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Der Janusmann

Der Janusmann

Titel: Der Janusmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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mich lächelnd an. Ich stand an der Querseite des Schreibtisches und blickte auf ihn hinab.
    »Was?«, fragte ich.
    »Sehen Sie diesen Computer?«, fragte er. »Über den hab ich Zugang zu allen Zulassungsstellen für Kraftfahrzeuge im ganzen Land.«
    »Und?«
    »Folglich kann ich Kennzeichen überprüfen.«
    Ich schwieg. Er zog eine Pistole aus der Tasche. Eine geschickte Bewegung, schnell und flüssig. Offensichtlich war er doch kein völliger Idiot. Andererseits hatte er eine dafür sehr gut geeignete Waffe. Eine PSM aus sowjetischer Produktion, schlank und glatt, damit sie sich nirgends verhakte. Sie verschoss ungewöhnliche russische Munition, die schwer aufzutreiben war. Unter dem Verschluss gab es einen Sicherungsflügel, der sich bei Dolls Pistole in rückwärtiger Stellung befand. Ich hatte vergessen, ob das entsichert oder gesichert bedeutete.
    »Was wollen Sie?«, fragte ich.
    »Ich möchte etwas von Ihnen bestätigt bekommen«, antwortete er. »Bevor ich damit an die Öffentlichkeit gehe und eine oder zwei Leitersprossen höher steige.«
    Kurze Pause.
    »Wie wollen Sie das anstellen?«, fragte ich.
    »Indem ich ihnen eine Kleinigkeit verrate, die sie noch nicht wissen«, entgegnete er. »Vielleicht verdiene ich mir damit einen netten kleinen Bonus.«
    Ich betätigte den Abzug der Glock in meiner Manteltasche, bis die Pistole entsichert war. Schaute nach links. Ich konnte durch das rückwärtige Fenster des Büros ins Freie sehen. Beck und Duke standen neben dem Cadillac. Sie kehrten mir den Rücken zu. Aber sie waren nur zwölf bis fünfzehn Meter entfernt. Zu nahe.
    »Ich habe den Maxima für Sie entsorgt«, sagte Doll.
    »Wo?«
    »Spielt keine Rolle«, antwortete er. Dann lächelte er wieder.
    »Was?«, fragte ich noch einmal.
    »Sie haben ihn gestohlen, stimmt’s? Auf dem Parkplatz irgendeines Einkaufszentrums geklaut.«
    »Und?«
    »Er hatte Nummernschilder aus Massachusetts«, erklärte er. »Aber die waren gefälscht. Dieses Kennzeichen ist nie ausgegeben worden.«
    Ich schwieg.
    »Also habe ich die VIN überprüft«, sagte er. »Die Vehicle Identification Number. Jedes Fahrzeug hat eine. Sie ist auf einer kleinen Metallplakette oben in der linken Ecke des Instrumentenbretts angebracht.«
    »Ich weiß«, sagte ich.
    »Sie hat zu einem Maxima gehört«, fuhr er fort. »So weit, so gut. Aber der Wagen war in New York zugelassen. Auf einen bösen Jungen, der vor fünf Wochen verhaftet worden ist. Von der Drug Enforcement Agency.«
    Ich sagte nichts.
    »Können Sie mir das vielleicht erklären?«, fragte er.
    Ich sah wieder durchs rückwärtige Bürofenster. Ließ die Glock los und zog meine Hände aus den Manteltaschen.
    »Die Liste der New Yorker Zulassungsstelle muss veraltet sein«, erwiderte ich. »Der Maxima war ein altes Auto. Kann schon vor einem Jahr nach Massachusetts verkauft worden sein. Haben Sie den Authentisierungskode überprüft?«
    »Wo?«
    »Auf dem Bildschirm oben rechts. Die Zahlen müssen stimmen, sonst ist die Liste nicht aktuell. Ich war bei der Militärpolizei. Ich kenne mich mit solchen Anfragen besser aus als Sie.«
    »Ich hasse Militärpolizisten«, sagte er.
    Ich ließ seine Pistole nicht aus den Augen.
    »Wen Sie hassen, ist mir egal«, bemerkte ich. »Ich erzähle Ihnen nur, dass ich weiß, wie diese Systeme funktionieren und ich diesen Fehler auch schon gemacht habe. Mehr als nur einmal.«
    Er schwieg einen Augenblick.
    »Das ist Bockmist«, sagte er schließlich.
    Diesmal lächelte ich.
    »Versuchen Sie’s doch«, schlug ich vor. »Blamieren Sie sich meinetwegen. Mich stört das nicht.«
    Er verharrte sekundenlang unbeweglich. Dann nahm er die Pistole von der rechten in die linke Hand und machte sich mit der Maus an die Arbeit. Er versuchte, mich im Auge zu behalten, während er klickte und scrollte. Ich trat etwas näher, als interessierte ich mich für das, was auf dem Bildschirm erschien. Die Suchseite des Department of Motor Vehicles im Bundesstaat Massachusetts tauchte auf. Ich machte noch einen Schritt und stand jetzt fast hinter Doll. Er gab das Kennzeichen des Maxima auswendig ein. Drückte auf Suchen . Auf dem Monitor erschien eine neue Darstellung. Ich bewegte mich erneut, als hielte ich mich bereit, ihm zu demonstrieren, wo er sich geirrt hatte.
    »Wo?«, fragte er.
    »Dort!«, sagte ich und deutete auf den Bildschirm. Aber ich tat dies mit beiden Händen und zehn Fingern. Meine rechte Hand machte an seinem Genick Halt. Meine Linke nahm ihm die Pistole aus

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