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Der Janusmann

Der Janusmann

Titel: Der Janusmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Zweifel. 10-28 war die Standardantwort bei Sprechproben: laut und klar. Und 10-2 bedeutete: Krankenwagen wird dringend gebraucht. Aber im Geheimjargon der MPs verwandelte Krankenwagen wird dringend gebraucht, laut und klar sich in diese Kerle müssen umgelegt werden, ganz ohne Zweifel. Powell hatte sich ihre Akten angesehen und wollte mich vor den beiden warnen.
    Ich drückte die Antworttaste und tippte Noch kein Fortschritt, bleibt auf Empfang ein. Dann bestätigte ich die Taste jetzt senden und verstaute das Gerät wieder in meinem Absatz. Ich blieb nicht lange unter der Dusche, zog die geliehenen Sachen an, die ich durch meine Schuhe, mein Sakko und den Kurzmantel ergänzte. Als ich wieder nach unten kam, sah ich Zachary Beck und Duke in der Eingangshalle stehen. Beide trugen Mäntel. Duke hielt Autoschlüssel in der Hand. Er hatte noch immer nicht geduscht, sah weiter müde aus und machte ein finsteres Gesicht. Vielleicht gefiel ihm nicht, dass ich seine Sachen anhatte. Durch die offene Haustür sah ich das Dienstmädchen mit einem alten Saab wegfahren, um ihre Einkäufe zu machen. Vielleicht sollte sie auch eine Geburtstagstorte besorgen.
    »Also los«, sagte Beck, als gäbe es Arbeit, aber nur wenig Zeit, sie zu erledigen. Sie traten vor mir ins Freie. Der Metalldetektor piepste zweimal – bei beiden je einmal, doch nicht bei mir. Die Luft war kalt und frisch, der Himmel fast wolkenlos. Becks schwarzer Cadillac stand in der bogenförmigen Einfahrt. Duke hielt die hintere Tür auf, und Beck nahm auf dem Rücksitz Platz. Duke setzte sich ans Steuer. Ich wählte den Beifahrersitz. Das erschien mir angebracht. Gesprochen wurde dabei nichts.
    Duke ließ den Motor an und beschleunigte die Zufahrt entlang. Weit vor uns sah ich Paulie, der das Tor für das Dienstmädchen in dem Saab öffnete. Er trug jetzt wieder seinen Anzug, blieb am offenen Tor stehen und wartete auf uns. Wir fuhren rasch an ihm vorbei nach Westen, vom Meer weg. Ich drehte mich um und beobachtete, wie er das Tor wieder schloss.
    Wir fuhren fünfzehn Meilen weit landeinwärts und bogen am Highway nach Norden in Richtung Portland ab. Ich starrte durch die Windschutzscheibe und fragte mich, wohin die beiden mit mir wollten. Und was sie mit mir vorhatten, wenn wir dort ankamen.
     
    Sie brachten mich bis zum Rand des Hafengebiets außerhalb von Portland. Ich konnte die Aufbauten der am Kai liegenden Schiffe und unzählige Hafenkräne sehen. Auf Lagerplätzen voller Unkraut waren rostige Container gestapelt, die anscheinend niemand mehr brauchte. Dazwischen standen lange, niedrige Bürogebäude. Auf den Zufahrtsstraßen herrschte reger Lastwagenverkehr. Überall flogen kreischende Seemöwen herum. Duke fuhr durch ein Tor auf eine kleine eingezäunte Parkfläche, die teils aus rissigem Beton, teils aus vielfach geflicktem Asphalt bestand. Mitten auf dieser Fläche stand ein Lastwagen. Er war mittelgroß mit einem kastenförmigen Aufbau auf dem Fahrgestell eines Pick-ups. Der Aufbau war breiter als die Fahrerkabine und ragte sogar ein Stück über den oberen Rand der Windschutzscheibe hinaus. Ein typischer Mietwagen, mit unbeschrifteten Seiten. Der Wagen war alt, mittelblau lackiert und wies einzelne Roststreifen auf. Er schien sein Leben in salzhaltiger Luft zugebracht zu haben.
    »Die Schlüssel sind im Türfach«, erkärte Duke.
    Beck beugte sich vom Rücksitz nach vorn und gab mir einen Zettel mit der Wegbeschreibung zu einer Adresse in New London, Connecticut.
    »Sie fahren den Lastwagen zu genau dieser Adresse«, befahl er. »Da ist ein Parkplatz, der ganz ähnlich aussieht wie dieser und auf dem ein identischer Lastwagen steht. Wieder mit den Schlüsseln im Türfach. Sie lassen diesen dort, bringen den anderen her.«
    »Und ohne reinzusehen«, warnte mich Duke.
    »Und fahren Sie langsam«, sagte Beck. »Erregen Sie keine Aufmerksamkeit.«
    »Wieso?«, fragte ich. »Was ist in den Wagen?«
    »Teppiche«, klärte mich Beck auf. »Ich denke dabei nur an Sie. Nach Ihnen wird gefahndet. Sie sollten lieber nicht auffallen. Lassen Sie sich also Zeit. Machen Sie irgendwo eine Kaffeepause. Benehmen Sie sich ganz normal.«
    Mehr erfuhr ich nicht. Ich stieg aus dem Cadillac. Die Luft roch nach Wasser, Öl, Dieselqualm und Fisch. Der Wind blies. Um mich herum nahm ich undefinierbaren Industrielärm und das Kreischen der Möwen wahr. Ich ging zu dem blauen Lastwagen. Sah, dass der Verschlusshebel des Rolltors mit einem kleinen Bleisiegel gesichert war. Ich ging

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