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Der Janusmann

Der Janusmann

Titel: Der Janusmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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mich. Aber Sex gibt’s keinen. Er ist impotent.«
    Ich sagte nichts. Lenkte den Wagen in mäßigem Tempo durch die Kurven der Küstenstraße.
    »Es dauert meist eine Stunde«, sagte sie.
    »Haben Sie Ihrem Mann davon erzählt?«, fragte ich.
    »Was könnte er tun?«
    »Den Kerl rausschmeißen.«
    »Geht nicht«, sagte sie.
    »Warum nicht?«
    »Weil Paulie nicht für meinen Mann arbeitet.«
    Ich sah zu ihr hinüber. Erinnerte mich daran, wie ich Duke aufgefordert hatte: Sieh zu, dass du ihn loswirst. Und er geantwortet hatte: Das ist nicht so einfach.
    »Für wen arbeitet er dann?«, wollte ich wissen.
    »Jemand anders.«
    »Für wen?«
    Sie schüttelte den Kopf, als könne sie diesen Namen nicht aussprechen.
    »Es handelt sich darum, Kontrolle auszuüben«, wiederholte sie. »Ich kann mich nicht dagegen wehren, was sie mir antun, genau wie mein Mann sich nicht dagegen wehren kann, was sie ihm antun. Niemand kann sich wehren. Gegen nichts, verstehen Sie? Das ist der springende Punkt. Auch Sie werden sich gegen nichts wehren können. Duke würde natürlich nicht einmal daran denken, sich zu wehren. Er ist ein Vieh.«
    Ich schwieg.
    »Ich danke Gott dafür, dass ich einen Sohn habe«, sagte sie, »und keine Tochter.«
    Ich schwieg.
    »Letzte Nacht war’s besonders schlimm«, fuhr sie fort. »Dabei hatte ich gehofft, er würde mich langsam in Ruhe lassen. Weil ich jetzt alt werde.«
    Ich sah erneut zu ihr hinüber. Wusste nicht, was ich sagen sollte.
    »Gestern war mein Geburtstag«, erklärte sie. »Das war Paulies Geschenk für mich.«
    Ich schwieg.
    »Ich bin fünfzig geworden«, sagte sie. »Bestimmt wollen Sie sich keine Fünfzigjährige vorstellen, die nackt auf und ab läuft.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
    »Aber ich halte mich in Form. Gehe in den Fitnessraum, wenn die anderen weg sind.«
    Ich schwieg.
    »Er beordert mich zu sich«, sagte sie. »Ich muss ständig einen Piepser bei mir tragen. Dieses Mal hat er mitten in der Nacht gesummt. Erstmals seit langer Zeit. Ich musste sofort los. Es ist viel schlimmer, wenn ich ihn warten lasse.«
    Ich schwieg.
    »Ich war auf dem Rückweg, als Sie mich gesehen haben«, sagte sie. »Draußen zwischen den Felsen.«
    Ich fuhr an den Straßenrand und hielt an.
    »Ich glaube, dass Sie für eine staatliche Stelle arbeiten«, sagte sie.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Sie irren sich«, sagte ich. »Ich bin bloß ein ganz normaler Bürger.«
    »Dann bin ich enttäuscht.«
    »Ich bin ein ganz normaler Bürger«, wiederholte ich.
    Sie schwieg.
    »Sie sollten nicht solches Zeug reden«, entgegnete ich. »Ich habe schon genügend Schwierigkeiten.«
    »Ja«, sagte Elizabeth. »Sie würden Sie umbringen.«
    »Nun, sie würden’s versuchen«, meinte ich. »Haben Sie ihnen erzählt, was Sie denken?«
    »Nein.«
    »Dann tun Sie’s lieber nicht. Sie täuschen sich ohnehin.«
    Sie schwieg.
    »Es würde zum Kampf kommen«, sagte ich. »Sie würden mich erledigen wollen, aber ich würde mich wehren. Dabei könnten Leute verletzt werden. Vielleicht auch Richard.«
    Sie starrte mich an. »Wollen Sie mit mir feilschen ?«
    Ich schüttelte erneut den Kopf.
    »Ich will Sie nur warnen«, sagte ich. »Ich weiß, wie man überlebt.«
    Sie lächelte bitter.
    »Sie haben keinen blassen Schimmer«, sagte sie. »Wer Sie auch sind, Sie stecken in einer Sache, die Ihre Fähigkeiten bei weitem übersteigt. Sie sollten sofort verschwinden.«
    »Ich bin ein ganz normaler Bürger«, wiederholte ich. »Ich muss nichts vor ihnen verbergen.«
    Der Wind ließ den Cadillac kaum merklich schwanken. Ich konnte außer Felsen und Bäumen nichts sehen. Wir waren meilenweit von den nächsten Menschen entfernt.
    »Mein Mann ist ein Verbrecher«, sagte sie.
    »Das weiß ich inzwischen auch.«
    »Er ist ein harter Mann. Ist gewalttätig und immer skrupellos.«
    »Aber er ist nicht sein eigener Boss.«
    »Nein, das ist er nicht. Er ist ein harter Mann, der buchstäblich vor dem Kerl zittert, der sein Boss ist .«
    Ich sagte nichts.
    »Es gibt eine Redensart«, fuhr sie fort. »Die Leute fragen: ›Warum stoßen schlechte Dinge immer nur guten Menschen zu?‹ Aber im Fall meines Mannes stoßen schlechte Dinge einem schlechten Menschen zu. Eine Ironie des Schicksals, finden Sie nicht? Aber es sind trotzdem schlechte Dinge.«
    »Wem gehört Duke?«
    »Meinem Mann«, antwortete sie. »Aber Duke ist auf seine Art ebenso schlimm wie Paulie. Ich würde nicht zwischen den beiden wählen wollen. Er war ein korrupter

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