon offen stand. Also brachte ich nur den Kinnhaken an. Legte mein ganzes Gewicht hinein. Ein perfekter Schlag. Obwohl ich im Vergleich zu ihm klein wirkte, war ich ein großer, kräftiger Mann mit fundierter Ausbildung und viel Erfahrung. Meine Faust landete genau unter seinem Kinn. Ich richtete mich auf den Zehenspitzen auf, um mein ganzes Gewicht in diesen Schlag zu legen.
    Mein Kinnhaken hätte ihm nicht nur den Unterkiefer, sondern auch das Genick brechen müssen. Doch der Schlag bewirkte

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